Qual der Wahl Bayer hat vier Sechser für ein Ziel

Leverkusen · Julian Baumgartlinger, Charles Aránguiz, Dominik Kohr und Lars Bender - Werkself-Trainer Heiko Herrlich für das defensive Mittelfeld oft die Qual der Wahl. Sportdirektor Rudi Völler attestiert dem Coach ein "glückliches Händchen".

 Charles Aránguiz im Spiel gegen Gladbach.

Charles Aránguiz im Spiel gegen Gladbach.

Foto: rtr

Eine Frage, die Heiko Herrlich vor der Saison häufig beantworten musste, war folgende: Wohin mit den vielen Sechsern? Der Trainer von Bayer 04 weigerte sich aber partout, von einem Überangebot auf der Position im defensiven Mittelfeld zu sprechen. 26 Liga-Spiele und 44 Punkte später zeigt sich: Herrlich lag richtig. Zwar verabschiedete sich in Kevin Kampl bereits in der Frühphase der Spielzeit ein potenzieller Mittelfeldmann für diese zentrale Position Richtung Leipzig, doch die verbliebenen Defensiv-Allrounder der Werkself - Julian Baumgartlinger, Dominik Kohr, Charles Aránguiz und Lars Bender - teilen sich die Aufgaben als Balleroberer und -verteiler seitdem vorbildlich. Fällt einer aus, springt der andere ein.

Für Baumgartlinger ist das auch ein Zeichen für die Vielseitigkeit der Mannschaft. An der Seite von Aránguiz bildete er zuletzt die Doppel-Sechs der Werkself. "Egal, welche Kombination auf dem Platz steht - wir haben Stabilität. Das macht uns stark", sagte der 30-Jährige nach dem 2:0-Erfolg gegen Mönchengladbach, an dem er mit einer guten Leistung einen großen Anteil hatte. Mit dem Chilenen verstehe er sich trotz der Sprachbarriere gut. "Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht kennen. Wir haben ein ähnliches Spielverständnis. Charles hat nach vorne noch etwas mehr Kaltschnäuzigkeit und deswegen ergänzen wir uns gut auf der Doppel-Sechs." Aber auch Kohr, der im Derby in den Schlussminuten eingewechselt wurde, bringe "viel Qualität" in die Mannschaft. Nicht umsonst habe der U 21-Europameister die meisten Einsätze aus dem Quartett.

Sportdirektor Rudi Völler attestiert Herrlich mit Bezug auf dessen Umgang mit den Sechsern ein "glückliches Händchen". Der Weltmeister von 1990 sagt: "Du brauchst viele gute Spieler für diese Position." Sie sei sehr laufintensiv, zudem müssten dort viele Zweikämpfe geführt werden. Das wiederum führe zu der ein oder anderen Sperre oder auch Verletzung, erklärt der 57-Jährige. Kohr verpasste am 14. Spieltag das Duell mit Dortmund wegen seiner fünften Gelben Karte und fehlte zuletzt in Wolfsburg, da er eine Woche zuvor gegen Schalke binnen weniger Minuten Gelb-Rot sah. Auch Aránguiz stand der Werkself bereits in vier Partien nicht zur Verfügung - jeweils wegen muskulärer Probleme. Kapitän Lars Bender, der seit dem 4:1-Triumph in Hoffenheim vorrangig auf der rechten Verteidigerposition eingesetzt wird, war allein in der Rückrunde in drei Spielen wegen eines Muskelfaserrisses zum Zuschauen gezwungen.

Mit Blick auf den Endspurt in der Liga sowie dem Pokal-Halbfinale gegen München sei es Völler zufolge nun wichtig, dass Herrlich "aus dem Vollen schöpfen" könne. Ein Problem in der Rotation sieht er nicht: "Ein Leistungsgefälle existiert nicht." Jeder Spieler stelle sein Ego für den Erfolg des Teams hintenan - wobei das für alle Spieler im Team gelte.

Den Begriff des Stammspielers in seiner "klassischen Form" gebe es nicht mehr. "Auch nicht beim FC Bayern", betont Völler. "Heute hast du 15 bis 16 Stammspieler mit hoher Qualität." Sollte Bayer 04 sein erklärtes Ziel - die Champions League - erreichen, müsse personell noch einmal nachgelegt werden, sagt der Sportdirektor.

(RP)
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