Bayer Leverkusen 3:3 nach 3:0 - Leverkusen belohnt sich wieder nicht

Stuttgart · Ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert begleitete die Mannschaften des VfB Stuttgart und Bayer 04 Leverkusen in die Kabine. Die schwäbischen Fans waren außer sich. 0:3 lag ihr Team hinten, spielte desolat. Eine Halbzeit später tobte die Cannstatter Kurve wieder - diesmal vor Freude.

Der VfB hatte sich ein 3:3 erkämpft - oder besser gesagt, hatte ein 3:3 geschenkt bekommen. Absender des Präsents war die Werkself, die es nicht verstand, 45 Minuten lang das Nötigste zu tun, um eine am Boden liegende Mannschaft zu besiegen und wichtige drei Punkte einzufahren. Wieder einmal standen dominante Spielweise und Ertrag bei Bayer 04 in keinem Verhältnis zueinander.

Gegen Paderborn (2:2), in Freiburg (0:0), gegen Bremen (3:3) und eben in Stuttgart waren die Leverkusener jeweils das bessere Team, ohne aber dabei dem Gegner den finalen Stoß zu verpassen. "Nach dem 3:3 gegen Bremen habe ich gedacht, es wird kein beschisseneres 3:3 mehr geben. Aber es gibt immer noch eine Steigerung", sagte ein angefressener Sportdirektor Rudi Völler. Analog zur Partie gegen Bremen ließ Leverkusen in der ersten Halbzeit zahlreiche Tormöglichkeiten ungenutzt. Anders als gegen Bremen stand es aber zur Pause nicht 1:1, sondern durch zwei technisch feine Treffer von Heung-Min Son und ein bewundernswertes Slalom-Tor von Neu-Nationalspieler Karim Bellarabi 3:0. "Wenn du einen Gang zurückschaltest, zu wenig tust, dann reicht es auch gegen so eine Stuttgarter Mannschaft am Ende nicht", analysierte Völler treffend, was im zweiten Durchgang passierte.

Trainer Roger Schmidt nahm seine Spieler zumindest etwas in Schutz: "Sie sind jung und am Anfang ihrer Karriere. Sie haben noch nicht erfahren, wie brutal Fußball sein kann. Das haben wir in der zweiten Halbzeit gesehen." Im Gefühl des sicheren Sieges attackierte die Werkself bei weitem nicht mehr so aggressiv, setzte Stuttgart kaum unter Druck. Eigentlich konnten die Schwaben mit dem damit verbundenen Ballbesitz wenig anfangen. Doch, als Florian Klein ausnahmsweise eine brauchbare Flanke in den Strafraum gelang und Roberto Hilbert seinen Gegenspieler Timo Werner aus den Augen verlor, stand es plötzlich 1:3. Das bis dahin in der zweiten Halbzeit versteinerte, fassungslose und stille Stuttgarter Publikum erwachte - und mit ihm das VfB-Team. Bayer 04 hingegen fand den Schalter nicht mehr, konnte sein Offensiv-Gen nicht wiederbeleben. Ein Weitschuss von Klein und ein Kopfball von Martin Harnik - jeweils nach Standardsituationen - zum 2:3 und 3:3 dienen als Belege für die Schlafmützigkeit, mit der Bayer 04 nach dem Seitenwechsel zur Sache ging.

Somit hat Bayer 04 statt vier Siegen nur vier Punkte auf dem Konto. "Wir haben die acht Punkte eben nicht geholt in diesen Spielen. Deswegen haben wir es auch nicht verdient, bei den Bayern ganz oben zu stehen", sagte Stürmer Stefan Kießling. Statt der Tabellenführung heißt die Realität Platz sechs.

(RP)
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