Oberliga Niedersachsen Wettsumpf im Amateurfußball? Klub zeigt sich selbst an

In deutschen Amateurfußball gibt es immer wieder Hinweise auf Wettbetrug. Die Forderungen nach einer strafrechtlichen Ahndung von Spielverschiebungen werden lauter.

 Ein Wettskandal beschäftigt den Amateurfußball.

Ein Wettskandal beschäftigt den Amateurfußball.

Foto: dpa

Hohe Wetteinsätze, dubiose Eigentore und ernstzunehmende Verdachtsfälle: Hat der deutsche Amateurfußball ein Wettproblem? In Berlin, Hamburg oder Nordrhein-Westfalen kursieren immer wieder Anschuldigen, in Niedersachsen zeigte sich ein Oberliga-Klub nun sogar beim Verband an.

"Wir hatten von Anfang an zwei Spieler unter Verdacht. Das hat sich für uns inzwischen bestätigt. Deshalb wollten wir konsequent sein und haben auch den zweiten Spieler aus dem Trainings- und Spielbetrieb herausgenommen", sagte Martin Puls, Sportlicher Leiter des TB Uphusen (Landkreis Achim), dem Weserkurier. Nach dem 2:4 gegen den SSV Jeddeloh am Samstag mit einem verschossenen Elfmeter und zwei Roten Karten sahen sich die Verantwortlichen gezwungen, sich an den Niedersächsischen Fußballverband (NFV) zu wenden.

Auch im Nachbarland Hamburg steht das leidige Thema Sportwetten inzwischen ganz oben auf der Agenda. Nach einer Reihe von Zeitungsberichten sieht sich der Hamburger Fußballverband (HFV) nun gefordert, den Gerüchten nachzugehen. "Wir grasen die Landschaft ab. Wenn ein Zufallstreffer dabei ist, würden wir uns sehr freuen. Ein Präzedenzfall könnte hemmende Wirkung haben", sagte HFV-Präsident Dirk Fischer dem SID.

Doch belastbare Tatsachen gibt es kaum, viele Aussagen bleiben nebulös und ohne Namensnennungen. Der HFV lädt nun mögliche Zeugen vor, zudem müssen als Präventivmaßnahme künftig alle Spieler ab der Landesliga aufwärts schriftlich versichern, nicht auf eigene Spiele zu wetten.

Doch die Unterschrift kann nur ein erster, kleiner Schritt gegen die krummen Geschäfte auf dem laut Fischer "schwer beherrschbaren Wettmarkt" sein. Auch der für Rechtsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch forderte kürzlich im Umgang mit Wettbetrügern schärfere juristische Instrumente ein.

"Schon seit vielen Jahren weise ich darauf hin, dass ein die Wettmanipulation unter Strafe stellender Straftatbestand zum Schutz der Integrität des sportlichen Wettbewerbs dringend erforderlich ist", sagte der 56-Jährige Sport Bild. Den weltweit agierenden Betrügern könne man mit den Möglichkeiten des Sportrechts nicht Herr werden.

Koch hat wenig Verständnis dafür, dass im kommenden Jahr ein Gesetz gegen Doping, aber keines gegen die internationale Wettmafia verabschiedet werden soll. Denn der Markt brummt ungebremst weiter, und zwielichtige Zwischenhändler sorgen immer wieder für Verlockungen.

Rund 3,2 Milliarden Euro setzten Sportwetten-Anbieter in Deutschland vom Juli bis Dezember 2012 laut Berechnungen des Handelsblattes um. In vielen Großstädten nimmt die Anzahl von Wettbüros zu, im Internet ist der Markt kaum noch überschaubar. Wetten auf Amateurspiele stehen dabei hoch im Kurs - wie im Fall des TB Uphusen.

Beobachtungen eines Anbieters erhärteten nun den Verdacht auf Wettbetrug. Ungewöhnlich viele, wenn auch kleinere Wetten wurden auf das Duell gegen Jeddeloh gesetzt. Ob es zu einem Verfahren kommt, ist noch offen.

(sid)
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