Bayer Leverkusen Bayer 04 belohnt sich nicht
Leverkusen · Das Team von Roger Schmidt steht nach dem 1:1 gegen Mönchengladbach auf Platz drei, mit dem bisherigen Verlauf der Hinrunde kann Leverkusen aber nicht zufrieden sein. Das Team hat keinen Plan B, wenn es mal nicht läuft.
Fußball ist ein einfacher Sport. Die Regeln sind klar hinterlegt. Am Ende eines Spiels gibt es ein Ergebnis, und am Ende eines Spieltags gibt es eine Tabelle. Alles ist also transparent, jeder weiß, wo er steht und wo die anderen. Soweit die Theorie. Dass sich das Ganze in der Praxis dann doch durchaus etwas komplizierter darstellt, dafür liefert Bayer Leverkusen in diesen Wochen einen eindrucksvollen Beweis. Denn so richtig, dieser Eindruck drängte sich auch gestern nach dem 1:1 gegen Mönchengladbach auf, wissen sie noch nicht, was sie mit dem bisherigen Saisonverlauf anfangen wollen.
Ja, die Mannschaft spielt mutig, offensiv und aktiv. Und nein, die Mannschaft holt zu wenig Punkte, für das, was sie investiert. Ja, Bayer 04 steht nach 15 Spieltagen auf Rang drei, also in einem Bereich, in dem man sich wohl fühlt. Und nein, sechs Siege aus diesen 15 Partien sind keine Bilanz, mit der man mit stolz geschwellter Brust hausieren gehen könnte. "Ich habe schon den Eindruck, dass man in dieser Saison weniger Punkte braucht als in den vergangenen Jahren", sagte Bayers Geschäftsführer Michael Schade.
Das "Wofür" ließ er unvollendet, aber ziemlich sicher ließe sich "für die Qualifikation zur Champions League" einfügen. Dann wurde Schade klarer: "Wir sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Sechs Siege, das ist erschreckend wenig. Dafür stehen wir erschreckend gut." Bayers Dilemma ergibt sich dadurch, dass man zwei Bewertungsmaßstäbe anlegen kann für das bisher Geleistete: einmal den Vergleich mit den anderen Mannschaften, zum anderen den Vergleich mit dem, was hätte möglich sein können, seit Roger Schmidt sein Amt angetreten hat. "Wir könnten ein paar Punkte mehr haben, aber dennoch: Bisher bin ich mit der Art und Weise, wie wir auftreten, einverstanden", sagte Schmidt am Sonntag.
Dieser Auftritt der Werkself hat sich im bisherigen Saisonverlauf gewandelt. Vom begeisternden, mitreißenden Pressing-Stil, mit dem Schmidts Mannen zu Saisonbeginn die Gegner überraschte und die Zuschauer verzückte, zum gleichbleibenden Pressing-Stil, auf den sich die Gegner naturgemäß zunehmend besser einstellen und der immer mal wieder zur Krux werden kann, weil hinter ihm kein erkennbarer Plan B wartet, auf den die Mannschaft im Bedarfsfall zurückgreifen könnte.
Wenn das Team im Verlauf eines Spiels den Offensivdrang dadurch versanden lässt, dass am Ende einfach zu wenig Abschlüsse stehen, fällt ihr ein Umschalten schwer auf eine andere Variante. Bei Flanken auf Mittelstürmer Stefan Kießling (seine Hand ist nur geprellt) zum Beispiel, dessen Stärken vor dem gegnerischen Tor einfach nicht mehr so oft zum Tragen kommen, wie es früher verlässlich der Fall war.
Zwei Spiele haben sie noch vor der Winterpause. Dienstag in Hoffenheim und Samstag gegen Eintracht Frankfurt. "Jetzt geht es darum, in diesen beiden Partien Siege einzufahren", sagte Schmidt. Denn irgendwie ist dann auch in Leverkusen Fußball ein ganz einfacher Sport. Einer, bei dem am Ende die Ergebnisse zählen. Die Punkte. Und das ist letztlich die einzige Bewertungsgrundlage.