Bayer Leverkusen Schwache Punkt-Ausbeute

Leverkusen · Chicharitos verschossener Strafstoß beim 1:1 gegen Freiburg ist sinnbildlich für Bayers desaströse Abschlussschwäche. Sieben nicht genutzte Elfmeter in einer Saison machen ratlos und entfernen Leverkusen immer mehr vom eigenen Anspruch.

Bayer 04 Leverkusen: Chicharito vergibt Elfmeter kläglich
8 Bilder

Chicharito vergibt Elfmeter kläglich

8 Bilder
Foto: dpa, mb jai

Wenn es einen Joker gäbe, Strafstöße im Fußball einzutauschen, Bayer Leverkusen hätte wohl schon Gebrauch davon gemacht. Das klingt böse - wer aber sah, auf welch fahrlässige und peinliche Weise Javier Hernández beim Stande von 1:1 in der 88. Minute die Siegchance gegen Freiburg vergab, der kam tatsächlich ins Grübeln.

Wie sollte man diesen Schussversuch des Mexikaners nennen, der nun schon zweiten Mal in dieser Spielzeit vom Punkt scheiterte? Der 28-Jährige nahm Anlauf und schoss derart schwach mitten auf das Freiburger Tor, dass der insgesamt überzeugende Torhüter Alexander Schwolow keine Mühe hatte, den Ball mit dem Fuß zu stoppen. Es war bereits der vierte nicht verwandelte Elfmeter in dieser Saison. Rechnet man die drei verschossenen beim Pokal-Aus in Lotte hinzu, dann sind es schon sieben. Saisonübergreifend vergaben die Rheinländer von den letzten 19 Strafstößen elf.

Diese offensichtliche Unfähigkeit, selbst aus elf Metern das Tor zu treffen, scheint auch Roger Schmidt langsam zuzusetzen, dem selbst ein wenig die Worte fehlten. "Der Elfmeter war ungewöhnlich", gestand der 49-Jährige. "Unsere schlechte Statistik geht offenbar auch an Chicharito nicht spurlos vorbei."

In Frankfurt, sagte Schmidt, als Bayer 04 in der 88. Minute die Chance auf den Ausgleich vergab, "war es Pech, als der Ball an den Innenpfosten ging, heute hat Chicha die falsche Entscheidung getroffen".

Zwischen diesen beiden Strafstößen liegen die Fehlschüsse von Charles Aránguiz beim 0:0 in Augsburg und Hakan Calhanoglu beim 2:3 gegen Leipzig. Macht unter dem Strich sechs verschenkte Punkte, die aus Leverkusener Sicht einen etwas versöhnlicheren Blick auf die Tabelle gewähren würden.

So aber beendete die Werkself den 13. Spieltag mit der achten sieglosen Partie - und einer Reihe von Erkenntnissen, die ihrer Kombination mit Blick auf den Ist-Zustand nachdenklich stimmen. Keine Elfmeter zu können, wäre vielleicht noch zu verkraften, wenn zumindest aus dem Spiel heraus die Durchschlagskraft gegeben wäre. Julian Brandt nannte die erste Hälfte in Ermangelung an Chancen und Kreativität eine "Katastrophe". Bayer gab erstmals seit April 2011 vor der Pause keinen Torschuss ab. Freiburg hatte immerhin zwei Chancen - eine nutzte Janik Haberer zum 1:0.

Das änderte sich in der zweiten Hälfte. Die Gastgeber erspielten sich mehrere gute Gelegenheiten. Calhanoglu verwertete eine zum 1:1. Dabei blieb es, weil die Leverkusener entweder an Keeper Schwolow scheiterten - oder an sich selbst.

Die Abschlussschwäche ist das nächste große Problem. Sinnbildlich hierfür: der Mexikaner Hernández - in der vergangenen Spielzeit mit 17 Treffern in 28 Partien der personifizierte Torgarant - nun seit 456 Liga-Minuten erfolglos; und wie viele andere verunsichert und auf der Suche nach der Form. Sein letztes Tor erzielte er am 1. Oktober. Nur zwei Partien konnte Bayer seitdem gewinnen, das sich immer weiter von den eigenen Ansprüchen entfernt. Für den verletzten Lars Bender ein Alarmsignal. "Es wurde viel darüber gesprochen, dass wir uns ganz oben sehen. Davon sind wir weit, weit entfernt", sagte er. "Jetzt geht es erstmal darum, ein paar Spiele zu gewinnen." Klingt einfach - ist es für Bayer aber derzeit nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort