Jamaikaner gelingt "einfach alles" Bailey 04 Leverkusen

Sinsheim · Der 20-jährige Leon Bailey zeigt beim 4:1-Sieg von Bayer 04 Leverkusen in Hoffenheim, warum er zurzeit der spektakulärste Spieler der Bundesliga ist.

Bayer 04 Leverkusen: Leon Bailey trifft per Hacke zum 1:0
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Bailey trifft per Hacke zum 1:0

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Im Prinzip hatte Leon Bailey keine Wahl. Nach Zuspiel von Julian Brandt fand sich der Jamaikaner plötzlich mit dem Rücken zum Tor wieder. Da bereits zwei Hoffenheimer Verteidiger anrückten, musste sich der 20-jährige Stürmer von Bayer Leverkusen schnell entscheiden - und traf die richtige Wahl. Per Hacke beförderte er den Ball aus rund elf Metern ins Tor der verdutzten Hausherren. Mit seinem sehenswerten Treffer zum 1:0 leitete er den verdienten Sieg der Werkself bei den Kraichgauern ein. Am Ende stand es 4:1 (1:0) für die Gäste, deren bester Spieler anschließend Anerkennung von allen Seiten bekam.

"Im Moment gelingt ihm einfach alles", sagte Heiko Herrlich. Der Bayer-Coach lobte seinen Flügelstürmer, der mit sieben Toren und sechs Vorlagen die interne Scorerliste anführt, vor allem für dessen mannschaftsdienliches Spiel. Bailey erzielte nämlich nicht nur den Führungstreffer, sondern leitete das 2:0 durch Julian Baumgartlinger ein. Auch das 3:0 durch Lucas Alario bereitete er mustergültig vor. Der Hoffenheimer Anschlusstreffer durch Adam Szalai und Alarios zweiter Treffer im eisigen Dauerregen von Sinsheim hatten anschließend nur noch statistischen Wert.

Dem Leverkusener Kapitän Lars Bender, der erst am Freitag seinen Vertrag vorzeitig bis 2021 verlängert hat, fallen beinahe keine Superlative mehr für seinen in Topform befindlichen Mitspieler ein. "Wir laufen alle so schnell wir können, aber er läuft noch etwas schneller", sagte der 28-Jährige. Bender freute sich über die schier explosionsartige Entwicklung des Anfang 2017 vom KRC Genk zur Werkself gewechselten Jamaikaners. Leverkusen soll lediglich 12,5 Millionen Euro für Bailey nach Belgien überwiesen haben. Der Angreifer dürfte seinen Marktwert inzwischen um ein Vielfaches gesteigert haben. Dem Vernehmen nach soll der FC Chelsea bereits seine Fühler nach dem derzeit wohl spektakulärsten Angreifer der Bundesliga ausgestreckt haben. Wenn Bailey so weiter macht, wird es wohl nicht lange dauern, bis weitere von Scheichs oder Oligarchen finanzierte Topklubs Fantasiesummen bieten.

Doch Bailey bleibt bescheiden. Die Frage, ob der Hackentreffer gegen die TSG das bisher sehenswerteste Tor seiner Karriere war, verneinte er. Vergangene Saison hatte er für seinen ehemaligen Klub gegen Rapid Wien den zum schönsten Tor der Europa-League-Saison gewählten Treffer erzielt - ein herrlicher Distanzschuss unter das Lattenkreuz. Doch auch das Hacken-Tor in Hoffenheim findet bei Bailey gewiss einen Platz weit oben in der Liste seiner besten Treffer. "Im Fußball musst du etwas probieren - und das habe ich getan", sagte Bailey und fügte schelmisch hinzu: "Wenn du nicht schießt, triffst du auch nicht."

Von seiner rasanten Entwicklung ist der Jamaikaner offenbar selbst überrascht. "Es ist verrückt", sagte Bailey. "Ich bin kaum ein Jahr in Leverkusen, und bislang läuft es sehr gut." Er arbeite hart, höre zu und lerne von Spiel zu Spiel. Mit der Werkself hat er sich den zweiten Platz und die Rückkehr in die Champions League zum Ziel gesetzt - auch wenn er versichert, dass er nicht wisse, was der Begriff "Vizekusen" bedeute.

Coach Herrlich weiß nur zu gut, welchen Stellenwert sich sein Talent in den vergangenen Monaten erarbeitet hat und betonte: "Leon hat einen super Charakter und ist ein Teamplayer." Deswegen glaube er nicht, dass sein Stürmer "so strukturiert ist, dass ihm irgendwelche Dinge einfallen, wie manch anderem Spieler in anderen Mannschaften derzeit" - und spielte damit auf die Posse um die Dortmunder Diva Pierre-Emerick Aubameyang an.

Anzeichen dafür gibt es bislang nicht. Bailey bietet zwar auch reichlich Spektakel, aber nur in Form von Toren, Vorlagen und Spielfreude.

(sb)
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