Bayer Leverkusen Dragovic drängt aus dem Wartestand

Leverkusen · Der Österreicher sollte hochkarätige Alternative zum Stamm-Gespann in der Innenverteidigung mit Jonathan Tah und Ömer Toprak sein. Bisher kam er nicht über 322 Bundesliga-Minuten hinaus. Sein Auftritt in München gibt ihm Rückenwind.

 Aleksandar Dragovic im Duell mit Robert Lewandowski.

Aleksandar Dragovic im Duell mit Robert Lewandowski.

Foto: dpa, geb kno

Aleksandar Dragovic verließ die Münchner Arena über den Ausgang der Bayern. Im Schlepptau: David Alaba, Abwehrspieler des Rekordmeisters. Der schritt mit mächtigen Kopfhörern über den Ohren in Richtung Parkplatz. Die aber schienen die Konversation freilich nicht zu stören. Die beiden Verteidiger verstehen sich ganz offensichtlich - das sah man nicht nur, das hörte man auch.

Beide sind in Wien geboren, da wurde also mit reichlich "Schmäh" in der Stimme analysiert. Als Angestellte des FC Bayern und von Bayer Leverkusen sind sie in der Liga Konkurrenten, in der Nationalmannschaft hingegen Kollegen. "Das letzte Mal, dass ich in diesem Stadion war, habe ich mit 0:7 verloren", entgegnete Dragovic mit einem Augenzwinkern. Das war noch mit dem FC Basel. Dass er allerdings auch mit Bayer 04 keine Punkte aus München mitnahm, wurmte den Innenverteidiger mächtig - für den es zumindest aus persönlicher Sicht ein zufriedenstellender Abend war.

In Abwesenheit des angeschlagenen Ömer Toprak gehörte er zum vierten Mal in dieser Bundesliga-Saison zur Startelf - und zog nach 90 Minuten für sich ein positives Fazit. "Grundsätzlich war das ein gutes Spiel. Gegen Bayern kann man nicht alles verteidigen", erklärte Dragovic. "Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte und wieder Einsatzzeit bekommen habe."

Davon gab es neben den 322 Minuten in der Liga noch nicht sehr viel. In der Statistik stehen weitere 120 Pokal-Minuten in Lotte, Bayers Champions-League-Auftritte fanden bisher ohne den 25-Jährigen statt, den die sportliche Führung mit viel Mühe, Überzeugungskraft und einer 17-Millionen-Euro-Überweisung an Dynamo Kiew verpflichten konnten. Das war unmittelbar vor Transferschluss. Kein perfekter Zeitpunkt eigentlich.

Der Verteidiger kam in ein Team, das nicht nur eine gemeinsame Vorbereitung, sondern auch bereits zwei Partien hinter sich hatte. Vor diesem Hintergrund, sagt Dragovic, sei es schon nicht einfach, "von null auf 100 ins Team reinzudrängen. Außerdem habe ich mit Ömer Toprak und Jonathan Tah zwei hervorragende Innenverteidiger vor mir, die es überragend machen. Man muss auf die Chance warten und sie dann nutzen."

Dass dies mit wenig Praxis nicht einfach ist, sieht Dragovic jedoch nicht als Ausrede. "Auf den Punkt da zu sein, auch wenn man nicht viel spielt, gehört im Fußball dazu", entgegnet der Wahl-Kölner, der bisher im Bayer-Dress nur selten überzeugen konnte. "Aber ich mache mir da nicht so viel Druck. Ich weiß, wie schnell es im Fußball gehen kann."

Vielleicht kommt die nächste Chance schon am Samstag. Dann ist der SC Freiburg zu Gast in der BayArena (15.30 Uhr). Toprak wird dann aller Voraussicht in den Kader zurückkehren. Doch für den Fall, dass "Viel-Spieler" Tah im Sinne der Rotation eine Verschnaufpause bekommt, stünde Dragovic bereit. Der signalisierte jedenfalls, dass er aus dem Wartestand heraustreten will. Unaufgeregt und ohne Fehler spulte er gegen die Bayern seine vielleicht beste Saison-Leistung ab. "Er hat gezeigt, was er kann und hatte hinten raus wirklich gute Aktionen", lobte Rudi Völler. Was dem Sportdirektor imponierte: "Er hat sich festgebissen an Robert Lewandowski. Trotz der Niederlage ist das sicher eine der positiven Erkenntnisse."

(RP)
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