Bayer Leverkusen Bayer 04 siegt knapp im "Härte"-Test

Orlando · Bundesligist Bayer Leverkusen gewinnt sein erstes Spiel beim Florida-Cup 1:0 gegen Independiente Santa Fe. Die Kolumbianer gehen hart zur Sache.

 Chicharito im Testspiel gegen Santa Fe.

Chicharito im Testspiel gegen Santa Fe.

Foto: KSmediaNET

Der Gesichtsausdruck von Stefan Kießling verrät für gewöhnlich einiges über das gerade zu Ende gegangene Fußball-Spiel. Sein unrunder Gang vom Feld des ESPN Wide World of Sports Complex herunter ließ noch dazu erahnen, dass der Leverkusener Stürmer und sein Team gegen Independiente Santa Fe aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogota Schwerstarbeit zu leisten hatten. Denn Bayers Auftaktgegner beim Florida-Cup überzeugte, wenn überhaupt, eher mit seiner harten Gangart als mit kultiviertem Fußballspiel. "Mir tut alles weh, dabei habe ich nur 45 Minuten gespielt. Es kommt mir wie 120 Minuten vor", kommentierte Stefan Kießling diesen "Härte"-Test.

Im ersten Spiel des Jahres war für den Bundesligisten viel Geduld gefragt gegen einen teils überharten Gegner, der nach 90 Minuten zwar keine gefährliche Torchance, dafür aber eine Handvoll Gelbe Karten und einen Platzverweis auf der Habenseite stehen hatte. Stefan Kießling schließlich avancierte beim 1:0 (0:0)-Erfolg zum Matchwinner.

Spielerisch taten sich beide Mannschaften eine ganze Weile schwer. Das Geschehen spielte sich zumeist im Mittelfeld ab, statt vor den jeweiligen Toren. Die besseren Möglichkeiten hatten aber die Leverkusener, die ihrem Gegner — immerhin amtierender Sieger der "Copa Sudamericana" (südamerikanisches Gegenstück zur Europa League) — spielerisch erkennbar überlegen waren. Die erste gute Gelegenheit hatte Vladlen Yurchenko, der zusammen mit Christoph Kramer die Doppelsechs bildete. Aus zwanzig Metern zog der Ukrainer ab. Sein Schuss hielt Santa Fes Keeper Robinson Zapata (15.), der in der Folge weiter unter Beschuss stand: Ein Freistoß von Hakan Calhanoglu verfehlte nur knapp sein Ziel (26.) - ebenso wie ein Kopfball von Chicharito (28.). Die beste Chance vor der Pause vergab Admir Mehmedi, der es nach einer Hereingabe des überzeugend aufspielenden Julian Brandt verpasste (36.), aus der optischen Überlegenheit Kapital zu schlagen.

In der Halbzeit wirbelte Roger Schmidt seine Elf kräftig durch und wechselte gleich acht neue Spieler ein. Während Torhüter Dario Kresic, Nachwuchsmann Benjamin Henrichs und Brandt durchspielten, feierte U19-Angreifer Patrik Dzalto sein Debüt im Sturm an der Seite von Stefan Kießling. Die Werkself blieb auch in neuer Besetzung spielbestimmend, zeigte aber bekannte Schwächen im Umgang mit den eigenen Möglichkeiten. Zuerst vergab Kießling nach rund 50 Minuten die Riesenchance, als er nach Vorlage von Julian Brandt den Ball nicht richtig erwischte. Danach ließ Karim Bellarabi innerhalb von neun Minuten drei gute Gelegenheiten aus, der es versäumte, sich für seinen überzeugenden Auftritt mit einem Tor zu belohnen.

Dass die zweite Halbzeit insgesamt temporeicher, unterhaltsamer und zur Schlussphase hin ruppiger wurde, lag vor allem an den Kolumbianern, die ein höheres Risiko suchten und härter in die Zweikämpfe gingen. Höhepunkt war der Platzverweis gegen Sebastian Salazar, der sich zu einer Tätlichkeit gegen Bellarabi hinreißen ließ (83.). Roger Schmidt sprang nach solch rüdem Einsteigen wütend von seinem Stuhl auf und lobte im Anschluss den Schiedsrichter, "der zum richtigen Zeitpunkt mit seinen Verwarnungen eingriff". "Alles in allem", bilanzierte Leverkusens Trainer, "war das ein guter Start für uns gegen einen guten und aggressiven Gegner."

In Überzahl und genau zum richtigen Zeitpunkt in dieser hitzigen Phase erzielte die Werkself den Siegtreffer. Bellarabi bediente den mitgelaufenen Kießling, und der schob den Ball unbedrängt zum 1:0 über die Linie. Der Jubel fiel anschließend für ein Testspiel ungewohnt euphorisch aus. Auf der Bank rissen die Ersatzspieler der Leverkusener die Arme hoch, und auch auf dem Rasen wurde der Sieg entsprechend gefeiert. "Schön, wenn man sich am Ende dann noch so belohnen kann und nicht selber unfair spielt", merkte Kießling an, der wie seine Teamkollegen einiges einzustecken hatte.

Durch den Erfolg hat die Werkself beste Chancen, den Florida-Cup zu gewinnen. Dafür braucht sie einen Sieg im zweiten Spiel am Mittwochabend gegen den SC Internacional aus Brasilien. Am Wettbewerb nehmen noch der FC Schalke, Schachtjor Donezk, Atletico Mineiro, die Fort Lauderdale Strikers sowie Fluminense und Corinthians teil. Sieger ist am Ende das Team mit dem besten Punkt- und Torverhältnis nach zwei Partien.

Im zweiten Spiel bezwang Schalke 04 die Fort Lauderdale Strikers 2:0. Die Neuzugänge Younes Belhanda (von Dynamo Kiew) und Alessandro Schöpf (1. FC Nürnberg) in Orlando/Florida wurden zur zweiten Halbzeit eingewechselt. Fabian Giefer gab nach langer Verletzungspause sein Comeback im Tor.

(sand)
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