Ligakonkurrent HSV ließ während und auch in den Tagen nach dem Trainingslager keine Gelegenheit aus, sein Werben um den schweizer Nationalspieler medienwirksam zu platzieren. Und zwar so, dass es manchmal den Eindruck erweckte, dass es Drmic selbst etwas unangenehm war. Der verwies dabei höflich auf seinen Berater - ließ aber sehr wohl durchblicken, dass er mit seiner Situation in Leverkusen nicht glücklich ist. Auf 292 Minuten kommt Drmic in der laufenden Saison bei zwölf Einsätzen. Nur einmal durfte er dabei von Beginn an ran. In Hamburg, wo man dringend einen Knipser sucht, werden ihm die Klub-Bosse sicher mehr Einsatzzeit versprochen haben.

Die sportliche Leitung um Bayer 04 hat das öffentliche Ringen allerdings geduldig ertragen - wenngleich das "Nein" von Sportdirektor Rudi Völler nicht von jedem beim HSV sofort akzeptiert werden wollte. Drmic, so betonten die Bayer-Bosse, wird gebraucht. "Er wird uns in der Rückrunde helfen können", sagte Völler. Gelegenheit dazu bietet sich beim morgigen Bundesliga-Rückrundenstart (18.30 Uhr/Live-Ticker). In Abwesenheit von Heung-Min Son, der ab 10 Uhr (MEZ) mit Südkorea um den Sieg beim Asien-Cup spielt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich der ehemalige Nürnberger gegen Borussia Dortmund neben Stefan Kießling im Angriff beweisen darf. Der Schweizer hat gut trainiert und im abschließenden Test bei Mainz 05 als Torschütze und Vorbereiter einen guten Eindruck hinterlassen.

Roger Schmidt wird sein System dann womöglich in ein 4-4-2 verändern - mit den beiden Spitzen Kießling und Drmic.

Allerdings: Julian Brandt brennt ebenso für einen Einsatz. Auch der 18-Jährige ist eine Option auf der Flügelposition. Zweimal stand er in dieser Saison in der Anfangs-Formation, kam acht Mal zum Einsatz und traf gegen Hertha BSC Berlin. Mit guten Leistungen zum Jahresende hat er als Joker seine Qualitäten nachhaltig untermauert. Auch ihm bescheinigt die sportliche Leitung eine gute Trainingsleistung.

Brandts Trumpf im Wettstreit mit Drmic dürften dabei seine Schnelligkeit, seine Unberechenbarkeit sowie seine Vorteile im Umschaltspiel und in den 1:1-Situationen sein, mit dem die Leverkusener zum Erfolg kommen wollen. Mit Drmic/Kießling wiederum hätte Roger Schmidt zwei Stürmer, die Dortmunds Abwehr im Strafraum entsprechend mehr unter Druck setzen könnten.

Der Schweizer versicherte im Trainingslager, dass er "alles dafür geben würde", wenn er das Vertrauen für längere Einsatzzeiten bekäme. Schmidt wird sich seine Gedanken machen. Drmic wie Brandt wären jedenfalls nachvollziehbar.