Bayer 04 Leverkusen Korkuts Werk und Vollands Beitrag

Leverkusen · Der Trainer von Bayer 04 legt sich vor der Partie bei der TSG Hoffenheim fest: Sollte es einen Elfmeter für die Werkself geben, muss Kevin Volland antreten. Auch sonst versprüht Tayfun Korkut Zuversicht – und den Glauben an die eigene Stärke.

Bayer-Trainer Tayfun Korkut setzt bei Elfmetern auf Kevin Volland.

Bayer-Trainer Tayfun Korkut setzt bei Elfmetern auf Kevin Volland.

Foto: ap, FS

Der Trainer von Bayer 04 legt sich vor der Partie bei der TSG Hoffenheim fest: Sollte es einen Elfmeter für die Werkself geben, muss Kevin Volland antreten. Auch sonst versprüht Tayfun Korkut Zuversicht — und den Glauben an die eigene Stärke.

An den 22. Oktober 2016 wird sich Kevin Volland wohl nur sehr ungern erinnern. Viel hatte sich der Rekordtransfer von Bayer 04 gegen seinen Ex-Klub vorgenommen, doch dann sah er nach sechs Minuten die Rote Karte. Der Angreifer war mit nach hinten geeilt und sah sich bei einem Hoffenheimer Konter zu einer Notbremse gezwungen. Es war ein ziemlich unrühmlicher Nachmittag in der BayArena. Mit gesenktem Haupt stapfte der 20-Millionen-Euro-Sommerzugang vorzeitig in die Kabine — und Bayer 04 verlor im Anschluss 0:3.

Am heutigen Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) trifft die Werkself erneut auf Hoffenheim, das sich auf Rang vier (42 Punkte) nach wie vor berechtigte Hoffnungen machen kann, in der kommenden Spielzeit in der Champions League zu spielen — also genau da, wo Bayer 04 vor der Saison unbedingt hinwollte und inzwischen auf Rang zehn (31) meilenweit von entfernt ist. Volland blickt dennoch keineswegs pessimistisch auf das Wiedersehen in Sinsheim, wo die Arena der TSG steht. "Es sind noch zehn Spiele in der Bundesliga und noch einige Punkte zu vergeben", sagt der Nationalspieler. Ein Ziel hat er fest im Blick: "keine Rote Karte nach sechs Minuten kriegen."

Die Partie in Hoffenheim ist aber nicht nur mit dem tabellarischen Blick nach oben von enormer Bedeutung. Auch nach unten ist der Abstand zur akuten Gefahrenzone längst nicht mehr komfortabel. "Das wird ein sehr schweres Spiel", schätzt Volland, der vor seinem Wechsel ins Rheinland vier Jahre das Trikot der Kraichgauer trug. "Die spielen einen super Fußball, stehen gut und haben auch gegen Top-Klubs immer gut gespielt." Insgesamt, sagt er, stehe Hoffenheim verdient da, wo es stehe. Mit einer konzentrierten Leistung wie gegen Atlético Madrid am Mittwoch sei es aber durchaus realistisch, auch aus Hoffenheim etwas Zählbares mitzunehmen.

Sein Trainer Tayfun Korkut wollte sich vor dem Spiel erwartungsgemäß nicht in die Karten schauen lassen. Ob der angeschlagene Kapitän Lars Bender, Jonathan Tah, Stefan Kießling oder Ömer Toprak heute spielen können, ließ er bewusst offen — ebenso wie die Frage, ob Roberto Hilbert nach seinem guten Auftritt in Madrid erneut mit einem Einsatz rechnen darf. Auf eine Sache konnte sich der 42-Jährige bemerkenswerterweise aber doch festlegen: Sollte Bayer 04 in dem Spiel einen Elfmeter zugesprochen bekommen, wird Kevin Volland am Punkt antreten, um die Elfmeter-Misere der Werkself zu beenden. Zur Erinnerung: insgesamt fünf Strafstöße vergab Bayer 04 bereits in dieser Spielzeit. Wie viele Punkte das gekostet haben könnte, ist Spekulation. Rudi Völler schätzte diese Zahl nach dem 1:1 gegen Bremen, bei dem Toprak in der 96. Minute vom Punkt vergab, auf zehn. Das hinzugerechnet — und Bayer 04 wäre unter den ersten Fünf.

Korkut nimmt aus Madrid nach eigenem Bekunden viele wichtige Erkenntnisse mit: die Grundordnung, das Gegenpressing, die klare Aufgabenverteilung und ihre Umsetzung als Kollektiv sowie das geduldige Herausspielen von Chancen. "Das wollen wir mit nach Hoffenheim nehmen", sagt der Trainer. Es gehe darum, zum einen die Aufgaben zu erfüllen und gleichzeitig die Freiheit in der Vorwärtsbewegung zu wahren — und darum, "von der ersten Sekunde an im Spiel zu sein." Kevin Volland, sagt Korkut, sei ein Spieler, der für den Gegner immer "sehr, sehr unbequem" sei. In den letzten Tagen habe er den Stürmer sehr positiv gesehen. Bei seinem Trainerdebüt auf der Bayer-Bank erzielte Volland das 1:0 gegen Werder Bremen. Auch in Madrid machte der 24-Jährige eine gute Figur.

Vollands Formkurve zeigt nach oben

Dabei ist es bisher eine durchwachsene Saison für den gebürtigen Allgäuer. Drei Tore in 15 Einsätzen stehen in der Bundesliga in den Statistiken. Hinzu kommen zwei weitere Treffer im DFB-Pokal und einer in der Champions League. Das ist für einen Stürmer seines Kalibers zu wenig. Allerdings waren es auch immer wieder größere und kleinere Verletzungen, die den Nationalspieler aus der Bahn warfen. So brach er sich etwa zum Saisonbeginn die Hand und musste im Winter an einem Muskelbündelriss laborieren. Zuletzt zeigte seine Formkurve aber wieder nach oben. "Man hat in beiden Spielen gesehen, wie wichtig er für Bayer sein kann", beschreibt Korkut seine Eindrücke nach den ersten beiden Spielen mit Volland. Dass sich der Coach auf ihn als neuen Elfmeterschützen festlegt, habe nichts damit zu tun, dass es nun gegen Hoffenheim gehe. Er wolle sich sowieso nicht am Gegner orientieren. "Es geht darum, unser Spiel zu verbessern."

Da hat Hoffenheim allerdings auch noch ein Wörtchen mitzureden — mit Julian Nagelsmann an der Seitenlinie, der als einer der vielen Kandidaten für Korkuts Nachfolge im Sommer gilt. Bereits im Winter sollen die Verantwortlichen von Bayer 04 die Möglichkeiten eines Wechsels des Coaches unters Bayer-Kreuz ausgelotet haben.

Das ist allerdings Zukunftsmusik. Heute geht es indes nicht nur für Kevin Volland um Vergangenheitsbewältigung. Sollte es heute einen Elfmeter für Leverkusen geben, wird er schießen — und vielleicht für eine bessere Erinnerung sorgen als die an den trüben Tag Ende Oktober.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort