Bayer Leverkusen Auferstanden von der Tribüne

Madrid · Unter Roger Schmidt galt Roberto Hilbert als aussortiert. Tayfun Korkut setzt hingegen auf den 32-Jährigen. Gegen Atlético Madrid überzeugte der Ex-Nationalspieler, der den gelbgesperrten Benjamin Henrichs in der Viererkette ersetzte.

 Roberto Hilbert im Zweikampf mit Antoine Griezmann.

Roberto Hilbert im Zweikampf mit Antoine Griezmann.

Foto: ap, DRB

Das Spiel hat Bayer 04 in Madrid zwar nicht gewonnen. Einen Sieger gab es nach dem Aus in der Champions League aber dennoch: Roberto Hilbert. Obwohl der Rechtsverteidiger erst einmal in dieser Saison zum Einsatz kam - und das beim blamablen Pokal-Aus gegen den Drittligisten Lotte - setzte ihn Bayers Trainer Tayfun Korkut in die Startformation. Ein Schritt, den der neue Coach der Werkself nicht bereuen sollte.

"Man darf mich nie abschreiben", sagte der unter Roger Schmidt in Ungnade gefallene Hilbert nach der torlosen Partie. Dass es Atléticos Angriffsreihe um den Franzosen Antoine Griezmann nicht gelang, ein Tor zu erzielen, war unter anderem auch seinem beherzten Zweikampfverhalten geschuldet. Warum er in dieser Saison nicht mehr zum Zug kam und sich im Winter bereits nach einem neuen Verein umschauen sollte, habe er nicht verstanden, betonte er. "Mir wurde immer wieder nur gesagt, ich wäre ein guter Typ und dass ich meine Chance noch bekomme. Die kam dann aber erst mit dem neuen Trainer."

Die vergangenen Monate seien sehr hart gewesen. Ausschließlich Training stand bei Hilbert auf dem Programm. Nicht einmal mit ins Trainingslager nach Orlando durfte er fliegen. "Das war die schwerste Zeit meiner Karriere. Ich war topfit und durfte nicht spielen. Das ist nicht so schön. Aber ich habe mit meiner Leistung gezeigt, dass ich noch da bin."

Und wie. In Vertretung für den gesperrten Benjamin Henrichs ließ der 32-Jährige über die rechte Abwehrseite nur wenige Chancen der Madrilenen zu und hatte seine Kontrahenten besser im Griff als auf der anderen Seite die Stammkraft Wendell. Der Rechtsverteidiger zeigte von Anfang an die richtige Körpersprache und hing sich voll rein. Alles gelang ihm zwar nicht, aber angesichts der langen Zwangspause war es ein gelungener Abend für Hilbert. Sicher im Passspiel und mit Akzenten in der Offensive zählte er zu den besten Bayer-Akteuren.

Dabei profitierte Hilbert sicherlich auch von seiner Erfahrung. Mit dem VfB Stuttgart wurde Hilbert bereits als junger Spieler 2007 Deutscher Meister und Nationalspieler (acht Einsätze), sammelte zudem ab 2010 Erfahrung im Ausland beim türkischen Spitzenklub Besiktas Istanbul. 2013 wechselte der gebürtige Forchheimer dann nach Leverkusen, wo er sich später unter Schmidt zu einem Leistungsträger entwickelte. Der Ex-Coach ordnete Hilbert einst als besten Rechtsverteidiger Deutschlands ein. Das ist allerdings lange her.

Verletzungen sowie der Aufstieg von Youngster Henrichs warfen Hilbert weit zurück - jetzt gelang ihm sein Comeback. Nicht zuletzt dank der überzeugenden Vorstellung in Madrid, aber auch wegen der aktuellen Verletztenmisere in Bayers Defensive, darf sich Hilbert auch morgen Hoffnung auf einen Einsatz bei der TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) machen. "Wir müssen positiv denken und mit breiter Brust dorthin fahren", sagte Hilbert. "Jetzt greifen wir wieder an, damit wir auch nächstes Jahr im internationalen Geschäft dabei sind."

Dass wird nicht einfach. Die TSG ist nach wie vor gut aufgelegt und belegt Rang vier. Die Kraichgauer sind zudem das fünftstärkste Heimteam der Bundesliga. Das Hinspiel taugt ebenfalls nicht als Mutmacher: 0:3 endete der Vergleich in der BayArena - ohne Hilbert.

(sb)
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