Bayer Leverkusen Werkself entzaubert den BVB und nimmt die Fährte wieder auf

Leverkusen · Der erklärte Dortmund-Jäger kommt nach holprigem Saisonstart immer besser in Fahrt. Nach dem 2:0 (1:0) gegen den BVB rückt die Werkself nicht nur tabellarisch wieder in Sphären vor, die den eigenen Ansprüchen genügen. Gegen den Vize-Meister war der Dritte der vergangenen Saison klar das bessere Team.

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Bayer 04 - Dortmund

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Admir Mehmedi (10.) und Chicharito (79.) erzielten die Tore des Tages. Im völlig zurecht als solches bezeichneten Topspiel des 6. Spieltags hat die Mannschaft von Roger Schmidt gezeigt, dass sie mindestens die dritte Kraft im deutschen Fußball sein kann, wenn Einstellung und Strategie stimmen. Zu Gast in der BayArena: Borussia Dortmund. Das Team also, auf das vor dem Saisonstart am Rhein munter zum Angriff geblasen wurde. Man wolle Dortmund jagen und den Abstand verkürzen, hieß es im Umfeld des Vereins — und nun scheint der Jäger die Fährte wieder aufzunehmen. Bayer 04 geht mit einem guten Gefühl und nach einer intensiven Woche deutlich formverbessert in die Länderspielpause.

"Es ist sehr ärgerlich, wir hätten die drei Punkte sehr gut gebrauchen können", sagte Dortmunds Profi Matthias Ginter im TV-Sender Sky. In der ersten Hälfte hätte sich Dortmund "auf jeden Fall" den Schneid abkaufen lassen. Torjäger Chicharito konstatierte nach seinem fünften Liga-Saisontreffer dagegen zufrieden: "Wir haben gegen eine Spitzenmannschaft bewiesen, dass wir mithalten können."

Leverkusen kam gut in die Partie. Ein Freistoß von Hakan Calhanoglu aus dem linken Halbfeld sorgte für Gefahr (3.). Nur wenig später erhöhte die Werkself den Takt. Erst vergab Chicharito eine Kopfballchance nach Flanke von Benjamin Henrichs. Dortmunds Schlussmann Roman Bürki klärte auf Kosten eines Eckballs. Den wiederrum nutzte Calhanoglu, um musterültig das 1:0 durch Admir Mehmedi vorzubereiten — direkt vor dem rappelvollen Gästeblock.

Wenig Gefahr vom BVB

Der Schweizer war für Kevin Volland in die Startelf gerückt und revanchierte sich mit seinem ersten Treffer nach 22 torlosen Partien in der Bundesliga. Ansonsten vertraute Schmidt auf die gleiche Aufstellung wie am Dienstag in der Champions League gegen Monaco. Nach Bayers Führung wirkte das Spiel der Dortmunder zunächst ungewohnt fahrig. Viele Ballverluste und wenig zwingende Offensivaktionen waren die Folge. Einzig eine halbe Chance von Pierre-Emerick Aubameyang brachte etwas Unruhe vor das Tor von Bernd Leno (20.).

Dass Dortmunds oft gepriesener Offensive lange nichts einfiel, lag vor allem am guten Stellungsspiel der Werkself, die aus dem Spiel heraus so gut wie nichts zuließ — erneut mit Lars Bender und Benjamin Henrichs als starke Außenverteidiger. Bender wurde allerdings zur Pause mit muskulären Problemen ausgewechselt. Die Blessur hatte er sich bereits am Dienstag im Spiel gegen Monaco zugezogen. Für ihn kam Wendell, der links in die Viererkette rückte. Henrichs wechselte dafür nach rechts auf Benders Posten. Auch danach präsentierten sich die Leverkusener bissig, aggressiv und hellwach.

Mitte der ersten Halbzeit wurde das Spiel ruppig. Erst traf der bereits mit einer Gelben Karte aus der 14. Minute vorbelastete Charles Aránguiz Matthias Ginter unglücklich mit dem Fuß im Gesicht (29.), nachdem der Dortmunder von Calhanoglu gefoult worden war, und kurz danach war es der Türke selbst, der sich vor Schmerzen am Boden wand — nach einem Zusammenprall mit Sebastian Rode (34.). Kevin Kampl sah wenig später ebenfalls Gelb für ein Foul an Dembelé (37.) und zudem Chicharito unnötigerweise wegen Meckerns (40.). Kurz vor der Halbzeit tauchte dann die Werkself noch einmal vor dem Dortmunder Tor auf, doch Henrichs konnte die kurzzeitige Konfusion vor dem Kasten nicht nutzen (43.). Den Schlusspunkt setzte indes Chicharito (45.+1) als er nach feinem Pass von Mehmedi nur den Innenpfosten traf — allerdings aus einer Abseitsposition.

Chicharito sorgt für die Entscheidung

Im zweiten Durchgang ging es schwungvoll weiter: Wendell (47.) schoss vorbei, Kampl versuchte es aus der Distanz (50.), dann blockte Ömer Toprak einen Schuss von Aubameyang (51.). Etwas später konnte Toprak den pfeilschnellen Gabuner nur mit einer Ringereinlage stoppen — Gelb (62.). Die Gäste kamen etwas besser ins Spiel, allerdings ohne wirklich zwingend zu sein. Erneut Aubameyang hatte den Ausgleich auf dem Fuß, doch Leno parierte stark (73.). Im direkten Gegenzug verpasste Calhanoglu die Chance, auf 2:0 zu erhöhen.

Besser machte es Chicharito (79.), der das erlösende Tor erzielte. Die Einleitung des entscheidenden Treffers kam vom inzwischen für Julian Brandt eingewechselten Kevin Volland, der den Ball zu Calhanoglu spielte. Der Türke legte perfekt für den Mexikaner auf, der nur noch zu seinem fünften Saisontor in der Liga vollstrecken musste. Beinahe hätte Volland auf 3:0 erhöht (87.), doch Bürki parierte. Kurz vor Schluss wurde Aubameyangs vermeintlicher Anschlusstreffer (88.) wegen Abseits nicht gegeben.

Keinen allzu angenehmen Abend erlebte indes Gonzalo Castro. Der Ex-Leverkusener wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen — und blieb nach schwacher Vorstellung nach der Halbzeitpause in der Kabine. Aber nach dem Schlusspfiff waren die Fans der Werkself ohnehin nur noch damit beschäftigt, den verdienten Sieg zu feiern.

(RP)
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