Bayer Leverkusen Der "Kies" in der Brandung

Leverkusen · Für 90 Minuten reicht es bei Stefan Kießling wohl auch in der Champions League gegen Monaco noch nicht. Seine jüngsten Einsätze aber zeigen: Der 32-Jährige wird in Leverkusen nach wie vor gebraucht – auf dem Rasen und als Leitfigur.

Stefan Kießling – Franke, Torschützenkönig, verhinderter Nationalspieler
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Das ist Stefan Kießling

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Foto: dpa, hei fux

Für 90 Minuten reicht es bei Stefan Kießling wohl auch in der Champions League gegen Monaco noch nicht. Seine jüngsten Einsätze aber zeigen: Der 32-Jährige wird in Leverkusen nach wie vor gebraucht — auf dem Rasen und als Leitfigur.

An die Frage nach dem "wie geht es dir?" hat sich Stefan Kießling inzwischen gewöhnt. Mittlerweile kann er sie sogar wieder mit einem Lächeln erwidern. Leverkusens Stürmer trainiert seit einiger Zeit schmerzfrei — und auch nach seinen beiden Einsätzen gegen Augsburg und Mainz gab es "keine Nachwehen", wie Kießling erklärt.

Der 32-Jährige ist zurück in der Mannschaft, aber längst noch nicht der Alte. Kießling ist weiter vorsichtig. Er hat in all den Profi-Jahren gelernt, auf seinen Körper zu hören und geduldig zu sein. Das Training nach dem 3:2-Erfolg in Mainz fiel deshalb etwas kürzer für ihn aus. "Beweisen muss ich niemandem mehr etwas", sagte der frühere Bundesliga-Torschützenkönig zu Beginn seiner Leidenszeit. "Aber ich kämpfe dafür, diese wunderbaren Beruf lange ausüben zu können."

Kießling versucht, jede Minute zu genießen

Dass er die Reise nach Monaco antreten konnte, und heute womöglich zum 32. Mal in einem Champions-League-Spiel aufläuft, "ist ein schönes Gefühl" — wie überhaupt wieder dabei zu sein. "Ich versuche, jede Minute auf dem Platz zu genießen."

Im Sommer war "Kies" beinahe schon abgeschrieben. Chronische Rücken- und Hüftschmerzen rückten ihn an den Rand eines Karriereendes. Nach seiner Genesung und der Rückkehr gegen Augsburg, gegen das er kurz vor Schluss fast das Siegtor erzielte, avancierte der Routinier zu einem Hoffnungsträger gegen die Bayer-Torflaute. Als klassischer Mittelstürmer wirkte er belebend, nicht zuletzt, weil er mit seiner Präsenz, seinem Kopfballspiel und seiner unermüdlichen Art, den gegnerischen Strafraum zu beackern, Facetten in das Spiel der Werkself bringt, die bisher fehlten. "Man hat gesehen, wie wertvoll Stefan Kießling bald wieder für uns sein wird", sagte Roger Schmidt, "er war gleich da und hat seine Stärken eingebracht."

Gleiches galt in Mainz, wo der 32-Jährige Vorlagengeber für Chicharito und damit letztlich Schlüssel zum Erfolg war. Wie wichtig dieser Stefan Kießling auch in seiner elften Saison unterm Bayer-Kreuz nach wie vor ist, wird umso deutlicher, seit er wieder mitspielt - und wenn nötig auch den Finger in die Wunde legt. "Die Gegner stellen sich immer besser auf uns ein. Das heißt, wir müssen Lösungen parat haben, schneller das Spiel annehmen." Vereinfacht gesagt: "aus dem Quark kommen und Punkte sammeln, statt Sprüche klopfen. Die Tabelle sollte uns erstmal nicht interessieren."

Sein Trainer Roger Schmidt hat gerade in den schwierigen Momenten gemerkt, dass auf Kießling Verlass ist. Einen Publikumsliebling wie ihn, der sich seit zehn Jahren für Bayer 04 aufreibt, sich und seinen Körper in keinem Spiel schont, den lässt man nicht einfach ziehen. Es fehlte aber nicht viel und Kießling wäre im Winter tatsächlich nach Hannover gegangen. Heute sagt er, "bin ich froh, dass es dazu nicht kam". Als im Sommer seine Leidenszeit begann, hat Kießling auch die Loyalität seines Arbeitgebers noch mehr schätzen gelernt.

Er war natürlich vor zwei Jahren dabei, als Bayer zweimal in der Gruppe 0:1 gegen Monaco verlor. "Da ist noch eine Rechnung offen." Auch damals standen Spielverlauf und Ergebnis nicht im Einklang. "Wir haben gegen Moskau den Sieg verbockt, nun haben wir Druck, auswärts punkten zu müssen. Noch besser wäre zu gewinnen", entgegnet der Stürmer. "Gegen Monaco wird es aber nicht reichen, nur eine Halbzeit gut zu spielen. Wir müssen wieder da hinkommen, unsere Stärken über ein ganzes Spiel abzurufen", sagt Kießling. Das müsse nicht heißen: 90 Minuten Vollgas. "Aber in den ruhigeren Phasen darf eben nichts anbrennen." Trotz des holprigen Starts sieht er Bayer 04 "insgesamt auf dem richtigen Weg".

Dass er heute Abend von Beginn an zum Einsatz kommen wird, hält der Stürmer selbst für eher unwahrscheinlich. Die Gefahr der Überbelastung ist zu groß. Kurzfristiges Ziel ist es, "bis zur Länderspielpause möglichst viele Einsatzminuten mitzunehmen und weiter Sicherheit zu gewinnen. Dann habe ich wieder zwei Wochen, weiter an der Physis zu arbeiten", sagt Kießling. "Vielleicht steht danach der nächste Schritt an." Das wäre dann, auch mal wieder länger als eine Halbzeit zu spielen.

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