Alternative für Bayer-Trainer Herrlich Kohr profitiert von den Routiniers

Leverkusen · Der 23-jährige Mittelfeldwühler der Werkself hat sich in der ersten Saisonhälfte auch dank der Hilfe einiger Mitspieler als wertvolle Alternative für Heiko Herrlich erwiesen - und damit Sportdirektor Rudi Völler in seiner Annahme bestätigt.

 Zwei Youngster bei Bayer 04: Dominik Kohr und Leon Bailey.

Zwei Youngster bei Bayer 04: Dominik Kohr und Leon Bailey.

Foto: rtr, mb

Dass Rudi Völler ein ausgewiesener Fußball-Fachmann ist, werden wohl nur die wenigsten ernsthaft bestreiten. Auch bei der Einschätzung von Dominik Kohrs Chancen in der mit Talenten gespickten Werkself lag der Sportdirektor von Bayer 04 richtig. "Er wird häufiger spielen, als viele glauben", hatte der Weltmeister von 1990 vor dem Beginn der Saison prognostiziert. Ein halbes Jahr später zeigt sich: Völler lag goldrichtig. In 18 von 20 möglichen Pflichtspielen war Kohr dabei, allein 13 Mal stand er in der Startformation. Kein Wunder, dass der gebürtige Trierer zufrieden mit seiner bisherigen Leistung unterm Bayer-Kreuz ist. "Ich war überzeugt, dass ich auch hier meinen Weg gehen werde", sagt Kohr.

Der U21-Europameister wechselte vor der aktuellen Spielzeit nach dreieinhalb Jahren beim FC Augsburg zurück zu seinem Ausbildungsverein. In Werkself-Kapitän Lars Bender, dem chilenischen Südamerikameister Charles Aránguiz und dem Spielführer der österreichischen Nationalmannschaft, Julian Baumgartlinger, traf der zweikampfstarke Abräumer im Mittelfeld auf überaus fähige Konkurrenz. Doch Kohr hinterließ im Trainingslager einen starken Eindruck, so dass Trainer Heiko Herrlich ihn gleich im ersten Pflichtspiel - dem 3:0-Pokalerfolg in Karlsruhe - von Beginn an ranließ. "Ich habe meine Chance genutzt und der Mannschaft in vielen Spielen helfen können", sagt Kohr, der sich von seinen erfahreneren Teamkollegen einiges habe abschauen und lernen können.

Willensstärke, eine klare Körpersprache, Ball- und Passsicherheit sowie ein für seine Position ungewöhnlich ausgeprägter Offensivdrang zählen zu seinen Stärken. Auch seine Aggressivität hat der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Spielers Harald Kohr (unter anderem 1. FC Kaiserslautern) inzwischen besser im Griff. "Ich gehe nicht mehr so ungestüm in die Zweikämpfe", sagt Kohr, der mit fünf Gelben Karten gemeinsam mit Wendell die zumindest diese teaminterne Kartenstatistik anführt. Zu Regionalliga-Zeiten bei den Amateuren von Bayer 04 habe er noch in fast jedem Spiel Gelb gesehen, ergänzt Kohr.

Sein großer Vorteil nach der Rückkehr unters Bayer-Kreuz im Sommer sei gewesen, dass er viele Strukturen und den Verein noch von früher kannte. Kohr: "Ich brauchte keine lange Eingewöhnungszeit." Derzeit bereitet er sich mit dem Team in Leverkusen auf den Rückrundenbeginn am Freitag (20.30 Uhr) gegen den Rekordmeister Bayern München vor. "Man merkt, dass wir nicht lange Urlaub hatten. Jeder hat sich auf den anderen gefreut und man spürt die Begeisterung im Training", sagt er.

Mit einem Sieg gegen den enteilten Spitzenreiter würde die Werkself zumindest für eine Nacht auf den zweiten Tabellenplatz vorrücken. "Dann würde die Tabelle noch einmal richtig spannend", sagt Bayers Mann fürs Grobe.

Mit der Mannschaft hat sich Kohr das Pokalfinale in Berlin sowie das Erreichen eines Champions-League-Platzes zum Ziel gesetzt. Persönlich ist er hingegen etwas bescheidener: "Viele Einsätze und mich komplett durchsetzen."

(sb)
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