Bayer Leverkusen Toprak: "Außerirdische als Mannschaft besiegen"

Leverkusen · Der 26-Jährige gibt sich vor der Partie gegen den FC Barcelona kämpferisch, spricht aber auch von einer "schwierigen Situation" und sagt: "Uns jetzt öffentlich zu zerfleischen, wäre purer Aktionismus und würde niemandem helfen."

Das ist Ömer Toprak
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Foto: dpa, gki fpt

Herr Toprak, wie kann man Außerirdische aufhalten und besiegen?

Ömer Toprak Als Mannschaft natürlich (lacht).

Sie wissen, worauf wir hinaus wollen. Rudi Völler bezeichnete Barcelonas Offensivstars Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez jüngst als "Außerirdische". Am Mittwoch müssen sie als Abwehrchef dafür sorgen, dass diese nicht zur Entfaltung kommen.

Toprak Im Hinspiel haben wir es schon gut gemacht. Da war jeder für den anderen da, ist gerannt und hat gekämpft. Anders kann es nicht funktionieren. Wir wissen, was auf uns zukommt.

Es wird von einem Wunder gesprochen, das benötigt wird, um den FC Barcelona zu schlagen.

Toprak Mir ist es egal, wie die Leute das nennen. Wir brauchen eine perfekte Leistung, aber wir haben im Hinspiel bewiesen, dass wir gegen dieses Team bestehen können.

Sind Sie ein Fan von Messi?

Toprak Ich bin ein Fan von allen guten Spielern, aber er ist wahrscheinlich zurzeit der Beste.

Im gestrigen Training ging es richtig zur Sache. Sind die Spieler vor so einer Partie motivierter als sonst?

Toprak Bei uns geht es immer zur Sache im Training. Unser Spiel besteht aus Pressing und Gegenpressing. Dass da auch im Training hohe Intensität herrscht, ist normal.

In der Liga konnten Sie die Trainingsinhalte zuletzt nicht umsetzen. Bayer 04 steht mit 21 Punkten lediglich auf dem achten Tabellenplatz, hinkt den Ansprüchen hinterher. Ist der Verein in einer Krise?

Toprak Das ist eine schwierige Situation für uns. Aber es ist nicht so, dass wir keine Idee hätten, wie wir da wieder rauskommen. Wir wissen, dass wir zu viele Fehler machen, und dafür werden wir auch bestraft. Trotzdem ist es nicht so, dass in unserem Spiel alles negativ ist. Sobald wir verlieren, ist bei uns immer gleich alles schlecht. Im Moment wechseln sich gute und schlechte Phasen eben leider ab. Klar ist, dass wir zu wenig Punkte haben, aber das ist kein Grund, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Selbstverständlich wollen wir auch nächste Saison international, am liebsten Champions League spielen, aber wir haben dafür keinen Freifahrtschein. Den hat nur Bayern München.

Sehen Sie sich als Kapitän in Abwesenheit von Lars Bender in diesem jungen Team besonders in der Verantwortung?

Toprak Natürlich, und dieser Rolle möchte ich auch gerecht werden. Aber es ist keine einfache Situation, wenn man als Spieler nach so einer langen Verletzungspause zurückkommt, und sich erstmal wieder zurückkämpfen muss.

Waren Sie am Anfang etwas überfordert? Schließlich hatten Sie mit der Kapitänsbinde und dem langen Weg zurück zu alter Stärke ihre persönliche Zweifachbelastung.

Toprak Unmittelbar nach der Rückkehr war es schon schwierig. Ich hatte noch nicht die nötige Fitness. Die Spiele nach der Länderspielpause waren aber wieder ordentlich. Es hat ja keiner damit gerechnet, dass ich überhaupt wieder so schnell auf dem Platz stehen würde. Nun versuche ich, vorneweg zu gehen und die Jungs zu pushen. Ich weiß, dass wir momentan zu viele Fehler machen. Aber wir arbeiten hart, schauen uns die Fehler an und analysieren sie.

Warum klappt es trotzdem nicht?

Toprak Es klappt ja phasenweise. Aber dann passieren uns immer wieder Dinge wie in Berlin mit der Roten Karte oder in Borissow mit dem frühen Gegentor. Das soll keine Ausrede sein, aber das wirft die Mannschaft erstmal zurück. Doch es stimmt schon, wir müssen wieder dorthin kommen, in Spielen von Anfang an und über 90 Minuten da zu sein. Dass wir trotz dieser negativen Umstände oft noch in unser Spiel finden, dass wir Rückstände aufholen, zeigt den Willen des Teams.

Als Mannschaft haben Sie also kein Problem?

Toprak Nein. Man muss auch berücksichtigen, dass viele Spieler fehlen und wir ein junges Team haben, das sich in der Entwicklungsphase befindet. Man kann sich einen Saisonverlauf nicht immer ausrechnen. Wir haben jetzt diese Phase und hoffen, dass sie bald endlich vorbei ist.

Rudi Völler hat öffentlich Hakan Calhanoglu und Karim Bellarabi kritisiert und mehr in die Pflicht genommen. Hakan ist Ihr Landsmann. Wie erklären Sie sich, dass er unter seiner Form spielt?

Toprak Die Jungs arbeiten alle hart und wollen alle besser werden. Auch Hakan ist mit 21 Jahren ein junger Spieler. Schlechtere Phasen sind da normal. Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder in eine gute Form kommt. Davon bin ich überzeugt.

Unglücklich ist vor allem die Verteidigung bei Standard-Situationen.

Toprak Wir trainieren das, aber es passieren trotzdem Fehler. Vergangenes Jahr in der Vorrunde hatten wir auch eine Phase, in der es nicht so lief, wenn auch nicht so extrem wie aktuell. Dann hat es aber plötzlich klick gemacht und kein Team hat mehr ein Tor gegen uns erzielt.

Nach außen hin erweckt der Verein oft den Eindruck, als fehle manchmal die nötige Selbstkritik.

Toprak Wir sagen uns klipp und klar die Meinung, aber das machen wir intern. Uns jetzt öffentlich zu zerfleischen, wäre purer Aktionismus und würde niemandem helfen. Wir wollen jetzt enger zusammenrücken und am Mittwoch gegen Barcelona eine gute Leistung bringen. Ich weiß, dass uns niemand Chancen einräumt, aber für uns ist das ein Spiel, in dem wir sagen: Jetzt erst recht. Vielleicht haben wir auch endlich mal das nötige Glück, das wir in den vergangenen Spielen nicht hatten. Wir hoffen, dass wir mit einem positiven Gefühl aus der Partie gehen - gerade für die kommenden Aufgaben in der Liga.

STEFANIE SANDMEIER UND SIMON JANSSEN FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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