Bayer Leverkusen Achterbahnfahrt bringt Völler an den Rand eines Kollaps

Leverkusen · Nach dem 4:4 gegen AS Rom fühlte sich Bayer Leverkusen wie der moralische Sieger, schließlich hatte die Werkself in einem unglaublichen Schlussspurt ein 2:4 ausgebügelt.

Sportchef Rudi Völler stand beim Wiedersehen mit seinem Herzensverein kurz vor dem Kollaps, Trainer Roger Schmidt war total geflasht und Vereinsboss Michael Schade einem Herzinfarkt nahe: Nach dem Abpfiff des 4:4 (2:2)-Spektakels gegen AS Rom in der Champions League stand den Verantwortlichen von Bayer Leverkusen die möglicherweise aufregendsten Minuten der Klubgeschichte ins Gesicht geschrieben.

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Leverkusen - Rom: Einzelkritik

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Bayer fühlt sich als moralischer Sieger

"So ein Spiel hat es zumindest in Leverkusen wohl noch nicht gegeben. Ich habe mit den Kollegen aus Rom gesprochen, die standen ähnlich wie ich auch kurz vor dem Kollaps. Das war für alle und insbesondere für unsere Zuschauer ein tollen Spektakel, das wir fast noch 5:4 gewonnen hätten. Wir können uns nach diesem Spielverlauf aber als moralischer Sieger fühlen", resümierte ein völlig geschaffter Völler nach der verrückten 93-minütigen Achterbahnfahrt, bei der Bayer zunächst frühzeitig wie der Sieger, nach 73 Minuten aber auch wie der klare Verlierer ausgesehen hatte, ehe Kevin Kampl (84.) und "Joker" Admir Mehmedi (86.) aus einem scheinbar hoffnungslosen Spielstand von 2:4 noch ein 4:4 machten, was auf den Platz bei den Bayer-Protagonisten und auf den Rängen bei den 04-Fans ein emotionales Feuerwerk auslöste.

Am Ende könnte der Punkt "Gold wert sein", stellte Völler nüchtern nach dem aufregenden Torfestival fest: "Wir liegen nach wie vor Rom auf dem zweiten Platz und haben alles selbst in der Hand. In Rom müssen wir in zwei Wochen noch einmal so eine engagierte Leistung zeigen und möglichst was mitnehmen, dann wäre das Achtelfinale in Sichtweite."

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Foto: Screenshot Sky

So sah es auch Trainer Schmidt, der mit den Einwechslungen der Offensivkräfte Wladlen Jurtschenko, Julian Brandt und Admir Mehmedi in der Schlussphase "das richtige Zeichen" (Völler) gesetzt und für frischen Wind gesorgt hatte. "Das war alles andere als ein normales Fußballspiel. Auch ich bin geflasht", sagte der 48-Jährige und gab dann gleich die Parole für das Rückspiel am 4. November im Stadio Olimpico aus: "Wir müssen in Rom mindestens einen Punkt holen. Dann haben wir weiter gute Chancen aufs Achtelfinale."

Schmidt hob die Moral seiner Mannschaft besonders hervor, die nach den vier Gegentreffern von Daniele De Rossi (30./38.), Miralem Pjanic (54.) und Iago Falque (73.) zu keinem Zeitpunkt aufgegeben habe, sondern bis zum Schluss bravourös gefightet und beinahe sogar noch gewonnen habe. "Das spricht für den Charakter unserer jungen Mannschaft." Dass sein Team nach der frühen 2:0-Führung durch Javier Hernandez (4./Handelfmeter, 19.) das Heft aus der Hand gegeben hat, sei auch der Unerfahrenheit der meisten seiner Spieler geschuldet: "Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung."

Leno unzufrieden

Nicht ganz so nachsichtig war Bernd Leno. "Wir können mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, nicht zufrieden sein. Wir hatten Phasen, da ging wirklich sehr wenig", kritisierte der Torwart die Tiefschlafphasen seiner Mannschaft, die beinah zu einem böses Ende geführt hatten.

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Dass am Ende alles gut wurde, erfüllte zwar auch Geschäftsführer Michael Schade mit Stolz und Freude, "einen solchen Wahnsinn" braucht der 63-Jährige aber kein zweites Mal. "So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Und wenn, dann nur mit dem Vereinsarzt und dessen vollem Equipment an meiner Seite."

(areh/sid)
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