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Bayer Leverkusen Selbstvertrauen verzweifelt gesucht

Leverkusen · Von Aufbruchstimmung nach dem Trainerwechsel war beim 1:1 gegen Werder Bremen nicht viel zu spüren – im Gegenteil: Die Werkself wirkte über weite Strecken verunsichert. Dass Ömer Toprak in der 96. Minute einen Elfmeter verschoss, passte in das Gesamtbild.

Auch Ömer Toprak verschießt Elfmeter für Bayer 04 Leverkusen
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Auch Toprak verschießt Elfmeter für Bayer 04

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Foto: afp, PST

Von Aufbruchstimmung nach dem Trainerwechsel war beim 1:1 gegen Werder Bremen nicht viel zu spüren — im Gegenteil: Die Werkself wirkte über weite Strecken verunsichert. Dass Ömer Toprak in der 96. Minute einen Elfmeter verschoss, passte in das Gesamtbild.

Als in der sechsten Minute der Nachspielzeit klar war, dass sich Bayer 04 mit einem Remis begnügen muss, prasselte ein gellendes Pfeifkonzert auf die Werkself nieder. Allen voran war es Ömer Toprak, der den Unmut der Fans in der BayArena zu spüren bekam. Der Kapitän in Vertretung des verletzten Lars Bender übernahm Verantwortung, trat zu dem womöglich entscheidenden Strafstoß an und vergab. So waren es die Fans des SV Werder Bremen, die im Gästeblock ihren in einer Mitspielerjubeltraube verschwundenen Keeper Felix Wiedwald feierten. Das prägende Bild bei den Leverkusenern waren hingegen hängende Köpfe und leere Blicke.

Insgesamt wirkte die Werkself beim Trainer-Debüt von Tayfun Korkut über weite Strecken gehemmt, verunsichert und uninspiriert. Zwar ist das 1:1 (1:0) gegen Bremen im Vergleich zu dem 2:6-Debakel in Dortmund, das letztlich zur Entlassung von Roger Schmidt führte, zumindest ergebnistechnisch ein Fortschritt. Aber spielerisch und auch mental tritt das Team weiterhin auf der Stelle.

Bayer 04 Leverkusen - SV Werder Bremen: Einzelkritik
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Bayer- Bremen: Einzelkritik

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Foto: dpa, mb fgj

Topraks Elfmeter war in dieser Hinsicht wie ein Beleg für das rissige Selbstvertrauen der Mannschaft insgesamt. Es war übrigens der fünfte (!) Strafstoß, den Bayer 04 in dieser Saison in der Liga vergeben hat. Wie viele Punkte deswegen liegen geblieben sind, ist freilich Spekulation. Sportchef Rudi Völler taxierte diese Zahl irgendwo bei zehn, was locker für einen Platz unter den ersten Fünf reichen würde. So aber bleibt es bei 31 Zählern und vorerst Rang zehn.

Er sei sich "ziemlich sicher" gewesen, dass er den Ball reinmache, sagte ein angesichts der dramatischen Szene ungewöhnlich gefasst wirkender Toprak kurz nach dem Schlusspfiff — und fügte ohne nennenswerte emotionale Regung hinzu: "Es hat leider nicht geklappt. Das ist natürlich sehr enttäuschend." Dann sagte er schulterzuckend noch einen bemerkenswerten Satz: "Die Saison ist nunmal so wie sie ist." Als sei die verkorkste Spielzeit allein auf eine ominöse höhere Macht wie Pech oder Schicksal zurückzuführen. "Die guten Sachen mitnehmen und die schlechten verbessern", sei laut Toprak nun die Devise für das Spiel am Mittwoch bei Atlético Madrid. Das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League ging zuhause 2:4 verloren. Und danach wartet in der Liga am Wochenende die nach wie vor gut aufgelegte TSG Hoffenheim.

Die "guten Sachen" aus dem Spiel gegen Bremen lassen sich schnell aufzählen: Bayer 04 hat nur ein Gegentor kassiert und wirkte tatsächlich — wie von Tayfun Korkut im Vorfeld angekündigt — defensiv etwas stabiler. Dem gegenüber stehen die weniger gelungenen Dinge im Spiel gegen die abstiegsbedrohten Bremer. Selbst nach der frühen 1:0-Führung durch Kevin Volland (7.) wirkte die Mannschaft nicht befreit oder gar selbstbewusst. Fehlpässe, Missverständnisse, Ballverluste und individuelle Fehler prägten das Bild. Hinzu kommt die anhaltende Harmlosigkeit im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor. Werder war nicht nur optisch das überlegene Team. Der Ausgleich von Claudio Pizarro (79.) war zu dem Zeitpunkt überfällig.

"Dass wir nicht von heute auf morgen Selbstvertrauen geschenkt kriegen, ist klar", war Topraks Einschätzung dazu. "Das müssen wir uns hart erarbeiten." Niemand habe erwartet, dass das Spiel fünf Tage nach dem Trainerwechsel perfekt laufen würde. Dann verschwand der Türke, dessen Wechsel zu Borussia Dortmund nach der Saison fix ist, in der Kabine. Wie er und sein Team gedenken, sich das für die kommenden Aufgaben dringend gebrauchte Selbstvertrauen zu erarbeiten, blieb unklar.

Korkut trauerte nach dem Spiel vor allem den vergebenen Chancen von Karim Bellarabi hinterher, der kurz vor und kurz nach der Halbzeit die Möglichkeiten hatte, auf 2:0 zu erhöhen. "Das Ergebnis macht uns nicht glücklich", sagte der 42-Jährige. Das Elfmeter-Drama sei eine dieser Geschichten, die der Fußball nunmal schreibe. "Wir werden jetzt nicht anfangen, daran zu verzweifeln", kündigte er an. Für derartige Gefühlsregungen bleibt ohnehin wenig Zeit. Dafür gibt es noch viel zu viel zu tun unterm Bayer-Kreuz.

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