Bayer Leverkusen Calhanoglu will es seinen Kritikern beweisen

Leverkusen · Wechselgedanken? Von wegen! Hakan Calhanoglu gibt sich im Trainingslager in Österreich kämpferisch. Er will allen Wechselspekulationen zum Trotz den Konkurrenzkampf annehmen. Roger Schmidt stärkt ihm den Rücken und bescheinigt ihm eine hervorragende Entwicklung.

 Hakan Calhanoglu gilt als Freistoßexperte. Auch im Trainingslager in Zell am See trainiert er seine Schusstechnik, um in der neuen Saison zu alter Stärke zu finden - und noch mehr Torgefährlichkeit auszustrahlen.

Hakan Calhanoglu gilt als Freistoßexperte. Auch im Trainingslager in Zell am See trainiert er seine Schusstechnik, um in der neuen Saison zu alter Stärke zu finden - und noch mehr Torgefährlichkeit auszustrahlen.

Foto: KSMEDIANET

Hakan Calhanoglu nimmt Maß. Er schaut, läuft an und - zieht ab. Bayers Mittelfeldspieler feilt wie so oft nach den Trainingseinheiten an seinen Freistößen. Das ist in Zell am See nicht anders. Sein Gesichtsausdruck im Anschluss signalisiert Zufriedenheit. Die Quote stimmt. Die meisten Schüsse flogen ins Tor.

Das war in der vergangenen Saison nicht so. Gerade die Bilder von seinen spektakulären Freistößen waren selten. Dem sonst so für seine gefährlichen Standards gefürchteten Türken ist beim Übergang vom ersten ins zweite Jahr bei Bayer 04 die Torgefahr abhanden gekommen. Auch spielerisch konnte er über die Saison betrachtet nicht die Akzente setzen, die er selbst auch von sich erwartet hatte. Darüber ist Calhanoglu unzufrieden. "Bei mir ist vieles Kopfsache. Wenn es läuft und das Selbstbewusstsein stimmt, geht vieles von alleine", erklärt er. "Anders herum beginnt man zu Grübeln, fragt sich, woran es liegen könnte. Es fehlt mir wahrscheinlich einfach wieder ein Erfolgserlebnis."

Die Kritik an seiner Person ist dem 22-Jährigen nicht verborgen geblieben. Bis zur Verpflichtung von Kevin Volland war er mit 14,5 Millionen Euro der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. "Vom teuersten Einkauf wird natürlich mehr erwartet als vielleicht von anderen Spielern. Wer viel Geld kostet, soll Wunder-Dinge leisten", hatte der 22-Jährige in einem Interview mit unserer Redaktion erklärt und verwies dabei nicht zu Unrecht auf sein Alter. "Die Leute meinen vielleicht deshalb, dass ich schon älter bin. Aber auch für mich gilt, dass ich mich weiterentwickeln muss. Ich weiß, was ich drauf habe und für die Mannschaft leisten kann. Und ich weiß, was Roger Schmidt von mir erwartet."

Sein Trainer stärkt dem Mittelfeldmann im Trainingslager den Rücken. "Hakan ist ein super wichtiger Spieler für mich. Er hat sich in den vergangenen beiden Jahren hervorragend entwickelt. Ich sehe seine Leistung ein bisschen anders als der eine oder andere", entgegnet der 49-Jährige. "Insbesondere in der letzten Saison stand Hakan als junger Spieler im Drei-Tages-Rhythmus fast immer auf dem Platz und war absoluter Leistungsträger. Er hat sehr viel Verantwortung übernommen." Tatsächlich gehörte Calhanoglu zu den Spielern, die aufgrund der Verletztenmisere permanent zum Einsatz kamen. Dass Körper und Geist bei dieser Belastung irgendwann müde wurden und sich das auf das Leistungsvermögen auswirkte, ist sicher eine mögliche Erklärung. Trotz allem sagt der türkische Nationalspieler, "war ich selbst nicht zufrieden mit der Saison. Ich weiß, was ich kann, und das habe ich nicht konstant zeigen können."

In der neuen Spielzeit will er es seinen Kritikern zeigen, möchte an sein erstes Jahr in Leverkusen anknüpfen. Wechselgerüchten erteilt nicht nur sein Trainer eine Absage, sondern auch Calhanoglu selbst. "Natürlich möchte ich bei Bayer 04 bleiben", sagt er.

Dass der Positionskampf größer geworden ist, macht die Situation für den Techniker gewiss nicht einfacher, der es - egal wo im Mittelfeld - mit qualitativ hochwertiger Konkurrenz zu tun hat. "Mir ist klar, dass es noch schwieriger wird zu spielen und ich mehr Gas geben muss", sagt Calhanoglu, der anfügt: "Ich weiß ja, dass ich besser spielen kann."

Zu seinen persönlichen Enttäuschungen gehört auch das Abschneiden bei der EM in Frankreich. Die Türkei schied nach der Vorrunde aus, Calhanoglu selbst, der auf ungewohnt defensiver Position agierte, hätte gerne mehr zu einem besseren Ergebnis beigetragen. "Der Urlaub tat gut, um Kraft zu tanken", sagt er. Davon ist auch Roger Schmidt überzeugt, der mit den besseren Rotationsmöglichkeiten auch Entlastung für Calhanoglu erwartet. "Die Möglichkeit, ihn auch mal rausnehmen zu können, wenn die Belastung zu hoch wird, wird dazu beitragen, dass er noch konstanter auf hohem Niveau spielen kann." Sport Seite

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort