Bayer Leverkusen "Beide Gegentore waren fahrlässig und unentschlossen verteidigt"

Bremen · Roger Schmidt war bedient. Leverkusens Trainer verließ nach der 1:2-Niederlage mit ernster Miene den Rasen des Bremer Stadions. "Der Gegner war heute entschlossener, galliger und hat verdient gewonnen", entgegnete der 49-Jährige.

 Roger Schmidt ärgerte sich über die Gegentore in Bremen.

Roger Schmidt ärgerte sich über die Gegentore in Bremen.

Foto: dpa, crj hak

Die Erklärung dafür schob er direkt hinterher. "Beide Gegentore waren fahrlässig und unentschlossen verteidigt. Dann muss man sich nicht wundern, wenn man gegen einen kampfstarken Gegner am Ende ohne Punkte da steht." Was ihn dabei so wurmte: Bayer 04 verlor in dieser Saison bereits zwei Spiele auf sehr ähnliche Weise — das war beim 1:2 in Mönchengladbach und bei Eintracht Frankfurt.

"Das ist sehr ärgerlich, weil es unnötig war. Die letzte Entschlossenheit, letzte Aufmerksamkeit war bei Bremen größer als bei uns." Seine Mannschaft, die vor der Länderspielpause noch einen überzeugenden Sieg gegen Borussia Dortmund gefeiert hatte, verpasste vor 41.000 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion die große Chance, näher an das Spitzenquartett der Bundesliga heranzukommen. Stattdessen verlieren die neuntplatzierten wieder den Anschluss an die Tabellenspitze, weil es ihnen noch immer nicht gelingt, ihr Niveau innerhalb eines Spiels und in puncto Ergebnisse auch über mehrerer Partien hinweg konstant abzurufen.

"Diese Niederlage müssen wir uns selbst ankreiden", sagte Offensivmann Julian Brandt und kritisierte: "Wir haben trostlos nach vorne gespielt und zu wenig investiert." Obwohl spielerisch überlegen, fehlte es wie so oft in den vergangenen Wochen an der nötigen Durchschlagskraft in der Offensive und Konsequenz im Verteidigen der entscheidenden Aktionen. Sinnbildlich war die halbherzige Abwehrleistung beim 1:2, als die Bayer-Abwehr im Kollektiv zu spät oder gar nicht an Gegenspieler und Ball war.

Tatsächlich schienen die Leverkusener mit der forschen Herangehensweise der Bremer, die mit viel Leidenschaft begannen, sofort den Ballführenden attackierten und versuchten, sämtliche spielerischen Ansätze im Keim zu ersticken, nicht recht klarzukommen. Vor allem der auffällige Hajrovic auf der rechten Seite sorgte mit seinen Vorstößen für Unruhe und Gefahr. Er bereitete auch die verdiente Führung vor. Der Bosnier setzte sich gegen beide Innenverteidiger Jonathan Tah und Ömer Toprak durch und hebelte damit die wieder einmal weit aufgerückte Gäste-Defensive aus. Hajrovic bediente Manneh, den der vorherige Bremer Drittligacoach Nouri aus Werders Reserveteam zu den Profis geholt hatte. Gegen den 19 Jahre alte Gambier parierte Bayers Schlussmann Bernd Leno noch, gegen den Nachschuss von Junuzovic war er hingegen machtlos.

Der Ausgleichstreffer durch Hakan Calhanoglu per Kopf schien dann allerdings so etwas wie der Wachrüttler zur rechten Zeit zu sein. Zumindest waren die Leverkusener danach am Drücker. Ihre spielerische Überlegenheit drückte sich allerdings wie so oft nicht in Toren aus. Nur 120 Sekunden nach dem 1:1 scheiterte Chicharito in aussichtsreicher Position. In der 43. Minute fand Calhanoglu bei einem verdeckten Distanzschuss in Felix Wiedwald seinen Meister.

Leverkusen dominierte über weite Strecken das Geschehen, fand allerdings kaum Lücken in der Werder-Deckung. Mitten in diese Drangphase hinein setzten die Gastgeber einen Konter, den Manneh mit einem Flachschuss aus zwölf Metern erfolgreich abschloss. Dieser erneute Rückstand kostete die Leverkusener in der Folgezeit etwas ihre spielerische Linie und im Endeffekt ein besseres Ergebnis.

Bremens Coach Alexander Nouri wertete den Sieg als Erfolg der Mannschaft. "Heute hat jeder für jeden gefightet", benannte er sein Erfolgsrezept. Für Roger Schmidt war das eine schwer zu akzeptierende Niederlage, da er sein Team nach den beiden guten Aufritten in Monaco und gegen Dortmund auf dem richtigen Weg glaubte. "Ich habe eigentlich gedacht, dass wir aus den letzten Spielen gelernt haben, aber heute ist es uns wieder passiert, sehr ärgerlich", sagte der Coach frustriert.

Vor dem Spiel hatte es Irritationen um Hakan Calhanoglu gegeben. Türkische Medien berichteten vom Tod seiner Großmutter und wollen erfahren haben, dass Bayer 04 den Mittelfeldspieler am Donnerstag nicht zur Beerdigung fahren lassen wollte. Ferner soll sich Calhanoglu daraufhin unerlaubt Richtung Türkei aufgemacht und eine Geldstrafe dafür erhalten haben. Bei der Werkself reagierte man prompt. Via Facebook zitierte der Klub Sportdirektor Rudi Völler, der die Vorwürfe zurückweist. "Natürlich hätten wir Hakan als Verein die Möglichkeit gegeben, zu den Trauerfeierlichkeiten zu reisen, das ist doch selbstverständlich. Doch in Absprache mit seiner Familie war es Hakans eigene Entscheidung, bei der Mannschaft zu bleiben. Alle anderen Darstellungen, der Verein habe Druck auf Hakan ausgeübt, entbehren jeglicher Grundlage."

(RP)
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