Bayer Leverkusen Operation gelungen — Patient lebt

Leverkusen · Der 3:0-Erfolg der Werkself gegen Frankfurt hat gezeigt, dass der Wille, die Saison noch positiv zu gestalten, im Team vorhanden ist. Roger Schmidt bewies bei fünf Veränderungen der Startformation ein glückliches Händchen.

Bayer 04 Leverkusen - Eintracht Frankfurt: Einzelkritik
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Bayer 04 - Frankfurt: Einzelkritik

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Vor dem Duell gegen Eintracht Frankfurt hatte Rudi Völler klargestellt: "Es müssen nicht immer dieselben spielen." Trainer Roger Schmidt nahm sich den Vorschlag seines Sportdirektors offensichtlich zu Herzen - und änderte seine erste Elf im Vergleich zum enttäuschenden 0:1 in Hamburg auf fünf Positionen. Das Ergebnis dürfte den vor der Partie angezählten Fußballlehrer nicht enttäuscht haben: Alle Veränderungen erwiesen sich als Glücksgriff.

"Die Mannschaft lebt", hatte Leverkusens Torwart Bernd Leno vor dem wichtigen Duell gegen Frankfurt betont. Und, siehe da: Gegen Frankfurt sah sich der Schlussmann in seinen Aussagen bestätigt. Ein belebendes Element war Julian Brandt. Nach seinem Denkzettel gegen Hamburg, wo der umworbene Nationalspieler fast zwei Drittel der Spielzeit auf der Bank verbrachte, belebte der Angreifer das Spiel der Werkself deutlich, präsentierte sich immer anspielbereit. Dem zweiten Tor ging seine starke Einzelaktion auf dem linken Flügel voraus.

Mit seinen Saisontreffern sieben (5.) und acht (63.) war aber ein anderer der Mann des Spiels: Chicharito. Gegen Hamburg fehlte der 28-Jährige noch wegen eines Faserrisses. Dass die Werkself den mexikanischen Nationalstürmer kaum ersetzen kann, machte die Pleite beim HSV, bei der Bayer 04 kaum nennenswerte Offensivkationen hatte, deutlich. Sein Volleytreffer zum 2:0 - vorbereitet durch den ebenfalls deutlich verbesserten Karim Bellarabi - war etwas für Genießer. "Wir haben zuletzt zwei Mal verloren, wussten aber, dass wir so schlecht nicht sind. Gegen Frankfurt haben wir uns aber von unserer besten Seite gezeigt", sagte der Angreifer anschließend. Eine treffende Analyse.

Die abgesehen davon wichtigste Personalie des Spiels war aber die des Kapitäns der Werkself. Lars Bender ist nach seiner seit Ende Oktober anhaltenden Verletzungsmisere zurück. Die mutige Entscheidung, den Leitwolf trotz langer Pause von Anfang an zu bringen, zahlte sich aus: Bender brachte Ordnung und Struktur in das zuletzt zerfahrene Spiel und ging vor allem mit seiner Körpersprache voran. Er ließ von der ersten Minute an keinen Zweifel an seinem Siegeswillen aufkommen, lief, kämpfte, grätschte und Biss die Zähne zusammen.

Roger Schmidt hat an den richtigen Stellschrauben gedreht. Die Krisenstimmung ist vorerst verflogen und der zuletzt kränkelnde Patient Werkself sendete ein klares Lebenszeichen. Seinen Anteil daran hatte auch Kai Havertz. Der Youngster begann überraschend als hängende Spitze - ein Experiment, das aufging. Bisher wurde der 17-Jährige von Schmidt auf der Doppelsechs oder im rechten Mittelfeld eingesetzt. Der Linksfuß machte seine Sache gut, leitete das 1:0 durch eine schöne Einzelaktion ein. "Er hat gezeigt, dass er als zweite Spitze sehr gefährlich sowie sehr robust ist, viele Kopfbälle gewinnt und über technische Fertigkeiten verfügt, auch in engen Situationen keinen Ball zu verlieren", lobte ihn sein Trainer. Sein erstes Bundesliga-Tor verpasste das Eigengewächs indes um haaresbreite (80.) .

Auch in der Innenverteidigung gab es eine gelungene Umstellung: Tin Jedvaj. Der 21-Jährige präsentierte sich wesentlich souveräner als zuletzt auf der Position des Rechtsverteidigers. Da sich Ömer Toprak gegen Frankfurt seine fünfte Gelbe Karte einhandelte, winkt Jedvaj auch gegen den FC Augsburg (Freitag, 20.30 Uhr) die Startelf.

Dann kann - und muss - Bayer 04 beweisen, dass der überzeugende Triumph gegen Frankfurt nicht nur ein weiteres Zwischenhoch vor dem nächsten Tief bringt.

(sb)
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