Bayer Leverkusen Jäger ohne Beute

Frankfurt · Bayer Leverkusen ist von seinem Ziel, den Abstand auf Borussia Dortmund und den FC Bayern München zu verkürzen, weit entfernt.

Bayer 04 Leverkusen: Kampl der Beste in einer enttäuschenden Bayer-Elf
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Frankfurt - Bayer 04: Einzelkritik

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Foto: dpa, bra fdt

Chicharito schaute etwas ungläubig in den Frankfurter Himmel. Leverkusens stürmender Mexikaner hatte es auf dem Fuß, der Werkself nach weitgehend enttäuschenden 88 Minuten wenigstens diesen einen Punkt zu retten. Julian Brandt hatte Bayer kurz vor Schluss einen Elfmeter herausgeholt.

Doch auch dieser sonst so verlässliche Torjäger, der Fans und Verein in der vergangenen Saison mit seinen insgesamt 26 Toren berauschte, ist wie seine Kollegen noch nicht in dieser Spielzeit angekommen.

Als sein Schuss, in dem viel Symbolkraft steckte, erst an den Pfosten und dann zurück ins Feld prallte, zweifelte niemand mehr wirklich daran, dass die Leverkusener das Feld als Verlierer verlassen würden. Roger Schmidt nährte diese Vermutung, der kurz zuvor etwas überraschend lieber defensiv statt offensiv wechselte - obwohl mit Joel Pohjanpalo ein Stürmer auf der Bank saß, der zuletzt Treffsicherheit bewies.

So blieb es beim 1:2, das für ratlose Gesichter sorgte. Tatsächlich, so scheint es, ist die Euphorie rund um diese viel gelobte Mannschaft mit nur einem Sieg in drei Ligaspielen und dem schwachen Champions-League-Start verflogen. Chicharito gab später an, von einem Laserpointer geblendet worden zu sein. Die Fernsehbilder bestätigten das. Aber als Entschuldigung wollte das freilich niemand gelten lassen. Rudi Völler quittierte das mit einem Völlerschen Lächeln. Diese Bayer-Mannschaft, so ließ seine Reaktion deuten, hat ganz andere Sorgen.

Den Abstand auf Bayern und Dortmund wollte man verkürzen. Klubführung, Trainer und Spieler hatten vor der Saison ganz selbstbewusst zur Attacke geblasen. In der aktuellen Form aber, ist Bayer weder Bayern- noch Dortmund-Jäger. "Ich weiß auch nicht, welche Argumente man finden soll. Es fehlt an vielen Dingen", sagte Julian Brandt. "Die nächsten Spiele werden nicht einfacher und auch nicht entspannter, aber es muss weiter gehen."

Von einem Fehlstart mochte bei der Werkself dennoch niemand sprechen, wo Anspruch und Wirklichkeit längst noch nicht in Einklang stehen. "Das war ein sehr enttäuschender Ausgang. Drei Punkte aus drei Spielen sind nicht besonders doll", erklärte Schmidt, der zuvor an die Einstellung seiner Spieler appelliert hatte. Die erwartete Reaktion darauf blieb indes aus.

Das 1:2 gegen Frankfurt spiegelte die wiederkehrenden Probleme seiner Profis wider, die offenkundig zu schludrig mit ihrem Potenzial umgehen. Dass diese Mischung aus Ballbesitzfußball und situativem Gegenpressing durchaus eine erfolgreiche sein kann, wurde in den ersten 35 Minuten gegen Moskau deutlich. Aber wie gegen die Russen und in allen Partien bisher brachte Bayer auch in Frankfurt das eigene Spiel nicht über 90 Minuten durch. Irgendwo hakte es immer: entweder an der Chancenverwertung, fehlender Kompaktheit in der Defensive oder eben, weil man wiederholt einem Rückstand hinterherläuft.

Dabei war das Momentum nach Alex Meiers Führungstreffer (53.) und dem Ausgleich durch Chicharito (60.) eigentlich auf Bayer-Seite. Die Werkself spielte zielstrebig nach vorne, hatte Chancen. Das Tor aber machten die Hessen. "Frankfurt hatte die höhere Effizienz in den Torabschlüssen. Die fehlt uns momentan. Wir hatten genügend Chancen, mindestens einen Punkt mitzunehmen", fand Schmidt, der die englische Woche mit dem Heimspiel am Mittwoch gegen Augsburg und am Samstag in Mainz nutzen will, die Tabelle gerade zu rücken. Völler macht Druck: "Wir müssen gewinnen, um den Anschluss nicht zu verpassen und den Start einigermaßen manierlich zu gestalten."

(RP)
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