Bayers Baumgartlinger im Interview "Ich will mit Leistung und Einstellung vorangehen"

Leverkusen · Mit 29 Jahren ist Julian Baumgartlinger einer der erfahrensten Spieler im Kader der Werkself. Sebastian Bergmann sprach mit dem Österreicher über sein erstes Jahr bei Bayer 04, den großen Konkurrenzkampf im Mittelfeld und seine Ambitionen.

 Julian Baumgartlinger beim Test gegen Lazio Rom in Zell am See.

Julian Baumgartlinger beim Test gegen Lazio Rom in Zell am See.

Foto: Bayer 04

Herr Baumgartlinger, als Kapitän von Mainz 05 sind Sie vergangenen Sommer unters Bayer-Kreuz gewechselt, um den nächsten Karriereschritt zu wagen. Wie lautet ihr Fazit?

Julian Baumgartlinger Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Für uns als Mannschaft war es keine einfache Saison. Das hat sich auf jeden Einzelnen ausgewirkt. Für mich war es schwierig, zunächst nur auf der Bank zu sitzen. Am Ende habe ich dann wieder viel gespielt.

Haben Sie sich das erste Jahr einfacher vorgestellt?

Baumgartlinger Das würde ich nicht sagen. Ich wusste, dass der Konkurrenzkampf, der Anspruch und auch die Belastung groß sind. Aber natürlich hatte ich gehofft, dass wir als Team erfolgreicher sind. Das hätte es auch für mich einfacher gemacht.

Im defensiven Mittelfeld herrscht derzeit ein Überangebot. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Baumgartlinger Im letzten Jahr war es ähnlich. Die Konkurrenz ist enorm. Lars Bender ist wieder fit und als Kapitän auf der Position gesetzt. Ich denke schon, dass es eine große Herausforderung wird. In die Vorbereitung bin ich bin mit sehr viel Elan und Motivation gestartet und hoffe, dass ich auch meine Chance bekomme.

Was war das für ein Gefühl, in der Champions League zu debütieren?

Baumgartlinger Es war etwas ganz Besonderes. Genau diese Herausforderung habe ich in Leverkusen gesucht. Es war alles schneller, physischer und technisch stärker. Eine tolle Erfahrung, von der ich viel mitgenommen habe. Natürlich möchte ich es schnellstmöglich wieder erleben. Unter anderen Umständen hätten wir sogar noch weiter kommen können als bis ins Achtelfinale.

Zuletzt haben Sie den Transferwahnsinn kritisiert und erklärt, dass sich der Profi-Fußball immer weiter von der Basis entferne. Liegen Ihnen das Thema am Herzen?

Baumgartlinger Ich habe das professionelle Fußballgeschäft nicht kritisiert, sondern wurde lediglich gefragt, wie ich die aktuelle Situation vor dem Hintergrund möglicher Ablösesummen einschätze. Es gibt nun einmal extreme Unterschiede zu früher, vor allem was die Marktwerte angeht. Ich bewerte es ja nicht als Außenstehender, sondern bin Teil des Systems. Zum einen profitiere ich sehr vom Fußball, sehe aber auch die Kehrseite der Medaille und die negativen Auswirkungen. Ich finde es wichtig, dass man nicht die Augen davor verschließt und sich in Floskeln flüchtet.

Mit 29 Jahren gehören Sie zu den erfahrensten Spielern der Werkself. Wie macht sich das bemerkbar?

Baumgartlinger Ich will mit Leistung und Einstellung im Training vorangehen und Professionalität auch außerhalb des Platzes vorleben. Ich will den jungen Spielern zeigen, was der Maßstab ist.

Suchen diese denn oft bei Ihnen Rat?

Baumgartlinger Spielern wie Kai Havertz braucht man nicht viel erklären. Für sein Alter ist er schon sehr weit - das habe ich in der Form noch nicht erlebt. Aber ich denke, dass junge Spieler von meinen Erfahrungswerten profitieren können.

Erkennt man schon die Handschrift des neuen Coachs?

Baumgartlinger Wir wissen , was er von uns erwartet. Es wird aber noch ein bisschen dauern, bis wir alle in der körperlichen Verfassung für seinen Fußball sind.

Wie schätzen Sie den Pokal-Gegner Karlsruhe ein?

Baumgartlinger Der DFB-Pokal ist so designt, dass die Bundesliga-Mannschaften es am schwierigsten haben. Wir sind die einzige Liga, die noch nicht im Spielbetrieb ist. Somit fehlt uns der Rhythmus. Das macht es nicht einfacher. Aber unser Anspruch und Ziel muss sein, diese Partie zu gewinnen.

Sie sind Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft. Klappt es noch mit der WM-Teilnahme?

Baumgartlinger Wenn wir die vier ausstehenden Spiele gewinnen, sind wir dabei. Die Gruppe ist mit Irland, Wales, Serbien und uns ist sehr ausgeglichen. Allerdings habe ich kein Team in der Quali-Runde gesehen, das besser ist als wir. Wir haben eine realistische Chance.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort