Bayer Leverkusen Für Bayer: Hauensteins Trainer unterbricht Urlaub

Hauenstein · Thomas Fichtner hat eigentlich gar keine Zeit für das DFB-Pokal-Spiel gegen Leverkusen. Er fliegt kurzfristig aus der Türkei ein. Kollege Roger Schmidt hat keine guten sportlichen Erinnerungen an den Pfälzer Klub. Als Spieler gewann er gegen Hauenstein kein einziges Mal.

 Hauensteins Trainer Thomas Fichtner will morgen im DFB-Pokal Bayer Leverkusen ärgern.

Hauensteins Trainer Thomas Fichtner will morgen im DFB-Pokal Bayer Leverkusen ärgern.

Foto: dpa

Es ist davon auszugehen, dass die Leverkusener Bundesliga-Fußballer bis zur Auslosung der ersten DFB-Pokal-Runde wenig bis gar nichts vom SC Hauenstein gehört hatten. Schließlich trennen den Champions-League-Teilnehmer und den fünftklassigen Dorfverein aus dem Pfälzerwald sportlich Welten.

Bayer-Chefcoach Roger Schmidt hingegen könnte ein mulmiges Gefühl beschlichen haben, als U17-Nationalspielerin Caroline Siems dieses Los zog. Denn in seiner Zeit als Drittligaspieler traf Schmidt immerhin viermal auf Hauenstein, und gewann kein einziges Mal. Drei Unentschieden, eine Niederlage, 3:5 Tore - so lautet seine persönliche Bilanz gegen "Hääschde", wie das früher von Schuhfabriken, heute von etlichen Schuhgeschäften geprägte Dorf auf Pfälzisch heißt. Mit Paderborn (und einem gewissen Dieter Hecking als Mitspieler) verlor Schmidt anno 1994 1:3 gegen den SCH, der damals fast nur Spieler aus dem Landkreis Südwestpfalz einsetzte; im Trikot des SC Verl kam der heute 49-Jährige zu drei Unentschieden.

Der SC Hauenstein hielt sich immerhin drei Jahre, von 1994 bis 1997, in der damaligen Regionalliga West/Südwest, feierte Siege gegen Alemannia Aachen, Preußen Münster, Rot-Weiß Oberhausen oder Viktoria Köln. In diese für ihn goldene Zeit fiel auch das bis heute bestbesuchte SCH-Spiel: 10.000 Menschen erlebten das allererste Regionalliga-Auswärtsmatch bei Rot-Weiss Essen (2:2).

Dieser Rekord wird morgen im Stadion Husterhöhe in Pirmasens, wohin der SCH bei größeren Spielen ausweichen muss, gewiss nicht gebrochen. Markus Kuntz, der seit 32 Jahren (erst als Vorsitzender, seit 1998 als Geschäftsführer) einer der ehrenamtlichen Lenker des Sportclubs ist, "wäre schon sehr zufrieden", wenn er gegen Leverkusen mehr als 4000 Karten verkaufen kann. Zum wesentlich von seinem Präsidenten, dem Schuh-Unternehmer Carl August Seibel, gesponserten Oberligateam gehören im Gegensatz zu früher nur noch wenige Spieler aus der näheren Umgebung. Viele Kicker aus der Region Mannheim/Ludwigshafen/Heidelberg wurden in den vergangenen Jahren verpflichtet und nach recht kurzem Verweilen wieder transferiert. Von jenem Kader, der vergangene Saison die Vizemeisterschaft in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar hinter der TuS Koblenz erreichte und für den ersten Verbandspokalgewinn in der Vereinsgeschichte sorgte, sind gerade acht Mann geblieben; 16 Spieler sind gegangen. Auch Trainer Jürgen Kohler verabschiedete sich nach nur einem Jahr wieder, coacht jetzt den VfL Alfter in der Mittelrheinliga.

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Die Hauensteiner Fußballfreunde tun sich seit Jahren schwer damit, einen Bezug zur Oberligatruppe aufzubauen. Nur 100 Zuschauer wurden vorigen Samstag zum ersten Liga-Saisonheimspiel gegen den FC Karbach gezählt - dabei spielte der Zweite gegen den Dritten der Vorsaison.

Seit gut einem Jahr hat sich wenigstens wieder ein echter Hauensteiner in den engeren Kreis gekämpft: Philipp Seibel, ein junger Linksverteidiger. Seibel heißt übrigens gefühlt jeder fünfte Einwohner der 4200-Einwohner-Gemeinde mit Nachnamen. Trainer ist Thomas Fichtner.

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Foto: AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Der gelernte Fliesenleger hat eigentlich gar keine Zeit fürs Spiel gegen Leverkusen, denn für ihn ist Entspannen an der Türkischen Riviera angesagt. Der Sportliche Leiter des SCH, Heiko Magin, vertrat ihn im jüngsten Oberligamatch und wird dies auch am Mittwoch gegen Röchling Völklingen tun. Doch fürs DFB-Pokal-Spiel unterbricht Fichtner den lange gebuchten Urlaub und macht zwei Zusatzflüge.

Unser Autor ist Redakteur bei der Zeitung "Die Rheinpfalz" in Pirmasens.

(RP)
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