Bayer Leverkusen Bayer 04 und die Chance der Nach-WM-Saison

Leverkusen · Der Werksklub spürt deutlich weniger personelle WM-Nachwehen als die Konkurrenz. Was das bewirken kann, zeigt die Historie.

Schmidt leitet erstes Training in Leverkusen
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Eine richtige WM-Euphorie um Leverkusener Profis gab es 2014 nicht. Nach Lars Benders Verletzung fuhr erstmals seit 1990 eine DFB-Elf wieder ohne Bayer-Spieler zu einer Weltmeisterschaft, und die, die mit anderen Nationen in Brasilien dabei waren, - Emir Spahic, Heung-Min Son, Andres Guardado und Josip Drmic - waren ab dem Viertelfinale auch Zuschauer. Doch mit Blick auf die neue Saison könnte gerade diese dünne Leverkusener WM-Beteiligung zum Vorteil für Roger Schmidt und Co. gereichen. So ist Bayer 04 das einzige Team aus den letztjährigen Top-Sechs, bei dem schon am 18. Juli der letzte Urlauber zum Team stieß.

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Vor allem Bayern München mit sieben Profis, die am finalen WM-Wochenende im Einsatz waren, wird kaum eingespielt und mit fitten Stars in die neue Spielzeit starten. Doch auch Dortmund und Schalke, ja selbst Gladbach (Christoph Kramer) und der VfL Wolfsburg (Luiz Gustavo) müssen bis in den August hinein auf die letzten Leistungsträger warten. Bayerns Sportdirektor Matthias Sammer sprach im "Kicker" von "Respekt vor den Rahmenbedingungen in diesem Sommer", und Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hatte in der Vorwoche vorsorglich geklagt, dass die Liga den Wunsch des Rekordmeisters abgelehnt habe, erst eine Woche später in die Spielzeit zu starten.

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Die Bayern wissen nur zu gut, dass eine Nach-WM-Saison oft ihr größter Gegner ist. Nur in drei von zwölf Bundesligaspielzeiten, die auf eine WM folgten, wurden sie Meister. Zuletzt landete 2010/11 der BVB mit zehn Punkten Vorsprung auf die Münchner vorne. Auch Bayer 04 schob sich noch dazwischen auf Rang zwei. 2006/07 holte der VfB Stuttgart überraschend den Titel, die Bayern wurden nur vierter, zehn Punkte dahinter.

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In Leverkusen gibt es ein über die Jahre gelerntes Mantra vom "Da sein wollen, wenn die Bayern schwächeln". Sportdirektor Rudi Völler modifizierte dies unlängst zum Ziel, Dortmund ärgern zu wollen, das ja die Münchner ärgern wolle. Klar ist: Inmitten der behutsam wachsenden Euphorie rund um die neue, die Schmit'sche Werkself macht sich in Leverkusen die Hoffnung breit, vom WM-Kater der Konkurrenz profitieren zu können. Zum ersten Mal seit Jahren musste man keinen Leistungsträger abgeben und holte stattdessen in Hakan Calhanoglu ein Talent hinzu, das zur Top-Verstärkung werden könnte. Vor allem in der Offensive besitzt der Kader Optionen und Möglichkeiten en masse. Mit seinem Überfall-Fußball wird Schmidt vielleicht nicht sofort Siege in Serie holen, aber die Zuneigung der Fans ob dieser aktiven, dominanten Spielweise hat er jetzt schon sicher.

Die oft beschworene Titel-Sehnsucht haben sie bei Bayer 04 mediale noch im Hintergrund halten können, aber der Traum vom perfekten Saisonstart, der einen durch die Wettbewerbe trägt, ist da. Der Auftakt beim BVB wird zeigen, wie viel Kapital die Gäste aus eigener Stärke und Problemen auf der anderen Seite zu schlagen im Stande sind.

Wie sich negative Auswirkungen einer WM anfühlen, davon können sie in Leverkusen indes auch ein Lied singen. Nachdem man 2002 mit sechs Profis in den Halbfinalspielen vertreten war, stieg man am Saisonende fast ab. "Der Fußball macht keinen Spaß mehr", sagte Reiner Calmund damals.

(RP)
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