Bayer Leverkusen Brandt gilt als größeres Talent als Schürrle

Leverkusen · Bei Bayer 04 feiert man den Sieg im Werben um Wolfsburgs Youngster Julian Brandt als echten Transfer-Coup. Experten sehen im 17-jährigen Blondschopf das wohl größte Offensiv-Talent im deutschen Fußball.

 Julian Brandt beim U 19-Länderspiel Deutschland gegen Griechenland am 10. September in Münster. Brandts Zukunft liegt in Leverkusen.

Julian Brandt beim U 19-Länderspiel Deutschland gegen Griechenland am 10. September in Münster. Brandts Zukunft liegt in Leverkusen.

Foto: imago

Es steht nicht zu erwarten, dass Bayer 04 seinen Briefkopf dahingehend ändert, dass der Verein künftig als Erfolg neben dem Uefa-Pokalsieg 1988 und dem Gewinn des DFB-Pokals 1993 auch "Verpflichtung von Julian Brandt 2014" explizit aufführt. Doch was Sportdirektor Rudi Völler am Freitagmittag eher unversehens am Rande seiner Verteidigungstirade für eine nach dem 0:5 gegen Manchester medial mit Häme bedachte Werkself verriet, nämlich, dass Bayer 04 das Rennen um das wohl größte Offensivtalent des Deutschen Fußballs gemacht hat, sorgt auf den Fluren der Leverkusener Scoutingabteilung für helle Begeisterung. Intern wird von der Verpflichtung des Wolfsburger Nachwuchsspielers als Coup geschwärmt.

Wolfsburg selbst, die Bayern, Borussia Dortmund, Schalke 04, RB Leipzig, Manchester United, Chelsea London, ja, auch italienische Klubs — der 17-jährige Brandt hatte wahrlich die Qual der Wahl, wo er ab kommendem Jahr seine Profikarriere vorantreiben wollte. Die Berater standen beim Vater Schlange. Der Vertrag des offensiven Mittelfeldspielers beim VfL läuft im Juni 2014 aus, und spätestens seit der gebürtige Bremer Brandt Wolfsburgs sportlicher Führung im Oktober eröffnete, dass er diesen Kontrakt nicht zu verlängern gedenke, nahm das Werben der Konkurrenz ungeahnte Dimensionen an. "Wir haben alles versucht, ihn zu überzeugen. Aber ich war schon länger davon überzeugt, dass Julian nicht richtig in die Verhandlungen einsteigen wollte. Ich hatte das Gefühl, dass er geht", sagte Wölfe-Trainer Dieter Hecking.

Brandt war im Sommer mit der U 19 der Niedersachsen Deutscher A-Jugend-Meister geworden, hatte ab dieser Saison dreimal pro Woche bei den Profis mittrainieren dürfen und dort sofort aufgetrumpft. Diese Förderung büßte er allerdings nach der Ankündigung seines Weggangs ein — "Da sollen sich Spieler beweisen, die sich zum VfL bekennen", sagte Wolfsburg Sportchef Klaus Allofs. Brandt traf in zwölf Spielen der laufenden A-Jugend-Bundesliga Nord/Nordost sechs Mal und bereitete neun weitere Tore vor. In der U 19-Nationalmannschaft spielt der Rechtsfuß mit Bayers diesjährigem Neuzugang Levin Öztunali zusammen. Nach einhelliger Expertenmeinung übersteigen die Fähigkeiten des flinken, trickreichen Blondschopfs die eines André Schürrle im vergleichbaren Alter.

Die Leverkusener Verantwortlichen bemühen sich derzeit nach Kräften, Brandt schon im Januar loszueisen — gegen eine dann fällige Ablöse, versteht sich. Doch das Geld wäre man bereit zu investieren, weil Brandt so eine Rückrunde länger Zeit hätte, sich in Leverkusen zu akklimatisieren. Denn eines ist klar: Es geht in seinem Fall nicht um einen jungen Kicker, bei dem Bayer 04 die Entwicklung der nächsten Jahre mal ergebnisoffen abwarten will. Die sportliche Führung sieht im 1,83-Meter-Mann einen, dem sie einen Werdegang wie einem Schürrle oder einem Lars Bender zutraut. Brandt wie auch Öztunali sollen spätestens 2014/2015 — immer im Wissen um ihr Alter — zu echten Optionen im Profi-Kader heranreifen. In diesem Fall wäre von ihnen auch nicht mehr nur am Rande die Rede.

(RP)
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