Bayer Leverkusen Bayer 04 zwischen Realismus und Resthoffnung

Leverkusen · Die Werkself steht in der Champions League vor dem Aus. Nach seinem Patzer geht Bernd Leno mit sich selbst hart ins Gericht.

 Trainer Roger Schmidt tröstet den in der Schlussphase eingewechselten Youngster Vladlen Yurchenko.

Trainer Roger Schmidt tröstet den in der Schlussphase eingewechselten Youngster Vladlen Yurchenko.

Foto: AP

Wütend schlug Roger Schmidt mit der flachen Hand auf das Plexiglas neben der Trainerbank und schimpfte vor sich hin. Schon wieder ein frühes Gegentor, erneut ein individueller Fehler, der umgehend bestraft wurde. Der Ärger über das 0:1 durch Borrissows Michael Gordejchuk nach nur knapp 70 Sekunden war dem Trainer von Bayer 04 deutlich anzusehen. "Dadurch sind wir nicht wie gewohnt in unseren Rhythmus gekommen", sagte der 48-Jährige nach der Champions-League-Partie am vergangenen Dienstag.

Bernd Leno, dem der Ball unglücklich durch die Beine ins Tor rutschte, nahm die Schuld am Gegentreffer auf sich. "Das darf mir einfach nicht passieren. Danach war die Mannschaft geschockt", sagte der 23-Jährige, der in dieser Saison nun bereits drei schwere Patzer auf seinem Konto hat, die je einen 0:1-Rückstand verursachten. "Es war ein Fehler, der passiert. Es lag nicht an der Kälte oder am Platz", sagte der Schlussmann. Die Aktion sei zudem kein typischer Torwartfehler gewesen, sondern schlichtweg "ein blödes Tor". Leno befürchtet durch seine Aussetzer sogar Auswirkungen auf seine Karriere in der Nationalmannschaft: "Solche Sachen dürfen mir nicht mehr passieren. Dann stehen die Chancen besser, wenn man nicht ständige solche Scheiße baut."

Leno war jedoch nicht alleinverantwortlich für das magere 1:1 gegen die Weißrussen. Schließlich konnten seine Teamkameraden die 88 verbleibenden Minuten nach dem 0:1 nicht nutzen, um das erklärte Ziel - den Sieg - zu erreichen. Stattdessen verschlief die Werkself wie so oft in dieser Saison die erste halbe Stunde, brachte zeitweise selbst einfachste Pässe nicht an den Mann und entwickelte kaum Torgefahr. Chicharitos gute Gelegenheit kurz vor der Pause, in der er aus kurzer Distanz freistehend Keeper Sergey Chernik anschoss, sollte die einzig nennenswerte Gelegenheit in den ersten 45 Minuten bleiben. Erst in der zweiten Hälfte gelang es Bayer 04, die Weißrussen zunehmend vor Probleme zu stellen. Dennoch reichte es nur noch zum Ausgleichstreffer von Admir Mehmedi (68.).

Somit steht das Rückspiel im eisigen Weißrussland sinnbildlich für den Zick-Zack-Kurs von Bayer 04 in dieser Saison. Das Team von Roger Schmidt ist derzeit eine Wundertüte. Mal spielt die Werkself spektakulären Angriffsfußball, nur wenige Tage später wirkt sie lustlos und ausgebrannt. Was auch daran liegt, dass Schmidt immer wieder Ausfälle von Leistungsträgern kompensieren muss. So wird das Unterfangen, ein eingespieltes Team zu entwickeln, deutlich erschwert . "Wir haben eine junge Mannschaft, aber es ist schwer zu erklären, warum bei uns die Konstanz fehlt", stellte Mittelfeld-Spieler Christoph Kramer fest.

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Viel Zeit, mit dem drohenden Ausscheiden in der Champions League zu hadern, bleibt der Werkself jedoch nicht. Denn schon am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) wartet mit Schalke 04 bereits der nächste Gratmesser auf Bayer 04 - ein potenzieller Konkurrent um die internationalen Plätze, der wie Leverkusen aktuell 20 Punkte auf dem Konto hat. Kramer ist sich über die Wichtigkeit der kommenden Aufgaben bewusst. "In den nächsten Wochen geht es darum, ob die Hinrunde hopp oder top war", sagte der 24-Jährige.

(RP)
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