Bayer Leverkusen Bayer ist sich selbst ein Rätsel

Leverkusen · Es war augenscheinlich kein leichter Gang für Julian Brandt. Trotz aller Enttäuschung über die 2:3-Niederlage, die - wie so oft zuletzt - aus Sicht der Leverkusener auch gegen RB Leipzig nicht nötig gewesen wäre, wählte er den Vorderausgang. Brandt brauchte sich auch nicht zu verstecken.

Bayer 04 Leverkusen - RB Leipzig: Einzelkritik
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Bayer - Leipzig: Einzelkritik

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Foto: dpa, mb

Das 1:0 von Kevin Kampl hatte er vorgelegt, das 2:1 selbst erzielt und den Elfmeter zum womöglich entscheidenden 3:1 herausgeholt - trotzdem ging die Werkself als Verlierer vom Rasen. "Das ist einfach nur enttäuschend", entgegnete der 20-Jährige. "Es wäre mal schön, ein Spiel über 90 Minuten über die Bühne zu bringen. Mal eins oder zwei zu null zu führen und das Gefühl zu haben: Der Gegner hat heute keine Chance. Doch selbst gegen Darmstadt mussten wir nach einem 3:1 noch zittern." Jonathan Tah formulierte es noch etwas drastischer. "Wir sind zu dumm, um eine Führung zu Ende zu spielen."

Aussagen, die eine interessante Innensicht der Mannschaft liefern, die sich ihre fehlende Konstanz selbst nicht erklären kann. Die ratlos wirkt auf Nachfragen - etwa, warum sie in Führung liegend nachlässt, während Leipzig in der zweiten Hälfte physisch noch einmal zulegen kann. Warum sie auch den dritten Elfmeter in dieser Saison vergibt und auch sonst viel dafür tut, das Spiel zu verlieren. "Woran das liegt, weiß ich selbst nicht. Aber das ist der Grund, warum wir in der Tabelle stehen, wo wir stehen", sagte Brandt. Roger Schmidt, der als Trainer verantwortlich für Lösungsansätze ist, machte es sich einfach.

Die Schuld für das 2:2 gab er lieber Torhüter Bernd Leno, der sich beim Flatterball von Emil Forsberg einen haarsträubenden Fehler erlaubte, als dass er sich taktische Fehler unterstellen lassen wollte. Warum der Leipziger zuvor unbehelligt von der Mittellinie bis vor das Bayer-Tor sprinten durfte, blieb unbeantwortet. "So einen Schuss aus 25 Metern kann man schon mal halten", kritisierte Schmidt. "Man hatte ja fast das Gefühl: Hoffentlich schießt er..."

Es war nicht die letzte bemerkenswerte Aussage des Abends. Die Einordnung übernahm Rudi Völler, der einräumte, dass "wir die Hinrunde nicht so abschließen werden, wie wir sie hätten abschließen wollen. Sie ist ein bisschen verkorkst. Das ist unter unseren Möglichkeiten."

Mit der Hoffnung auf Besserung reist Bayer heute nach Moskau, wo man zumindest in der Champions League auf Kurs bleiben und das Achtelfinale sichern möchte.

(RP)
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