Bayer Leverkusen Bayer 04: Bellarabi krönt seine Hinrunde

Leverkusen · Der Senkrechtstarter der Saison rettet mit seinem Treffer das 1:1 gegen Eintracht Frankfurt.

 Tolle Hinrunde von Karim Bellarabi.

Tolle Hinrunde von Karim Bellarabi.

Foto: Uwe Miserius

Als die Hoffnung langsam aber sicher schwindet, dass Bayer 04 gegen Eintracht Frankfurt noch etwas Zählbares mitnimmt, bekommt Karim Bellarabi den Ball. Es sind 83 Minuten in der BayArena gespielt. Die Hessen waren durch einen zweifelsfrei berechtigten Elfmeter in der ersten Halbzeit in Führung gegangen. Leverkusen hatte eben diesen ersten Durchgang völlig verschlafen.

Nach der Halbzeit beginnt die Werkself, zu kämpfen, doch Ungenauigkeiten und Ideenlosigkeit prägen das Spielgeschehen. Bis Bellarabi mit dem Ball in den Strafraum dribbelt und die Entschlossenheit an den Tag legt, die 83 Minuten lang gefehlt hatte. Sein strammer Vollspannschuss schlägt im kurzen Eck des Frankfurter Gehäuses ein. Torwart Timo Hildebrand scheint etwas überrascht, hatte Bayer 04 ihn doch zuvor kein einziges Mal geprüft, sondern die Abschlüsse konsequent neben dem Kasten platziert. So heißt es doch noch 1:1. Ein halbwegs versöhnliches Ende einer passablen Vorrunde mit Optimierungsbedarf für das Team. Aber ein wahrhaft krönender Abschluss einer bärenstarken Vorrunde für Karim Bellarabi.

Zu Beginn der Vorbereitung stand im Prinzip nur die Frage im Raum, wohin der 24-Jährige verliehen würde. Doch der neue Bayer-Coach Roger Schmidt erkannte sofort, welches Feuer in Bellarabi nach seiner Rückkehr aus Braunschweig brannte. Und Bellarabi selbst verliebte sich schnell in die offensive Spielidee des Trainers. So wurde im Laufe der Vorbereitung immer deutlicher, dass sich da zwei gesucht und gefunden hatten. Bellarabi wurde direkt eine feste Größe in der Startelf und ließ keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass dies die richtige Entscheidung war: zwei Torvorlagen in der ersten Pokalrunde gegen Waldalgesheim, ein Tor in der Champions-League-Qualifikation gegen Kopenhagen und als Sahnehäubchen zum Saisonstart das schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte nach nur neun Sekunden in Dortmund.

Die Leverkusener Verantwortlichen betonen, dass Bellarabi mittlerweile begriffen habe, dass sein Talent alleine nicht reiche. Er habe die Flausen aus dem Kopf vertrieben und sei nun ein Vorzeigeprofi. Das Ergebnis sieht man Woche für Woche auf dem Rasen. Der gebürtige Berliner gehört meist zu den Aktivposten im Leverkusener Spiel. Selbst bei Bellarabis wenigen schlechteren Auftritten, verspürt der Zuschauer immer das Gefühl, es könne etwas Gefährliches passieren, wenn er am Ball ist. Die Zahlen dienen als Beleg: an zwölf von 28 Ligatoren ist er direkt beteiligt (acht Treffer, vier Vorlagen). Der Lohn waren die Berufungen in die deutsche Nationalmannschaft, wo er ebenfalls auf Anhieb - auch wegen großer Verletzungssorgen - zu einer verlässlichen Option wurde.

"Für mich war es ein erfolgreiches halbes Jahr", sagte Bellarabi nach seinem 29. Pflichtspieleinsatz innerhalb der vergangenen fünf Monate. Nun will er bei der Familie in Marokko abschalten und sich "nicht mit Fußball beschäftigen". Das hat sich der Senkrechtstarter wahrhaftig verdient.

(RP)
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