Karim Bellarabi Vom Hoffnungsträger zum Bankdrücker

Leverkusen · Für Karim Bellarabi verlief die Rückrunde bei Bayer 04 alles andere als geplant. Im Saisonendspurt wurde der 27-Jährige zuletzt kaum noch eingesetzt. Seine Zukunft unterm Bayer-Kreuz steht wie bei einigen Teamkollegen auf dem Prüfstand.

Karim Bellarabi: Tempodribbler und Schnellschütze von Bayer 04 Leverkusen
12 Bilder

Das ist Karim Bellarabi

12 Bilder
Foto: Uwe Miserius

Es lief die 23. Minute der Partie zwischen Augsburg und Bayer 04, als Karim Bellarabi Fußballgeschichte schrieb. Sein Treffer zum 1:0 für Leverkusen war das 50 000. Tor in der Historie der Fußball-Bundesliga. Inzwischen hängt das Trikot mit Bellarabis Nummer 38, das dieser am 17. Februar beim 3:1-Erfolg in Augsburg trug, im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund, wo es täglich von Hunderten bewundert wird. Für den elffachen Nationalspieler ist das aber wohl nur ein schwacher Trost. Wie die Werkself insgesamt blieb auch Bellarabi in der sich dem Ende zuneigenden Saison weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Wurde der 27-Jährige in der Winterpause nach überstandenem Muskelbündelriss noch als Hoffnungsträger gehandelt, blieb ihm zuletzt nur noch die Rolle des Bankdrückers. Ein Schicksal, das er mit einigen Teamkollegen teilt.

"Er wird gestärkt zurückkommen und eine ganz tolle Rückrunde spielen", hatte Sportchef Rudi Völler im Wintertrainingslager in Orlando prophezeit. Und zunächst schien es auch so, als könnte Bellarabi an alte Stärke anknüpfen. Auf dem rechten Flügel war der gebürtige Berliner unter Roger Schmidt gesetzt, bereitete unter anderem beim 3:0-Sieg gegen Frankfurt im Februar zwei Tore vor. Doch die folgende Krise der Werkself traf auch Bellarabi.

Nach einigen schwachen Auftritten verbannte ihn Schmidt-Nachfolger Tayfun Korkut schließlich am 29. Spieltag - beim 0:0 gegen München - auf die Bank. Stattdessen setzte Korkut auf den erst 17-jährigen Kai Havertz in der Startformation. Dieser machte seine Sache so gut, dass sich Nationalstürmer Bellarabi, der 2014 für die DFB-Elf debütierte, fortan in der Rolle des Reservisten wiederfand. Lediglich beim 1:4-Debakel gegen den FC Schalke durfte er spielen. Sowohl in Freiburg, Ingolstadt als auch im Derby gegen Köln blieb er ohne Einsatz. Für jemanden, der erst in letzter Sekunde den Sprung in den Kader zur EM 2016 verpasst hat, ist das eine enttäuschende Bilanz. Die Verantwortlichen des Werksklubs werden sich eventuelle Angebote für den Flügelflitzer gewiss anhören.

Ohnehin dürften beim Werksklub nach verpasstem Saisonziel im Sommer größere Veränderungen bevorstehen, auch wenn eine wichtige Personalentscheidung bereits getroffen wurde: Vize-Kapitän Ömer Toprak wird Bayer 04 nach sechs Jahren in Richtung Dortmund verlassen. Auch Chicharito dürfte bei einem passenden Angebot wohl gehen. Gleiches gilt für Kevin Kampl - gegen Ingolstadt und Köln nur Einwechselspieler - sowie den seit Monaten gesperrten Hakan Calhanoglu und den frustrierten Danny da Costa (nur zwei Einsätze). Selbst die Zukunft von Fan-Liebling Stefan Kießling ist noch offen.

Völler räumte indes ein, dass der Klub seit einiger Zeit Gespräche mit potenziellen Spielern führt, "mit denen wir nächste Saison wieder Europa angreifen wollen". Namen nannte der Weltmeister von 1990 natürlich nicht - auch nicht den von Karim Bellarabi.

(sb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort