Bayer Leverkusen Bayer 04 zieht acht Mal den Joker

Leverkusen · Bei keinem anderen Bundesligisten trafen die Einwechselspieler in dieser Saison häufiger. Leverkusen holte in den Partien 15 Punkte.

Einzelkritik: Bayer 04 Leverkusen kann sich auf Hakan Calhanoglu verlassen
16 Bilder

Bayer - Bayern: Einzelkritik

16 Bilder

Er kam, traf und siegte! Wenn sich Julian Brandt das Drehbuch für das Spiel gegen den FC Bayern München hätte überlegen dürfen, dann hätte er es wohl genau so geschrieben. Eingewechselt zu werden und nach nur sechs Minuten ein Tor gegen den deutschen Rekordmeister zu erzielen - noch dazu an seinem 19. Geburtstag - besser hätte es für Leverkusens talentierten Offensivmann nicht laufen können. Mit seinem Treffer machte er den Deckel drauf gegen die Bayern, und sicherte Bayer 04 einen wichtigen Sieg, der die Werkself mit Blick auf den anvisierten dritten Platz im Rennen hält.

Als einzige Änderung hätte sich Brandt selbst wohl in die Startelf gesetzt. Sein Trainer Roger Schmidt zog ihm aber trotz starker Auftritte gegen Hannover und Köln Heung-Min Son vor. Eine Entscheidung, die den Nachwuchs-Profi jedoch eher anstachelte als demotivierte. Es zeichnet Brandt aus, dass er sich und seine Leistung bestens einzuschätzen vermag. "Ich sehe mich noch nicht in der Position, einen Stammplatz zu fordern", entgegnete er in einem RP-Interview.

Vielmehr nutzt er seine Möglichkeiten, wenn er die Chancen dazu erhält. Das Offensivtalent der Leverkusener hat verinnerlicht, dass auch jene Profis, die nicht in der Startformation stehen, wichtige Mitglieder der Mannschaft sind. Drei Mal schon hat Brandt in dieser Spielzeit nach einer Einwechslung getroffen - und jedes seiner Tore war wichtig. Er erzielte das 3:2 gegen Hertha BSC Berlin am 2. Spieltag (Endstand 4:2), die 1:0-Führung vor zehn Tagen in Köln (Endstand 1:1) und eben das 2:0 gegen die Bayern.

Beachtlich dabei: Bei seinen beiden letzten Treffern stand er jeweils erst sechs Minuten auf dem Feld. Sportchef Rudi Völler ist sich sicher: "Wir werden noch viel Freude an Julian haben. Bei ihm hat man den Eindruck, dass noch viel Luft nach oben ist."

Mit inzwischen acht Joker-Toren in dieser Saison ist Bayer 04 Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga. In den Reigen der erfolgreichen Einwechselspieler reihen sich Heung-Min Son, Stefan Reinartz und Kyriakos Papadopoulos ein. Sie alle eint, dass sie nach ihrer Hereinnahme jeweils den Führungstreffer für Bayer 04 erzielten. Der Koreaner Son traf zum 3:2 im Spiel gegen Werder Bremen, das letztlich 3:3 endete. Reinartz markierte das 2:1 in Augsburg (2:2) und Papadopoulos brachte seine Mannschaft mit dem 1:0 in Paderborn auf die Siegerstraße. Dazu kommt Stürmer Josip Drmic, der beim 5:1-Erfolg gegen den 1. FC Köln binnen neun Minuten gleich zwei Mal als Joker stach.

Die Werkself sammelte in diesen sieben Partien 15 wichtige Punkte, und verlor keines dieser Spiele. Roger Schmidt darf sich das auch als seinen Erfolg auf die Fahne schreiben. Denn wenn nicht durch Verletzungen erzwungen, sind Wechsel - abgesehen von den Ansprachen in der Halbzeit - für einen Trainer das wichtigste Mittel, um von außen Einfluss auf das Spiel zu nehmen.

In den meisten Fällen versucht ein Trainer, mit Hilfe von Auswechslungen, einzelne Mannschaftsteile zu verstärken. Die hohe Kunst des Coachings besteht auch darin zu wissen, wer in der jeweiligen Situation positive Impulse für die Mannschaft setzen kann. Insofern sind die acht Jokertore der Werkself auch mit dem glücklichen Händchen des Trainers zu erklären.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort