Bayer Leverkusen Testosteron-Duell in der BayArena

Leverkusen · Bayer 04 und Atlético Madrid bekämpften sich nicht nur auf dem Platz - auch die Trainer mischten an der Linie mit.

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Bellarabi legt Hammer von Calhanoglu auf

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Ist man ihm wohlgesonnen, dann ist "aufbrausend" eine charmante Beschreibung für das Wesen von Germán Adrián Ramón Burgos - Spitzname: el mono (der Affe). Der Co-Trainer von Atlético Madrid, stets mit einem Clipboard - ja man muss es so sagen - bewaffnet, walzte am Dienstagabend in der ersten Halbzeit durch die Coaching Zone in der BayArena, als wäre er eben jener Affe im Käfig, der gerade bemerkt hat, dass die Fütterung ausfällt.

Sein "Wärter", der vierte Uefa-Offizielle Tomas Mokrusch aus Tschechien, sah zur Halbzeit so aus, als hätte er gedanklich seine Kündigung bereits beim Zoo-Direktor eingereicht. Den Siedepunkt erreichte Burgos, als Schiedsrichter Pavel Kralovec, ebenfalls aus Tschechien, sich erdreistete, ihn, den stolzen Argentinier, zu ignorieren. Den Frust bekam eine Schaumstoffwerbebande ab, die Burgos wutentbrannt per Fußtritt Richtung Spielfeld beförderte.

30 Minuten sah sich Bayers Trainer Roger Schmidt das Spektakel der Madrider Fußball-Prolls aus seiner Coaching Zone in sicherer Entfernung äußerlich unbeeindruckt an. Dann hatte er genug gesehen. Als Hakan Calhanoglu Atlético-Kapitän Gabi foulte und Burgos erneut vehement eine Gelbe Karte für einen Leverkusener Spieler einforderte, marschierte Schmidt in Richtung gegnerischer Bank. Was folgte, war ein Testosteron-Duell auf höchstem Niveau: Stiere Blicke, lautstarke Wortfetzen und filmreife Macho-Gesten.

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Burgos verließ seinen Käfig, und für einen Moment sah es so aus, als wolle er Schmidt als Futterersatz verspeisen. Doch der Bayer-Trainer wehrte sich, Burgos trat einen Schritt zurück und aus der Tiefe des Raumes stürzte plötzlich der Rudelführer auf Schmidt zu: Diego Simeone - noch stolzerer Argentinier und Chefcoach des Champions-League-Vize. Simeone hat sich die Herrschaft im Atlético-Rudel über die Jahre redlich verdient: Acht Spiele Sperre musste er im vergangenen Jahr absitzen, weil er den vierten Offiziellen im Supercup geschlagen hatte. Im ersten Champions-League-Spiel in dieser Saison musste er auf die Tribüne, weil er sich im Finale 2014 gegen Real Madrid daneben benommen hatte.

Doch auch vor Simeone wich Schmidt nicht zurück. Warum auch? Gegen den Bayer-Coach läuft derzeit ein Verfahren des Deutschen Fußball-Bundes wegen "unflätigem Vor-sich-hinschmipfen".

Immerhin eine erste Referenz für emotionsgeladene Duelle an der Seitenlinie. Nach kurzer Zeit entspannte sich die Lage dann auch wieder, ohne dass es zu körperlichen oder seelischen Schäden gekommen war. Kein technischer K.o., kein Sieg nach Punkten, ein schlichtes Unentschieden.

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Nach dem Leverkusener 1:0-Sieg reichte es auch zum höflichen Handshake zwischen Simeone und Schmidt. In der Bewertung des Testosteron-Duells blieben beide bestimmt aber oberhalb der Gürtellinie. "Ich habe keine Ahnung, was der Trainer von Leverkusen wollte. Ich habe nur Burgos gesehen. Er ist mein Freund, und ich wollte ihn beschützen", erklärte Simeone, der die Journalistenschar mit spitzbübischem Grinsen und Bad-Boy-zum-Liebhaben-Gehabe bezirzte.

Schmidt entgegnete analytisch trocken: "Man kennt das von Atlético, man kennt das auch vom Co-Trainer, wie er sich benimmt. Wenn dann permanent irgendwelche Karten gefordert werden, dann sage ich auch mal was dazu."

Man darf gespannt sein, was beim Rückkampf am 17. März in Madrid an der Seitenlinie geboten wird.

(RP)
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