Bayer Leverkusen Sami Hyypiä - als Trainer mehr als nur Ex-Profi

Leverkusen · Der Versuch, den Erfolg von Bayers Coach nur auf seine nette Art zurückzuführen, lässt andere Qualitäten außer Acht.

Die Eifelgemeinde Rivenich beheimatet seit Samstagabend einen Bestwert weniger aus der Vereinshistorie von Bayer 04. Ex-Trainer Klaus Toppmöller kann aus seinem Heimatort heraus weiterhin auf einige Bestmarken aus der herausragenden Leverkusener Spielzeit 2001/02 verweisen, aber 37 Punkte und zwölf Siege aus den ersten 15 Spielen einer Saison markieren nun einen Rekord, den ein gewisser Sami Tuomas Hyypiä aus Porvoo am Finnischen Meerbusen für sich reklamieren darf. Das beeindruckende 1:0 von Dortmund war Lohn für eine Werkself, die mit entsprechend mutiger Einstellung zu Werke ging. Es war aber auch Ausdruck einer glänzenden Taktik, die Hyypiä und sein in der Mannschaft geschätzter Co-Trainer Jan-Moritz Lichte ausgeklügelt hatten.

"Leverkusen war sehr gut auf uns eingestellt, was zur Folge hatte, dass wir nie richtig ins Spiel gefunden haben", lobte BVB-Präsident Reinhard Rauball. Und Dortmunds Trainer Jürgen Klopp musste zähneknirschend konstatieren: "Leverkusen hat gegen Manchester United richtig was auf die Mütze und gegen die Bayern kein Bein auf die Erde bekommen. Sie haben daraus gegen uns die richtigen Schlüsse gezogen." Dieses Lob traf auf einen wie immer stoischen Hyypiä, der umso stiller genießt, desto größer der Erfolg ist.

Kurz vor Ende der Hinrunde steht indes eines fest: Niemand wird ernsthaft Hyypiäs Trainer-Qualitäten noch darauf reduzieren können, dass er ein erfolgreicher Ex-Profi war und einen konstruktiven Umgang mit seinen heutigen Spielern pflegt. Nette Art führt keinen Verein auf Rang zwei in der Bundesliga. "Ich freue mich besonders für die Mannschaft. Sie hat gezeigt, was möglich ist", sagte Hyypiä in Dortmund. Möglich ist in diesen Wochen viel mehr, als man in Bayers Chefetage je erwartet hätte. Das liegt auch an Hyypiä.

Der Finne hat es in kürzester Zeit verstanden, was in seiner Position wichtig ist. Er ist lernwillig, er pflegt einen ehrlichen Umgang mit den Profis, er lebt die totale Fokussierung auf den Beruf vor, und er ist intelligent genug, die Qualitäten seiner erfahrenen Mitstreiter einfließen zu lassen, ohne sich in seinem Status als Cheftrainer beschnitten zu sehen. "Ich kann das einbringen, was ich mir vom Fußball vorstelle", sagte Lichte schon im Sommer. Als nur dritten Mann im Vorjahr fand Lichte manch einer im Team schon überqualifiziert. David Niedzkowski fügt sich ebenso unaufgeregt ins Team ein, und Fitnesstrainer Holger Broich steht ohnehin bei jedem im Verein außerhalb jeden Zweifels. So ist am Ende eingetreten, was wohl die Mehrheit im Umfeld im Sommer kaum für möglich gehalten hätte, nämlich, dass der Name Sascha Lewandowski in der Berichterstattung über Bayer 04 fast gar nicht mehr auftaucht.

(RP)
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