Bayer Leverkusen Von der Bank ins Glück

Leverkusen · Das 3:0 gegen den AS Monaco hat Seltenheitswert: Es war einer der wenigen wirklich souveränen Siege von Bayer 04 in der laufenden Saison. Roger Schmidt nutzte das tabellarisch unbedeutende Gruppenspiel, um zu experimentieren - mit Erfolg.

Bayer 04 Leverkusen: Wendell setzt Elfmeter-Fluch fort – und beendet ihn
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Wendell setzt Elfmeter-Fluch fort – und beendet ihn

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Als sich Vladlen Yurchenko in der 30. Minute gegen den AS Monaco ein Herz fasste und aus rund 26 Metern abzog, glich das einem Befreiungsschlag. Mit dem Innenrist zog der Ukrainer ab - und der Ball schlug ebenso sehenswert wie unhaltbar für den Schlussmann der Monegassen in den Winkel ein. Es war ein Treffer der Marke Traumtor. Das 1:0 war die Grundlage für den ungefährdeten 3:0-Sieg im letzten Gruppenspiel der Champions League.

Manche würden es wohl als Glück bezeichnen, dass dem 22-Jährigen dieser angeschnittene Schuss gelang. Er selbst kommentierte den Treffer eher trocken: "Ich wollte in diese Ecke schießen." Im Training habe er bereits ähnliche Versuche gewagt, aber der Ball landete an der Querlatte, erzählt Yurchenko. "Heute war es ein Tor." Das ist eine bemerkenswert nüchterne Analyse für einen jungen Mann, der in den vergangenen Monaten zur Passivität verdammt war.

Bayer 04 Leverkusen: Chicharito vergibt Elfmeter kläglich
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Chicharito vergibt Elfmeter kläglich

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Im Training bei der ukrainischen Nationalmannschaft zog er sich im September einen Haarriss im linken Wadenbein zu. Die Folge war eine rund zweimonatige Zwangspause, bevor er im Testspiel gegen Fortuna Köln im November wieder auf dem Platz stehen konnte. Nun also die Rückkehr auf Pflichtspielebene - und was für eine. In der 77. Minute holte er sich den verdienten Beifall ab und beobachte auf der Bank das 3:0 durch Wendells kuriosen Elfmeter, der von der Latte auf den Rücken von Monacos Keeper Morgan De Sanctis prallte und den Weg ins Tor fand. Julian Brandt hatte kurz nach der Halbzeit auf 2:0 erhöht.

Roger Schmidt nutzte die tabellarisch unbedeutende Partie, um zu experimentieren. "Wir wollten zeigen, dass uns die Champions League inspiriert", sagte der Trainer der Werkself am Tag danach. Im vierten Anlauf gelang ihm der erste Sieg gegen den französischen Erstligisten. Nebenbei erreichte Bayer 04 Historisches: Erstmals blieb man in der Gruppenphase der Königsklasse ungeschlagen - bei der elften Teilnahme. "Viel schöner hätte ich mir den Tag kaum malen können", schwärmte Schmidt.

Bayer 04 Leverkusen - AS Monaco: Einzelkritik
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Ein Sonderlob gab es für die in das Team rotierten. Dass es trotz der Umstellungen so gut geklappt habe, sei ein Beleg, dass die Mannschaft intakt sei, befand der 49-Jährige. Yurchenko und Danny da Costa hätten sich gut in das Team integriert. Letzterer hatte nach der planmäßigen Entfernung einer Metalstange aus seinem Schienbein ebenfalls eine längere Pause hinter sich. Zuletzt machte er mit einer guten Leistung gegen Freiburg auf sich aufmerksam. Gegen Monaco wirkte er aber bisweilen etwas überhastet. "Auch Tin Jedvaj und Aleksandar Dragovic haben in der Innenverteidigung gut harmoniert. Das gibt uns neue Optionen", sagt Schmidt.

Nun gilt es für die Werkself, den Schwung aus der Champions League mit in die Bundesliga zu nehmen. Am Sonntag tritt Bayer 04 beim FC Schalke 04 an (17.30 Uhr). "Die werden uns alles abverlangen, wir werden alles in die Waagschale werfen und dann wird mit Sicherheit ein gutes Spiel dabei herauskommen", blickt Schmidt voraus.

Bayer 04 Leverkusen - AS Monaco: die Bilder des Spiels
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Dass sein Team dringend Punkte braucht, um den Anschluss an die oberen Ränge nicht völlig aus den Augen zu verlieren, ist ihm bewusst. Dennoch ist er nicht gänzlich unzufrieden mit der bisherigen Saison. "Seit dem Pokalaus in Lotte haben wir konstant auf einem guten Niveau gespielt." Leider seien einige Partien "unglücklich" ausgegangen - zum Beispiel gegen Leipzig und Bayern München. Oft habe die Frage nach Sieg oder Niederlage "auf Messers Schneide" gestanden. Der klare Erfolg gegen Monaco sei wichtig für das Selbstvertrauen: "Das hat gut getan." Das gilt wohl insbesondere auch für Vladlen Yurchenko.

(RP)
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