Bayer Leverkusen Schluss mit "eigentlich"

Meinung | Leverkusen · Das Wort "eigentlich" hat gerade Hochkonjunktur bei Bayer 04. "Eigentlich machen wir es gut", sagte Sportdirektor Rudi Völler nach dem 1:1 gegen Schalke 04. "Eigentlich haben wir im Sommer gut eingekauft", lobte Trainer Roger Schmidt jüngst die Transferpolitik seines Vereins.

Hertha BSC - Bayer Leverkusen: Die Einzelkritik
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Darüber hinaus verfüge seine Mannschaft über eine tolle Mentalität - eigentlich. Die Verwendung dieses kleinen unscheinbaren Wortes, das der "Moral" bei der Wahl zum Werkself-Wort des Jahres Konkurrenz machen könnte, lässt durchschimmern, dass es in diesen Wochen alles andere als "eigentlich gut" läuft bei Bayer 04. Denn das Wort "eigentlich" verweist alle darauffolgenden positiven Äußerungen in das Reich der Theorie. In der Praxis hapert es hingegen.

Fakt ist: Bayer 04 hat viel Pech in dieser Saison. Sowohl mit fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen als auch mit zahlreichen Verletzungen, die die Dreifachbelastung zusätzlich erschweren. Jenes Pech wird jedoch zu oft als Hauptgrund für die sportliche Talfahrt vorgeschoben. Über Verletzungen zu klagen, ist für die Führungsetage jedoch ein zweischneidiges Schwert. Schließlich gleicht dies einem Eingeständnis, dass der Kader auf manchen Positionen quantitativ und qualitativ schlichtweg zu dünn besetzt ist. "Dann passierte das, was nicht hätte passieren dürfen", sagte Roger Schmidt über die Verletzung von Mittelfeldspieler Lars Bender. Der Kapitän ist ohne Zweifel ein Herzstück des Teams, es stehen jedoch immer noch Rekordtorschützen, Nationalspieler, Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold und Weltmeister auf dem Rasen.

Sebastian Boenisch fliegt nach Grätsche vom Platz
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Foto: dpa, jhe

Christoph Kramer gab nach der Niederlage gegen Hertha BSC erfrischend offen und selbstkritisch zu, eine andere Erwartungshaltung an sich selbst zu haben.

Die Führungsetage versucht mit allen Mitteln, Ruhe in den Verein zu bekommen, was nur schwer möglich ist, wenn bei einem ambitionierten Klub wie Bayer 04 die Ergebnisse nicht stimmen. Dass die Nerven strapaziert sind, beweisen die Völlerschen Nebenschauplätze wie die Auseinandersetzung mit Fans am Flughafen von Minsk. Das einzige, was Roger Schmidt und Bayer 04 hilft, sind Siege. Die Chancen, dass dies bald gelingt, dürften über die Theorie hinausgehen, denn die Mannschaft hat das nötige Potenzial dazu. Eigentlich!

(RP)
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