Bayer Leverkusen Bayers Auf und Ab in dieser Saison

Leverkusen · Zwischenzeitlich mochte Roger Schmidt nicht mehr hinsehen. Als spontane Reaktion auf den verschossenen Handelfmeter von Hakan Calhanoglu hielt sich Leverkusens Trainer beide Hände vors Gesicht. Nach der unfreiwilligen Slapstick-Einlage von Bernd Leno, die Augsburg beim 1:1 in der BayArena ohne eigenes Zutun die Führung beschert hatte, war Calhanoglus Fehlschuss die zweite Szene im Leverkusener Spiel, die für allgemeines Entsetzen sorgte.

Bayer 04 Leverkusen - FC Augsburg: Einzelkritik
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Bayer - Augsburg: Einzelkritik

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Der beste Standardschütze der Bundesliga vergab die große Gelegenheit vom Punkt, die trotz fahrlässigem Umgang mit den Torchancen wohl den verdienten Sieg bedeutet hätte. So blieb ein Unentschieden, das neben vier Siegen und drei Niederlagen eine nicht zufriedenstellende Momentaufnahme nach acht Spielen darstellt: Platz 7 hinter Klubs wie Hertha BSC, dem 1. FC Köln und dem FC Ingolstadt, nur acht Tore erzielt, neun kassiert.

Zu wenig für die Ansprüche eines Champions-League-Teams. Der Trainer legte den Finger in die Wunde: "Wir schießen zu wenig Tore. Dort haben wir das größte Verbesserungspotenzial. Was das Herausspielen der Chancen angeht, damit bin ich zufrieden. Das Verwerten fällt uns schwer", analysierte Schmidt, den das 1:1 trotzdem "zuversichtlich stimmt. "Wir agieren nach dem schlechten Start in die zurückliegenden acht Spiele inzwischen positiver und spielen wieder unseren Fußball".

Tatsächlich mutet Bayers Ergebniskurve an wie ein Zick-Zack-Muster, das sich noch nicht für eine klare Richtung entscheiden kann. Den beiden Auftakt-Siegen in der Bundesliga gegen Hoffenheim und Hannover folgten Niederlagen - ohne ein eigenes Tor - gegen Bayern, Darmstadt und gegen Dortmund, die zwischenzeitlich für reichlich Ernüchterung gesorgt hatten. Nun kann man sagen: Niederlagen gegen die beiden Topteams der Bundesliga sind nichts Ungewöhnliches. Aber man war chancenlos. Gegen Darmstadt fehlten Bayer 04 neben der notwendigen Einstellung die Ideen, gegen einen defensiven Aufsteiger etwas auszurichten.

Die passenden Antworten lieferte die Werkself gegen Mainz und vor allem in Bremen. Aus Einstellungs- und Leistungssicht passte dann beinahe alles in Barcelona. Aber eben nicht das Ergebnis.

Das Toreschießen ist das zentrale Problem dieser offensiv so gut besetzten Mannschaft, die gegen Augsburg allein 22 Torschüsse bei 64 Prozent Ballbesitz abgab, aber nur einen Treffer erzielte. In punkto Chancenauswertung zählt Bayer 04 zu den schlechtesten Teams der Bundesliga. Zum Vergleich: Hinter Bayern München, Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart hat die Mannschaft von Roger Schmidt die meisten Schüsse auf das gegnerische Tor abgegeben, bei gerade acht Treffern in acht Spielen ist die Trefferquote von 9,3 Prozent aber indiskutabel. Auch Rudi Völler haderte mit den vergebenen Möglichkeiten gegen Augsburg, die Leverkusen den Sprung auf Platz vier zunichte machten. "Es ist ärgerlich", sagte der Sportdirektor und meinte mit Blick auf die Ausrutscher der Konkurrenz: "Es hätte ein gutes Wochenende für uns sein können."

Der 55-Jährige nahm Leno und Calhanoglu in Schutz, die er nicht als Alleinschuldige für den verpassten Sieg ausgemacht haben wollte. "Wir hatten genügend andere Chancen, die wir nicht genutzt haben."

Nach der Länderspielpause soll sich das ändern. Schmidt wird bis dahin aber wenig Gelegenheit haben, mit seinen Offensivkräften zu arbeiten, die bis auf den zuletzt wenig berücksichtigten Stefan Kießling mit ihren Nationalteams unterwegs sind. Christoph Kramer, Bernd Leno und entgegen erster Befürchtungen auch Karim Bellarabi, der sich an der Schulter prellte, reisten zur Nationalmannschaft. Vor allem Leno verspürte trotz seines Fehlers große Vorfreude. "Ich glaube nicht, dass wegen eines Blackouts etwas anbrennt", sagte der Keeper. "Ich bin erstmal dabei und versuche, mich zu präsentieren."

(RP)
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