Bayer Leverkusen Calhanoglus brisante Rückkehr nach Hamburg steht auf der Kippe

Magdeburg · Hakan Calhanoglu muss bei seiner Rückkehr nach Hamburg mit einem nicht gerade herzlichen Empfang rechnen. Viel schlechter hätte sein Abschied vom HSV für den Neu-Leverkusener nicht laufen können.

Das ist Hakan Calhanoglu
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Foto: afp, pst/dg

Gebrochener Treueschwur, fragwürdige Schuldzuweisungen, umstrittene Krankschreibung: Mit seinem wochenlangen Wechsel-Theater im Sommer sorgte Hakan Calhanoglu in Hamburg für kräftiges Kopfschütteln. Am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) könnte das 20 Jahre alte Mittelfeld-Juwel von Bayer Leverkusen erstmals in sein früheres "Wohnzimmer" zurückkehren. Heimisch wird er sich dort nicht mehr fühlen.

Calhanoglu erwartet ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert, sollte er trotz seiner Fersenblessur den Rasen betreten. Aktionen unterhalb der Gürtellinie will HSV-Vereinspräsident Carl Jarchow jedoch verhindern: "Spruchbänder der Fans müssen vorher bei uns angemeldet werden. Respektlose Kommentare, die den Menschen Calhanoglu verletzen, werden wir konsequent aus dem Verkehr ziehen", sagte Jarchow dem "Kölner Express": "Wir wollen nicht, dass die Situation eskaliert."

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Die Ouvertüre des Theaters um den 14,5 Millionen-Euro-Transfer begann im Frühjahr, exakt am 5. Februar. Der HSV befand sich mitten im Abstiegskampf, als Calhanoglu die Fans in der Hansestadt mit einem Statement begeisterte. "In unserer schweren Situation möchte ich ein Zeichen setzen", sagte er und verlängerte seinen Vertrag zu verbesserten Konditionen um zwei Jahre bis 2018: "Ich möchte noch lange für den Verein in der Bundesliga spielen."

Doch diese Meinung änderte sich schnell. Nachdem er mit starken elf Toren als junges Talent maßgeblich zum Last-Minute-Klassenerhalt beigetragen hatte, wollte er schnell weg. "Meine Perspektive für die kommende Saison sehe ich ganz klar bei Bayer Leverkusen", sagte der gebürtige Mannheimer im Mai. Spätestens als Calhanoglu der Saisonvorbereitung der Hamburger mit einem Attest einer Heidelberger Psychologin fernblieb, sorgte er für einen Sturm der Entrüstung bei den HSV-Fans.

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"In Hamburg konnte ich kaum mehr rausgehen. Ich wurde von allen Seiten beleidigt", rechtfertigte sich Calhanoglu kürzlich bei einem viel diskutierten Auftritt im ZDF-Sportstudio: "Dann war ich mental auch nicht mehr so stark. Und deswegen habe ich eine professionelle Unterstützung gebraucht." Der neue Vertrag in Leverkusen habe ihm anschließend neue Motivation gegeben, so dass er seinem Job wieder nachgehen konnte.

Die Schuld am gesamten Wechsel-Wirbel verortete er vor allem beim früheren HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer, dem er laut eigener Aussage mit der Vertragsverlängerung nur ein Erfolgserlebnis verschaffen wollte. Hinter den Kulissen sei ausgemacht gewesen: Bei einem guten Angebot könne er gehen. Davon habe Kreuzer nichts mehr wissen wollen. "Somit stand ich einfach dumm da. Und die Fans wussten nicht, worum es geht", sagte Calhanoglu.

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Unterstützung erhält er von Bayers Sportdirektor Rudi Völler. "Es wird zu wenig gewürdigt, dass Hakan alles dafür getan hat, dass der Verein in der Liga bleibt", sagte der 54-Jährige der "Sport Bild": "Er hat sich in der Relegation keine Zerrung genommen, sondern alles gegeben. Das zeigt seinen Charakter." Bei der Werkself ist Calhanoglu stark eingeschlagen und traf auch am Mittwoch beim glücklichen Zweitrunden-Sieg im DFB-Pokal beim 1.FC Magdeburg (5:4 im Elfmeterschießen) — dort musste er allerdings ausgewechselt werden. "Er hatte einen Tritt auf dem Fuß bekommen und konnte nicht mehr sauber abrollen", erklärte Trainer Roger Schmidt. Ob der Türke in Hamburg überhaupt spielen kann, ist fraglich.

Auch Jarchow, der als damaliger Vorstandsboss die Posse hautnah miterlebte, schlug vor dem Wiedersehen in Hamburg versöhnliche Töne an: "Im Grunde ist Hakan nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein guter Junge."

(sid)
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