Bayer Leverkusen Bayer-Fans kritisieren "Lethargie" auf den Rängen

Leverkusen · In der Anhängerschaft von Bayer 04 rumort es. Innerhalb der Fan-Gruppierungen gibt es offenbar unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Unterstützung der Profis auszusehen hat.

Innerhalb der Fanszene von Bayer Leverkusen rumort es.

Innerhalb der Fanszene von Bayer Leverkusen rumort es.

Foto: dpa, ve hpl

Mit einer beeindruckenden Serie von sieben Siegen in Folge hat sich Bayer 04 bereits zwei Spieltage vor Schluss die Teilnahme an der Champions League gesichert. In Anbetracht des schwierigen Saisonverlaufs und der positiven Wendung wäre das Grund genug zu ausgelassener Freude.

Doch innerhalb der Fanszene rumort es ganz offenbar. Das lässt sich einem Artikel entnehmen, der im neuen Kurvenheft "Nordkurve AktUL" zu lesen ist. Zum Redaktionsteam gehören Mitglieder der Ultras, der aktiven Fanszene und Stadiongänger ohne Bindung zu einer Gruppierung. Der Autor, namentlich nicht bekannt, kritisiert sehr deutlich die eigene Anhängerschaft. In dem Artikel wird unter anderem eine "Lethargie" auf den Rängen beklagt - trotz der Erfolge. Die "Zahl der Mitfahrer zu den Auswärtsspielen sei im Vergleich zu den vergangenen Jahren überdies "ein Witz". Dazu heißt es: "In der Champions League bekleckern wir uns nicht mit Ruhm, in der Bundesliga ist es teilweise sogar noch schlimmer. Als Beispiel wären hier die (nicht) verkauften Karten zu den Spielen gegen Schalke, Gladbach, Köln, Mainz und vielen mehr zu nennen."

Vorwurf zwei: Die Masse der Fans trage Anti-Gesänge gegen den Gegner viel eher mit als Lieder für den eigenen Verein. Vor allem Fäkal-Gesänge gegen den Erzfeind aus Köln hätten sich - wie auch gegen andere Klubs - als Liedgut etabliert. Zitat: "Auch hier schießen wir jedes Mal die Taube vom Dach. Begonnen hat es mit dem Text J.K.I.E.H, welches gegen die Kölner Vereine inzwischen mehr als etabliert ist. Doch unabhängig von Spielen gegen diese Vereine, probieren irgendwelche Suff-Ottos bei jedem Spiel wieder diese Lieder anzustimmen."

Als dritten Punkt nennt der Autor, dass viele Fans in der Kurve eher mit ihrem Handy beschäftigt seien als mit der Unterstützung der Mannschaft. "Jeder Scheiß muss auf dem Handy aufgenommen werden, es könnte ja was lustiges passieren", heißt es. "Für das Spiel gilt ja auch nur eins: Likes sind wichtiger als Punkte!"

Aus welchen Gründen die "Nordkurve12", der unabhängige Dachverband der Bayer-Fans, sich dazu entschlossen hat, vor dem Gladbach-Spiel auf die "Finally Red"-Aktion der vergangenen Jahre zu verzichten, wird nicht genannt. Bei dieser Aktion wurden in der Vergangenheit günstige Motto-Shirts zum Preis von fünf Euro verkauft, mit denen die Anhänger gemeinsam "Farbe" zeigen wollten. Im Kurvenheft wird diese Entscheidung ausdrücklich begrüßt, der Autor hätte eine Fortführung als "Heuchelei" empfunden. Im Text heißt es weiter: "Diese Produkte, die ihr erwerbt oder erwerben wollt, verdeutlichen eine angebliche Beziehung zu unserer Szene, unserer Kurve. Jeder Person soll klar werden, dass ihr Teil dieser Gruppe seid. Doch seid ihr es? Im Stadion sieht und hört man euch nämlich nicht!"

Gleichzeitig erinnert der Autor an den eigentlichen Gedanken solcher Aktionen: "Alle in Rot für unseren Bayer!" sei das ursprüngliche Motto und nicht etwa "Geil, endlich wieder ein Fünf-Euro-Shirt!"

(RP)
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