Bayer Leverkusen Das 4:4 — auch ein warnendes Beispiel für die Zukunft
Leverkusen · Abgesehen von den Zuschauern im Stadion hatte Bernd Leno beim 4:4 der Leverkusener vielleicht die beste Sicht auf die Lage der Dinge. Der Torhüter der Werkself hatte das Geschehen vor sich. Er konnte sehen, wie Bayer 04 das Spiel und damit den Gegner aus Rom in den ersten 20 Minuten und in der letzten Viertelstunde dieser spektakulären Partie weitgehend von seinem Tor fernhalten konnte. Es waren jene Phasen an diesem verrückten Champions-League-Abend, in denen Bayer 04 an die Leistung gegen den FC Barcelona anknüpfen und dem Gast sein Spiel aufzwingen konnte.
Aber er bekam in den rund 60 Minuten dazwischen eben auch die Schattenseite der Bayer-Defensive zu spüren — dreimal musste er dabei nach Standards hinter sich greifen, einmal nach sehenswerter Tor-Vorbereitung von Gervinho.
Vier Gegentore in Folge, die ausreichend Ansatzpunkte für die Spielvorbereitung gegen den VfB Stuttgart bieten (Samstag, 15.30 Uhr/Live-Ticker). Mit einem Mal, wie es Ömer Toprak treffend formulierte, "glitt uns das Spiel aus der Hand". Lenos Reaktion nach seinem vierten Gegentor, als er wütend den Ball ins Tor drosch, sprach jedenfalls Bände.
Bei aller berechtigten Freude über die Aufholjagd und die gezeigte Moral, analysierte er unmittelbar nach der Partie bereits in bemerkenswerter Klarheit, dass bei allem Spektakel eben auch einiges im Argen lag. "Wir können mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, nicht zufrieden sein. Wir hatten Phasen, da ging wirklich sehr wenig", kritisierte der Torwart die Tiefschlafmomente seiner Mannschaft, die beinahe zu einem bösen Ende geführt hätten.
Trainer Roger Schmidt führte das auch auf die Unerfahrenheit der meisten Spieler zurück. "Wir dürfen nicht unterschätzen, dass wir am Anfang unserer Entwicklung stehen. Es greift noch nicht alles zu 100 Prozent. Aber solche Spiele sind sehr gut für uns, um Schlüsse zu ziehen und als Mannschaft weiter zu wachsen." Der nächste Schritt muss sein, die nachweislich vorhandene Qualität im Team und den von Schmidt geforderten Ballbesitz- und Balleroberungs-Fußball über ein gesamtes Spiel aufrecht zu erhalten.
Während zuletzt viel über fehlende Tore und eine schlechte Chancenauswertung diskutiert wurde, geriet gegen Rom Bayers Defensive zeitweise ins Schwimmen. Schwach war überdies das Verhalten bei Standards, Bayer 04 kassierte drei seiner vier Gegentore nach ruhendem Ball. "Das darf nach einer 2:0-Führung zu Hause und auf Champions-League-Niveau nicht passieren. Da müssen wir uns besser anstellen", bemerkte Kevin Kampl kritisch, der nach seinem Wechsel ins Zentrum zur treibenden Kraft der Leverkusener Aufholjagd wurde. "Ich bin ein Spieler, der den Ball am Fuß braucht, um Lösungen zu finden", sagte der vielseitige Mittelfeldmann und betonte noch einmal, wo er seine Stärken sieht: "Ich fühle mich im Zentrum pudelwohl, dort kann ich Bälle ziehen oder auch mal durchstecken."