Bayer Leverkusen Bayer hofft auf den Barca-Effekt

Leverkusen · Tayfun Korkut steht nach seinem Debüt in der Bundesliga vor der nächsten Premiere auf der Trainerbank von Bayer 04. Erstmals coacht er international. Das 2:4 aus dem Hinspiel gegen Atlético Madrid ist allerdings eine riesige Hypothek.

 Karim Bellarabi (r.) ließ Madrids Innenverteidiger Stefan Savic bei seinem Tor zum zwischenzeitlichen 1:2 im Hinspiel keine Chance.

Karim Bellarabi (r.) ließ Madrids Innenverteidiger Stefan Savic bei seinem Tor zum zwischenzeitlichen 1:2 im Hinspiel keine Chance.

Foto: ap

Zugegeben: Das Hinspiel gegen Atlético Madrid lief ziemlich suboptimal für die Werkself. 2:4 verlor die Mannschaft zuhause gegen den spanischen Erstligisten, der in den vergangenen drei Jahren zwei Mal das Endspiel der Champions League erreicht hat. Damit scheint das erneute Aus im Achtelfinale der Königsklasse besiegelt. Seit der legendären Triple-Vize-Saison 2001/2002 hat Bayer 04 nicht mehr die Runde der letzten 16 Teams überstanden. Das Ergebnis aus dem Hinspiel, bei dem noch Roger Schmidt an der Seitenlinie stand, ist eine gewaltige Hypothek für dessen Nachfolger Tayfun Korkut. Der Neue übt sich dennoch in Zweckoptimismus.

"Wir werden versuchen, das Ergebnis zurechtzurücken", sagte der 42-Jährige mit Blick auf das Rückspiel morgen Abend (20.45 Uhr) in Madrid. Es gehe ihm nicht darum, "nur die 90 Minuten abzuspulen." Im Gegenteil: "Das ist eine Möglichkeit für die Mannschaft, den nächsten Schritt zu machen." Dann fügte Bayers Coach, der rund vier Jahre seiner aktiven Laufbahn in der Primera División als Spieler bei Real Sociedad und Espanyol Barcelona verbrachte, einen Satz hinzu, der aufhorchen ließ: "Man hat ja gesehen, was alles möglich ist."

Damit spielte Korkut auf den historischen 6:1-Sieg des FC Barcelona gegen Paris St. Germain an, der den Katalanen nach einer 0:4-Pleite im Hinspiel noch zum Weiterkommen reichte. Oder auch auf das 4:0 von Borussia Dortmund gegen Benfica Lissabon, der das 0:1 aus dem vorigen Aufeinandertreffen deutlich zugunsten des Bundesligisten korrigierte. Freilich erwartet derzeit niemand von Bayer 04 ähnliche Heldentaten. Dafür war das 1:1 gegen Werder Bremen am Freitagabend viel zu dürftig. Einen Sieg in Madrid will Korkut aber trotzdem nicht ins Reich der völligen Abwegigkeiten verbannen: "Wir wissen, was wir zu tun haben", betonte er. Die Qualität habe sein Team allemal.

Mut macht eine Szene aus dem Hinspiel, die lehrbuchartig zeigt, wie man die kompakte Defensive der Madrilenen überwinden kann: Bellarabi spielte auf Kampl, der den Ball zügig rechts an Henrichs weitergab, der ins Strafraumzentrum passte, wo Bellarabi bereits lauerte und per Direktabnahme zum 1:2 vollstreckte - schnell, schnörkellos und effektiv.

Ömer Toprak, der gegen Bremen den entscheidenden Elfmeter in der 96. Minute vergab, will nicht wegen der Sehenswürdigkeiten in die spanische Hauptstadt kommen. Aktiv mitwirken wird der Abwehrchef allerdings nicht können. Er zog sich gegen Bremen einen Kapselbandriss im linken Sprunggelenk zu und fällt aus. "Natürlich ist es sehr schwierig, aber es gibt eine theoretische Chance. Wir werden alles raushauen und sehen, was herauskommt", sagte er.

Auf der Kippe steht Kapitän Lars Bender, bei dem Korkut von Tag zu Tag schauen will, wie sich dessen Knöchelverletzung entwickelt. Jonathan Tah dürfte nach seinem Faserriss noch nicht so weit sein und Benjamin Henrichs fehlt gelbgesperrt. Ein kleines Fragezeichen steht hinter Bernd Leno, der nach seinem Nasenknorpelbruch aus dem Bremen-Spiel operiert werden musste. Gut möglich, dass der zuletzt aussortierte Rechtsverteidiger Roberto Hilbert in Madrid eine Chance erhält und Tin Jedvaj mit Aleksandar Dragovic die Innenverteidigung bildet.

Angesichts der defensiven Ausfälle gegen eines der konterstärksten Teams in Europa kann Zweckoptimismus also nicht schaden. "Wir müssen - und werden - das Ergebnis suchen", kündigt Korkut an.

(RP)
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