Bayer Leverkusen Das sind Korkuts wichtigste Baustellen

Leverkusen · Viel Zeit bleibt dem neuen Trainer der Werkself nicht, um sein Team auf das Heimspiel am Freitagabend gegen Werder Bremen vorzubereiten. Soll die Trendwende in der Liga gelingen, muss Tayfun Korkut an einigen Stellschrauben drehen.

Das ist Tayfun Korkut
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Foto: afp, jd-jlu

SPIELPHILOSOPHIE Fußballerische Revolutionen sind von dem neuen Mann auf der Trainerbank von Bayer 04 nicht zu erwarten. Tayfun Korkut ist sich bewusst, dass die vergangenen zweieinhalb Jahre unter Roger Schmidt deutliche Spuren im Spiel der Werkself hinterlassen haben. In der Endphase der Liga sei es nicht der richtige Ansatz, "jetzt alles umzukrempeln", betonte der 42-Jährige. Die Art und Weise, wie das Team Fußball spiele, werde sich nur in Details verändern. Er kündigte an, etwas "kontrollierter" spielen lassen zu wollen — ein richtiger Ansatz angesichts der zuletzt frappierenden Anfälligkeit des von einigen Spielern nicht mehr konsequent durchgezogenen "Überfallfußballs", für den sein Vorgänger stand. Stabilität in der Defensive wird dem Team angesichts der bislang 38 Gegentore gut tun. Denkbar, dass Korkut einen zurückhaltenderen Stil bevorzugt. Das der Mannschaft beizubringen, braucht allerdings etwas Zeit. Wie viel davon schon am Freitagabend gegen Werder Bremen (20.30 Uhr) zu sehen sein wird, bleibt abzuwarten.

STANDARDSITUATIONEN Ein Grund für den bisher verkorksten Saisonverlauf ist, dass Bayer 04 zu viele Gegentore nach ruhenden Bällen kassiert. 18 Treffer musste Torwart Bernd Leno bereits nach schwach verteidigten Standards hinnehmen, davon zehn nach Eckstößen — beides sind Höchstwerte in der Bundesliga. Das ist ein Manko, das sich durch kontinuierliches Training relativ zügig verbessern lässt. Im Übrigen gilt das ebenso für die eigenen Standards, die seit geraumer Zeit in den meisten Fällen zu harmlos sind, um bei gegnerischen Abwehrreihen für mehr als ein Achselzucken zu sorgen.

KREATIVITÄT Gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte — die Bayer 04 inzwischen auf Rang zehn (30 Punkte) anführt — tat sich die Werkself meist deutlich schwerer, als gegen die Teams, die weiter oben im Tableau stehen. Der Grund ist schnell ausgemacht: Gegen eher defensiv eingestellte Gegner gelang es dem Team oft nicht, genug Torgefährlichkeit zu erzeugen. Bis in das letzte Drittel lief das Spiel meist recht gefällig, ehe die Leverkusener Offensive ins Stocken kam. Dabei beweisen zum Beispiel Teams wie RB Leipzig Woche für Woche, dass sich kompakte Abwehrreihen mit zwei, drei guten Pässen scheinbar mühelos aushebeln lassen. Lauf- und Passwege nachhaltig zu verbessern, ist aber eher ein mittelfristiges Ziel.

KOMMUNIKATION Als "kommunikativ, nah und absolut ehrlich" beschreibt sich der neue Trainer der Werkself. Das sei es, was die Spieler schätzten. Unter seinem Vorgänger entstand bisweilen der Eindruck, als würde nur noch ein Teil des Teams hinter dem eigenwilligen Trainer stehen. Sportchef Rudi Völler sagte bei Korkuts Vorstellung, dass Schmidts etwas krude anmutende Äußerung, die 2:6-Pleite in Dortmund wäre ein "Schritt in die richtige Richtung" gewesen, beispielhaft für den Ex-Coach sei: "Das war ein typischer Roger Schmidt. Er gegen den Rest der Welt. Er ist ein Typ, der gegen den Wind läuft." Allerdings auch einer, der sich meistens vor sein Team stellte — außer vor dem Dortmund-Spiel, als er seine Profis mit deutlicher Kritik in die Pflicht nahm. Korkut will von Anfang an offen kommunizieren: "Klar hilft mir da die Vergangenheit als Spieler", sagt er — und kündigt an: "Wir brauchen klare Regeln, die für alle gelten."

LEICHTIGKEIT Hauptzweck des Trainerwechsels sei es, "neue Impulse" freizusetzen. Das haben Geschäftsführer Michael Schade und Rudi Völler unisono betont. Der Druck, der auf der Mannschaft lastet, ist nach wie vor hoch. Selbst das Minimalziel Europa League ist in Gefahr. Völler betonte, dass man mit Schmidts Entlassung den Spielern ihr letztes "Alibi" für schwache Leistungen genommen habe. Nun muss Korkut dafür sorgen, dass der Druck in gute Leistungen kanalisiert wird. Ansonsten kann er schnell zu einer Blockade werden — mit fatalen tabellarischen Folgen.

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