Bayer Leverkusen Bayer 04 - ein Quartett sucht seine Form

Leverkusen · Die Leistungskurve von Bayer Leverkusen zeigt seit Wochen nur in eine Richtung: nach unten. Gerade das angestammte Personal in der Offensive bringt seine große Qualität derzeit nicht auf den Platz.

Hakan Calhanoglu (r.) im Zweikampf mit Maximilian Arnold.

Hakan Calhanoglu (r.) im Zweikampf mit Maximilian Arnold.

Foto: AP

Was wäre bloß los gewesen, wenn der FC Schalke 04 und der FC Augsburg ihre Spiele gewonnen hätten? Nun tut Bayer Leverkusen in seiner aktuellen Situation sicher gut daran, erst einmal auf sich zu schauen - den zweiten Blick sollten Mannschaft und Trainer aber sehr wohl auf die Tabelle richten. Denn langsam, aber sicher droht auch das Minimalziel Europa League in Gefahr zu geraten. Mit jeweils 37 Punkten hätten sich Schalke und Augsburg schon ein kleines Fünf-Punkte-Polster zur Werkself auf Rang sechs schaffen können.

Allerdings fragt man sich, was nach diesem 21. Spieltag schlimmer ist? Denn die Siege von Eintracht Frankfurt, Hoffenheim und Werder Bremen haben das Rennen um die internationalen Plätze noch enger werden lassen. Drei beziehungsweise vier Zähler hat Bayer 04 nur noch Vorsprung auf die genannten Verfolger. Wolfsburg ist als Zweiter bereits bis auf zwölf Zähler nahezu uneinholbar enteilt.

Die Ergebniskurve zeigt nach unten. Die Leistungskurve ebenso. Und erstmals in dieser Saison hat Roger Schmidt - wenn auch nicht namentlich - einzelne Spieler dafür kritisiert. Der Trainer nutzte nach indiskutabler erster Hälfte gegen Wolfsburg die nächste Patrone, um mit seinem Dreifachwechsel ein Zeichen zu setzen: Bis hierhin und (hoffentlich) nicht weiter!

Ungeachtet prominenter Namen hat er mit Stefan Kießling, Hakan Calhanoglu und dem angeschlagenen Lars Bender gleich drei seiner Führungsspieler zur Pause in der Kabine gelassen. So viel Mut hatte in der Geschichte der Werkself bis dato noch kein Trainer. Schmidt zieht sein System durch - ohne Rücksicht auf seine Stars, geschweige denn darauf, offensichtliche Fehlentwicklungen selbstkritisch zu hinterfragen. Warum Bayer 04 augenscheinlich schon wieder auf dem besten Weg in eine schlechte Rückrunde ist, und wo die Gründe dafür liegen, darauf fehlen im Moment konkrete Antworten. Vor allem in der Offensive läuft es nicht rund.

Beispiel Hakan Calhanoglu:

Er sollte auch in der Rückrunde Bayers Spielmacher sein. Der Mittelfeldspieler sucht aber nach seiner Form. Schmidt wechselte ihn bisher in jeder Partie in diesem Jahr aus - die bisher letzten beiden Male in Bremen und gegen Wolfsburg sogar zur Pause. Bayers Hoffnungsträger im Mittelfeld ist bisher ein Schatten seiner selbst. Der Türke, für den Bayer 04 viele Millionen Euro in der Hoffnung auf viele gute Spiele ausgab, kann aktuell zumindest nichts Nennenswertes zum Offensivspiel der Leverkusener beitragen. Nicht einmal seine gefürchteten Freistöße, mit denen er Spiele - wie etwa gegen Schalke - alleine entscheiden kann, erzeugen derzeit Angst.

Tore nach Standards sind Mangelware. Dreimal traf Calhanoglu per direktem Freistoß. Nach Ecken erzielte Bayer 04 in dieser Saison noch überhaupt keinen Treffer.

Hertha BSC hatte viel Hoffnung in den Trainerwechsel gesetzt
25 Bilder

Die Pressestimmen zum 21. Spieltag

25 Bilder

Beispiel Stefan Kießling:

Der Stürmer ist als erfahrener Spieler und Identifikationsfigur immens wichtig fürs Team. Seine Leistung im Dienst der Mannschaft von hohem Wert. Aber genau das ist das Problem: Kießling ist im System Schmidt vom Torjäger zum Mannschaftsspieler geworden. Spielentscheidende Treffer wie in Hoffenheim und Berlin sind seltener geworden. Der 31-Jährige betont zwar stets, dass er nicht an Toren gemessen wird. Roger Schmidts Kritik nach dem Wolfsburg-Spiel ging aber ganz klar auch in seine Richtung. Sein Vertrauensvorschuss scheint bei Schmidt aufgebraucht.

Borussia Mönchengladbach: "Der Sieg war verdient"
20 Bilder

21. Spieltag: Reaktionen

20 Bilder

Beispiel Heung-Min Son:

Zu häufig wechseln sich beim Südkoreaner Glanzleistungen mit Totalausfällen ab. Den torgefährlichen Flügelspieler könnte man gut als personifiziertes Bild für die fehlende Konstanz bei Bayer 04 nehmen. In Stuttgart zauberte er eine Halbzeit, ging dann mit dem Team unter. Gegen Wolfsburg sorgte er entscheidend mit für den Aufschwung im zweiten Durchgang, in Halbzeit eins war er aber auch am ersten Gegentor entscheidend mitbeteiligt.

Beispiel Karim Bellarabi:

Er ist zwar bester Torschütze der Werkself. Doch nach dem Senkrechtstart in dieser Saison, der ihm auch Berufungen und Startelf-Einsätze in der deutschen Nationalelf einbrachte, durchläuft der dribbelstarke Bellarabi nun ein Leistungstief. Das ist natürlich normal für einen Akteur, der erstmals in seiner Karriere so viele Spielminuten in Folge abspult. Es kommt aber zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Denn gerade in der aktuellen Situation braucht die Werkself einen torgefährlichen Bellarabi in bester Verfassung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort