Bayer Leverkusen Tiefschlag für die Werkself

Madrid · In den 120 Spielminuten war Leverkusen auf Augenhöhe mit Atlético Madrid. Im Elfmeterschießen war der Druck zu groß.

Atletico - Bayer: Einzelkritik
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Es waren die letzten Minuten von Leverkusens langem Champions-League-Abend, die auch am Tag der Abreise das beherrschende Thema waren. Der Moment, als Stefan Kießling, letzter Elfmeterschütze, zu Boden sackte und seine Tränen nicht mehr aufhalten konnte. Sein Strafstoß flog in den Abendhimmel von Madrid und ließ Bayers Traum von ersten Einzug in das Viertelfinale seit 13 Jahren auf grausame Weise zerplatzen. "Das ist bitter für jeden Spieler. Doch man muss auch erstmal den Mut haben, sich zu stellen. Einfacher ist, nicht zu schießen", verteidigte Simon Rolfes seinen Teamkollegen.

Es zeichnet die Mannschaft aus, dass sie in diesem schweren Moment zusammenhielt. Einer nach dem anderen schaute bei Kießling vorbei, klopfte ihm auf die Schulter. Der 31-Jährige hatte den letzten Strafstoß vergeben. Aber er war nicht der Schuldige am Aus gegen ein keineswegs überzeugendes Atlético Madrid, das sich mit 3:2 nach Elfmeterschießen durchsetzte. "Uns hat der Mut ein wenig gefehlt. Wir haben uns auch durch die Fans und die hitzige Atmosphäre beeinflussen lassen", sagte Gonzalo Castro.

Besonders schmerzte die Tatsache, dass nach drei vergeblichen Versuchen wie 2002 wieder in ein Viertelfinale einzuziehen, endlich was möglich war. So nah hatte Bayer dieses Ziel seit Jahren nicht mehr vor Augen. Dabei war ein Weiterkommen doch schon nach dem Hinspiel (1:0) kaum mehr möglich.

Doch im entscheidenden Moment versagten die Nerven. Daran gab es nichts schönzureden. Wer wie Hakan Calhanoglu, Ömer Toprak und Kießling drei von fünf Strafstöße derart kläglich vergibt, zwei davon in die Wolken, einer überheblich mitten aufs Tor - der muss sich als Team vorwerfen lassen, seine Chance zu leichtfertig vergeben zu haben. Da half auch wenig, dass Torhüter Bernd Leno den Schuss von Koke abwehren konnte und Castro wie auch Rolfes verwandelten. "Im Hinspiel gelang mir das entscheidende Tor, und jetzt schieße ich so einen schlechten Strafstoß, das tut mir weh und ist nicht einfach zu verarbeiten", betonte Calhanoglu. "Ich wollte den Torhüter ausgucken. Doch er stand lange, und im Moment des Schusses war ich mir plötzlich so unsicher."

Worte, die aus dem Mund eines Spielmachers, der so viele geniale Momente hat, schwer nachvollziehbar sind. Aus dem Mund eines 21-Jährigen, wie es Calhanoglu eben auch ist, helfen sie, das Erlebte einzuordnen. "Bayer 2015" - das ist ein Team, das sich und seinen Fußball entwickeln will, dabei aber erfolgreich sein muss. Nervlich war es der Aufgabe in Madrid nicht gewachsen. "Wir müssen aber trotzdem den Kopf oben halten. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit Teams wie Atlético mithalten kann", sagte Bayers Sportdirektor Rudi Völler.

Wenn Leverkusen die richtigen Schlüsse zieht, bleibt das "Aus" womöglich als bittere, aber doch lehrreiche Erfahrung haften. Eine, an der diese Mannschaft wachsen konnte. "Elfmeterschießen hat immer ein bisschen mit Nerven zu tun. Dafür muss man aber ein bisschen was erlebt haben", entgegnete Schmidt. "Dass wir überhaupt im Elfmeterschießen waren, ist eine bemerkenswerte Leistung. "

Wie gefestigt dieses Team bereits ist, solche Enttäuschungen zu verarbeiten, muss es am Samstag gegen den FC Schalke beweisen. Auch für die Königsblauen war im Achtelfinale Endstation, beide Teams kämpfen um eine neue Champions-League-Chance. "Wir wollen dort wieder hin", sagte Völler. "Und wir wollen es dann besser machen."

(RP)
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