Leverkusen Bayer 04 sucht nach Erinnerungsstücken

Leverkusen · Der Leverkusener Fußballverein ruft auf, Dachböden und Keller nach alten Bayer-04-Devotionalien zu durchsuchen. Die Werkself will mit den historischen Fundstücken die BayArena weiter in ein begehbares Museum verwandeln.

 Rüdiger Vollborn (Mitte) zeigt die Medaille von 1953. Helga und Horst Stollenwerk präsentieren historische Bildbände der Werkself.

Rüdiger Vollborn (Mitte) zeigt die Medaille von 1953. Helga und Horst Stollenwerk präsentieren historische Bildbände der Werkself.

Foto: Uwe Miserius

Rüdiger Vollborn zeigt sich einsichtig: "Ich muss Abbitte leisten. Ich hätte mich als Spieler bereits mit der Historie von Bayer 04 befassen sollen, dann wäre ich dem ein oder anderen Menschen respektvoller begegnet", sagt der Mann, der als Torhüter mit der Werkself 1988 den Europapokal und 1993 den DFB-Pokal gewann. Mittlerweile ist Vollborn hauptamtlicher Fanbetreuer und hat sich im Zuge der Eröffnung der neuen Stadionkneipe "Schwadbud" vor dieser Saison mit der Geschichte des Leverkusener Fußballvereins befasst und Erinnerungsstücke gesammelt. In der "Schwadbud" stehen und hängen bereits einige Sammlerstücke. Doch es sollen noch mehr werden. Die gesamte BayArena soll als Erlebniswelt für den Fan zum begehbaren Museum werden. 20 000 Besucher buchen jährlich Führungen durch das Stadion. "Und die Zahl ist stetig steigend", sagt Mediendirektor Meinolf Sprink.

Vollborn ist bei seinen Recherchen an Grenzen gestoßen und bittet jetzt die Leverkusener um Mithilfe: "Ich hoffe, noch das ein oder andere Schätzchen zu finden und die restliche Geschichte aus den Tiefen der Keller und den Höhen der Dachböden herauszukramen", sagt der 52Jährige. Vor allem die Zeit vor dem Bundesliga-Aufstieg 1979 sei ein Problemfeld. "Es gibt Bilder von Schals aus den 1960ern", sagt Vollborn. Der älteste Schal im Besitz sei aber aus den 1970ern. "Ein richtig altes Trikot wäre natürlich der Wahnsinn", sagt der Ex-Torwart. Zwei, die ihm auf der Suche bereits behilflich waren, sind Helga und Horst Stollenwerk, der Bayer-04-Spieler auf der rechten Außenbahn zwischen 1953 und 1961 war. Die Stollenwerks haben das älteste Erinnerungsstück zur Sammlung beigesteuert: Eine Medaille von 1953. Damals hatte die Bayer-Jugend den Peter-Franz-Bauwens-Pokal durch ein 6:1 gegen Rapid Köln gewonnen.

Dass manche Leute gar nicht wissen, was sie wegwerfen, stellte auch eine Angestellte von Bayer 04 laut Vollborn unter Beweis: Sie rettete einen Karton des Vereins, der entsorgt werden sollte. In ihm befand sich der Original-DFB-Wimpel vom Pokalsieg 1993. Weniger Glück hatte Vollborn mit seinem Steuerberater, dem er zwei komplette Torwart-Trikotsätze mit Hosen und Stutzen vom Uefa- und vom DFB-Pokalsieg geschenkt hatte. Als Vollborn die Erinnerungsstücke für die "Schwadbud" wollte, musste er erfahren, dass diese auf dem Müll gelandet sind. Der Steuerberater hatte sich von seiner Frau getrennt und die hatte die Trikots weggeworfen.

Für Vollborn steht hinter der Sammlung der Fandevotionalien - egal, ob Zeitungsausschnitte, Bilder oder Kleidungsstücke - noch etwas anderes:. "Bayer 04 soll stolz auf seine Geschichte sein und sich nicht verstecken. Dass wir mit dem Werk verbunden sind, ist halt so", sagt er. In Fankreisen wird der Leverkusener Verein deshalb häufig als Plastikklub bezeichnet. Mediendirektor Sprink entgegnet: "Tradition müssen wir nicht beweisen. Das 04 im Vereinsnamen ist schließlich nicht das Ergebnis einer Heimniederlage!"

Wer Erinnerungsstücke von Bayer 04 dem Verein zur Verfügung stellen möchte, soll sich bitte per E-Mail an ruediger.vollborn@bayer04.de wenden.

(RP)
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