Bayer Leverkusen Bayer rüstet für die Champions League auf und holt Kampl

Leverkusen · Nach der erfolgreichen Qualifikation kann die Werkself noch bis 31. August ihren Kader verstärken. Nach der überraschenden Flucht von Heung-Min Son kommt Kevin Kampl als Offensivkraft. Die Mannschaft zeigte sich enttäuscht vom Südkoreaner.

Kevin Kampl: Über Solingen, Leverkusen, Salzburg und Dortmund nach Leipzig
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Das ist Kevin Kampl

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Rudi Völler wirkte abgekämpft. Das 90-minütige Play-off-Rückspiel hatte ganz offensichtlich an Bayers Sportdirektor genagt. Der 55-Jährige mischte zwar nicht unmittelbar auf dem Platz mit um den Einzug in die Champions League - sein Gesichtsausdruck aber verriet, wie viele Nerven ihn diese Partie gekostet haben muss. "Es war ein toller Abend. Solche Spiele sind die Höhepunkte für jeden Trainer, jeden Sportler und jeden Zuschauer. Wir haben Geduld gehabt, die Tore zum richtigen Zeitpunkt gemacht und sind verdient weitergekommen", zog Völler nach dem 3:0-Erfolg über Lazio Rom Bilanz.

Mehr noch als die Freude über die satten Zusatzeinnahmen durch den Einzug in die Königsklasse überwog bei ihm aber "die sportliche Genugtuung. Uns haftete ja immer das Image an, im entscheidenden Moment zu versagen", entgegnete er. Dieses Mal nutzte Bayer 04 die öffentliche Bühne, die ihnen das ZDF mit ihrer Live-Übertragung bot, um kräftig Eigenwerbung zu betreiben. Die Mannschaft von Roger Schmidt, die mit einem Altersschnitt von 24,3 Jahren in diese Begegnung ging, belohnte sich für ihr Engagement mit einem überzeugenden Spiel. "Ich bin richtig kaputt. Die ganze Mannschaft hat einen großen Kraftakt geleistet. Der Sieg hat eine verdammt hohe Bedeutung", sagte ein abgekämpfter Stefan Kießling, der bei der Vorbereitung aller drei Leverkusener Tore von Hakan Calhanoglu, Admir Mehmedi und Karim Bellarabi beteiligt war. Der 31-Jährige, Dienstältester auf dem Platz, arbeitete unermüdlich und scheute keinen Zweikampf, stand sinnbildlich für leidenschaftlich kämpfende Leverkusener, die Rom "mit einer starken Leistung und viel Herz" (Calhanoglu) den Schneid abkauften.

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Die erste Hürde ist damit geschafft. Nun gilt es, ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen, das in der Lage ist, auch eine erfolgreiche Champions-League-Spielzeit zu absolvieren. Bayer bleiben nur noch drei Tage, die personellen Lücken zu schließen. Der Trainer selbst sprach von "Optimierungsbedarf" und spielte damit nicht nur auf einen Ersatz für den verletzten Charles Aránguiz an, der wohl die gesamte Saison ausfällt, sondern auch die Offensive, die nicht zuletzt nach der Flucht von Heung-Min Son verstärkt werden muss. Der 23-Jährige tauchte schon beim Abschlusstraining nicht mehr auf. Am Morgen vor dem Lazio-Spiel machten dann erste Gerüchte eines Wechsels zu Tottenham Hotspurs die Runde, die Bayer 04 aber bis zum späten Abend unkommentiert sich selbst überließ.

Dass sich die Mannschaft vor solch einem wichtigen Spiel vom Südkoreaner im Stich gelassen fühlte, dessen Vater offenbar mächtig Druck auf einen Wechsel ausübt, wurde nach der Partie zum Thema. "Die ganze Mannschaft ist ziemlich enttäuscht. Es ist aber nicht Sonnys Schuld, er ist ein feiner Kerl. Ich glaube, er wird schlecht beraten", sagte Hakan Calhanoglu. Auch Roger Schmidt drückte sein Unverständnis darüber aus, dass "Sonny nicht mehr für uns spielen möchte".

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Der Trainer hatte die Mannschaft darüber bereits im Abschlusstraining informiert, der Verein begründete Sons Fehlen auf seiner Internetseite krankheitsbedingt. Werden sich Bayer 04 und Sons neuer Verein über die Ablöse einig - im Raum stehen 30 Millionen Euro, und davon ist auszugehen - ist der 23-Jährige weg. Völler hatte bis heute eine Entscheidung angekündigt. Spannend wird sein, ob Trikotsponsor "LG" dem Klub dann weiterhin die Treue hält. Der Vertrag mit dem Elektronik-Konzern aus Südkorea, wo Son Starkult genießt, läuft 2016 aus. Das Engagement soll eng an die Person Son geknüpft gewesen sein.

Als dessen sportlicher Nachfolger steht Kevin Kampl vor der Vertragsunterschrift bei Bayer 04, den Leverkusen schon im Winter verpflichten wollte. Damals entschied sich der 24-Jährige anders, wechselte für rund zwölf Millionen zu Borussia Dortmund, wo er sich nicht durchsetzen konnte. Nachvollziehbar ist der Transfer: Kampl, der gestern Abend nicht zum Kader des BVB im Play-off-Spiel gehörte und den Medizincheck bereits absolviert hat, spielte bereits unter Schmidt in Salzburg, der dem vielseitigen Mittelfeldmann schon vor einem halben Jahr den Karrieresprung zur Werkself zutraute. Für die Position im zentralen Mittelfeld ist Bayern-Talent Pierre-Emile Höjbjerg im Gespräch, an dem aber auch der FC Augsburg und vor allem Schalke 04 Interesse zeigen sollen.

(RP)
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