Bayer Leverkusen Roger Schmidt lebt die neue Lockerheit

Paderborn · Vier Siege in Serie, keine Gegentreffer. Das hat der Werkself und Trainer Roger Schmidt geholfen, entspannter zu wirken.

 Roger Schmidt wirkt in diesen Tagen auffallend gelöst. Die Ergebnisse geben ihm und seiner Mannschaft auch allen Grund dazu.

Roger Schmidt wirkt in diesen Tagen auffallend gelöst. Die Ergebnisse geben ihm und seiner Mannschaft auch allen Grund dazu.

Foto: uwe miserius

Plumps, da fiel das Schild auf den Boden. Während der Paderborner Trainerkollege André Breitenreiter bei der Pressekonferenz mit ernster Miene versuchte zu erklären, warum sein Team zum dritten Mal in Folge verloren hatte, schubste Roger Schmidt versehentlich sein Namensschild auf den Boden. Das kleine Missgeschick verleitete den Bayer-Coach zu einem spitzbübischen Lachen. Es lebt sich sichtlich entspannter mit Erfolgen im Rücken. Das 3:0 beim SC Paderborn war die Fortsetzung einer kleinen Erfolgsserie. Gegen Freiburg in der Liga gewonnen, Kaiserslautern aus dem Pokal geworfen und eine gute Basis in der Champions League gegen Atlético Madrid gelegt - alles ohne Gegentreffer. Das hinterlässt Spuren - positiver Art. Nach dem schwachen Start in die Rückrunde wirkte Roger Schmidt extrem angespannt, reagierte unwirsch auf Kritik. Nun knüpft er mit einem Lächeln hier, einem freundlichen Händeschütteln da wieder an die Zeit zu Beginn der Runde an, als er als smarter Herr Schmidt Sympathien sammelte.

In Paderborn verfestigte sich dieser Eindruck auch dadurch, dass Schmidt im Bauch der Arena viele alte Weggefährten aus seiner Zeit in Ostwestfalen herzte und von diesen auch zurückgeherzt wurde. Bei der Pressekonferenz kam es dann noch zum kongenialen Zusammenspiel zwischen dem Trainer und seinem Sportdirektor. Als Schmidt auf das Pokallos FC Bayern München angesprochen wurde, rezititerte er Rudi Völler, der zuvor in der Kabine gesagt hatte, dass man Bayern eher im Heimspiel bezwingen könne als in München oder in Berlin. "Hab' ich das richtig so wiedergegeben, Rudi?", rief Schmidt vom Podium in die hintere Ecke, wo sich der Sportdirektor selbst ein Bild vom gut gelaunten Trainer machte. "Eins zu Eins so wiedergegeben", erwiderte Völler lachend. Erfolg macht eben locker.

Dass die spektakuläre Spielweise derzeit hinten ansteht, geben die Verantwortlichen gerne zu. Es stört sie aber auch nicht sonderlich. In der Hinrunde war der Bayer-Fußball meist deutlich attraktiver anzusehen, doch unter dem Strich fehlten die Punkte. Nun fährt die Werkself sachlich ihre Punkte ein, ohne dabei die Zuschauer von den Sitzen zu reißen. "Es ist nicht ganz einfach für eine junge Mannschaft, den Ansprüchen von Bayer 04, das oben mitspielen und in allen Wettbewerben dabei sein will, gerecht zu werden", sagte Schmidt.

Bemerkenswert ist, was auch der Trainer lobte, dass es sein Team nach neun Gegentreffern in drei Spielen geschafft hat, defensiv die Grundlage zu legen, um Spiele zu gewinnen. Das Gesicht dieser Entwicklung ist Bernd Leno, der in dieser Saison zuvor einige Male gepatzt hatte. In den vier Partien zuletzt vereitelte der U 21-Nationaltorhüter aber jeweils Großchancen mit glänzenden Paraden beim Stand von 0:0 und verhinderte so einen anderen Spielverlauf. Dafür muss sich bei der Werkself aber niemand rechtfertigen. Erfolg machte eben nicht nur locker, sondern gibt auch Recht.

(RP)
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