Bayer Leverkusen Neustart mit einer gefühlten Niederlage

Leverkusen · Tayfun Korkuts Premiere hatte einen spektakulären Schlussakt - und kein Happy End. Hauptdarsteller war Ömer Toprak, der das Elfmeter-Drama der Werkself um ein Kapitel erweiterte. So blieb es bei einem 1:1, das Leverkusen nicht weiterhilft.

Schlüsselszene: Bremens Keeper Felix Wiedwald hält den schlapp geschossenen Ball von Ömer Toprak (Mitte) in seinen Händen.

Schlüsselszene: Bremens Keeper Felix Wiedwald hält den schlapp geschossenen Ball von Ömer Toprak (Mitte) in seinen Händen.

Foto: UWE MISERIUS

Es gibt einige bemerkenswerte Aspekte rund um das 1:1 (1:0) gegen Werder Bremen. Einer davon ist, dass die Fans in der BayArena über 90 Minuten - vorsichtig formuliert - sehr zurückhaltend waren, um dann nach dem Schlusspfiff ihren ganzen Frust herauszupfeifen. Ömer Toprak, bis dahin noch einer der besseren Akteure in einer bestenfalls durchschnittlichen Werkself, bekam den Unmut von den Rängen mit voller Wucht zu spüren. Immerhin war er es, der in der sechsten Minute der Nachspielzeit einen Elfmeter verschoss und den sicher geglaubten Sieg vergab.

Auch sonst lieferte das erste Spiel nach dem Trainerwechsel von Roger Schmidt zu Tayfun Korkut Erkenntnisse, die der Neue auf der Trainerbank nutzen will, um an den richtigen Stellschrauben zu drehen. "Es gab viel Auf und Ab in unserem Spiel", analysierte der 42-Jährige. "Wir hatten einige gute Phasen und Möglichkeiten, nach der Führung auch das 2:0 zu machen. Dann kamen wir in eine Phase, in der wir eher nach hinten als nach vorne gedacht haben." Glücklich mache ihn das Remis gegen die abstiegsbedrohten Bremer freilich nicht.

Toprak, Korkut und Sportchef Rudi Völler sagten nach dem Spiel, dass es nun darum gehe, die guten Sachen aus der Partie mitzunehmen sowie die schlechten zu verbessern. Das scheint angesichts der vielen sichtbaren Defizite eine Mammutaufgabe zu sein. Bayer 04 agierte verunsichert und bisweilen planlos. Zwar zeigte sich die Defensive stabiler als beim 2:6-Debakel in Dortmund oder auch dem 2:4 gegen Atlético Madrid, aber ansonsten lief nicht viel zusammen.

Dabei gelang durch Kevin Vollands Führungstreffer (7.) eigentlich ein Einstand nach Maß, der aber nichts am angeknacksten Selbstvertrauen der Mannschaft änderte. Stattdessen spielten die Bremer unbeeindruckt weiter - und waren über weite Strecken das bessere Team. Das 1:1 durch Claudio Pizarro (79.) war überfällig. Durch Topraks Elfmeter-Patzer war es dennoch ein Neustart mit einer gefühlten Niederlage.

"Den letzten Fokus" auf dem Weg zum 2:0 vermisste Julian Baumgartlinger nach der Partie. Karim Bellarabi vergab zwei vielversprechende Chancen auf die Vorentscheidung. "In der zweiten Halbzeit waren wir aber zu passiv und dürfen uns am Ende nicht über das Ergebnis beschweren." Der Ausgleich, sagte der Österreicher, habe in der Luft gelegen. Auf den letzten 20, 30 Metern Richtung gegnerisches Tor laufe es noch nicht rund, aber das mache ihm keine Sorgen, betonte der Mittelfeldmann: "Das kann nur mit jeder Trainingswoche besser werden." Das muss es auch, wenn Bayer 04 sein Minimalziel Europa League noch erreichen will.

Bayers Torwart Bernd Leno, der von Theodor Gebre Selassie zumindest unglücklich mit dem Fuß im Gesicht getroffen wurde, erlitt einen Bruch des Nasenknorpels und wurde gestern operiert. Für das Champions-League-Achtelfinale gegen Atlético Madrid (Mittwoch, 20.45 Uhr/Live-Ticker) wird er aber wohl nicht ausfallen - im Gegensatz zu Toprak, der sich in der Partie einen Kapselbandriss im linken Sprunggelenk zuzog und in Madrid definitiv nicht dabei sein kann.

(RP)
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