Leverkusen siegt in Stuttgart Lenos Heldentaten und Herrlichs Entschuldigung

Bernd Leno, der Torhüter der Werkself, avancierte beim 2:0-Erfolg in Stuttgart zum Sieggaranten der Leverkusener. Sein Trainer Heiko Herrlich zeigte sich nach seinem ersten Platzverweis seit über zehn Jahren indes reumütig.

Bayer 04 Leverkusen beim VfB Stuttgart: Einzelkritik
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Stuttgart - Bayer 04: Einzelkritik

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Foto: dpa, ssd lof

Als einer der Letzten kam Bernd Leno am späten Freitagabend aus der Kabine der Bayer-Profis. Während er mit strahlendem Gesicht über den Auswärtssieg bei seinem Ex-Verein sprach, rempelte ihn plötzlich VfB-Manager Michael Reschke an. "Blödmann", flüsterte ihm der ehemalige Leverkusener Manager mit einem Augenzwinkern zu - wohlwissend, dass der 25-Jährige entscheidend dazu beigetragen hatte, dass der Aufsteiger zum ersten Mal in dieser Saison ein Heimspiel verlor.

Für Leno war die Partie beim VfB keine gewöhnliche. Seine Jugend hatte er bei den Schwaben verbracht, feuerte den Meister von 2007 als Jugendlicher einst selbst als Fan an. Erst 2011 lotste ihn ausgerechnet Reschke unters Bayer-Kreuz. 30 Karten für Familie und Freunde hatte der in Bietigheim-Bissingen geborene Nationalspieler für das Duell gegen seinen Werksklub besorgt. Einen freundlichen Empfang bereiteten ihm die Stuttgarter Fans aber nicht.

Bei jedem Ballkontakt buhten die VfB-Fans ihren ehemaligen Schlussmann aus. Als Leno, der nie ein Spiel für die Profis des VfB bestritt, in der zweiten Halbzeit vor der Stuttgarter Fankurve spielte, wurde er mit wüsten Beschimpfungen und Schmähgesängen empfangen. Ein Umstand, der den Leverkusener offenbar zu Höchstleistungen trieb. "Eine bessere Motivation, als in der eigenen Heimat beleidigt zu werden, gibt es nicht", sagte Leno.

Gleich mehrfach bewahrte der sechsfache Nationaltorhüter sein Team vor dem Ausgleich. Weder Emiliano Insua noch Berkay Özcan schafften es, trotz bester Gelegenheiten den Schlussmann zu überwinden. Das 1:0 durch Kai Havertz (29.) hielt so stand. Auch Coach Heiko Herrlich war nicht entgangen, dass sein Schlussmann sein wohl bestes Spiel der Saison abgeliefert hatte. Er sagte: "In der Viertelstunde nach der Pause hat uns Bernd im Spiel gehalten."

Der Fußballlehrer durfte die Partie seiner Werkself nicht bis zum Schluss vom Spielfeldrand verfolgen. Schiedsrichter Deniz Aytekin schickte ihn nach einem Wutausbruch, bei dem Herrlich eine Wasserflasche auf den Boden warf, auf die Tribüne (76.). Nur zwei Minuten zuvor war Julian Brandt von Santiago Ascacibar rotwürdig gefoult worden, sah allerdings zum Unverständnis der Leverkusener Verantwortlichen nur Gelb. Das entscheidende 2:0 durch Kapitän Lars Bender (80.) verpasste Herrlich. Obwohl sich der 46-Jährige "keiner Schuld bewusst" war, entschuldigte er sich für seinen Rauswurf. "Ich habe eine Vorbildfunktion und möchte, dass mir das in Zukunft nicht mehr passiert."

Erst einmal zuvor war Herrlich als Trainer des Feldes verwiesen worden - 2005, damals noch als Trainer der U19 von Borussia Dortmund.

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