Bayer Leverkusen Kopfschmerzen im Abstiegskampf

Freiburg · Das 1:2 beim SC Freiburg offenbart vor allem mentale Probleme im Kader der Werkself. Die Herausforderung der Trainingswoche wird sein, die Spieler nach dem neuerlichen Misserfolg aufzurichten.

 Leverkusens Spieler müssen nach der Niederlage in Freiburg aufgerichtet werden.

Leverkusens Spieler müssen nach der Niederlage in Freiburg aufgerichtet werden.

Foto: dpa, pse htf

Gerade einmal eine Woche ist es her, da war die Welt unterm Bayer-Kreuz noch halbwegs in Ordnung. In Unterzahl hatte die Werkself dem FC Bayern München ein torloses Remis abgetrotzt, Spieler und Trainer schwärmten nach der Partie von Kampfgeist und Zusammenhalt. "Dieser Punkt kann Gold wert sein für den Kopf", sagte ein sichtlich selbstbewusster Bernd Leno nach dem Schlusspfiff. Jeder habe sich voll reingehauen und für den anderen gekämpft. Das sei gut für die Moral.

Nun, zehn Tage und ein 1:2 gegen den SC Freiburg später, muss sich nicht nur Sportchef Rudi Völler eingestehen, dass das bis zuletzt anhaltende Gerede von der Europa League endgültig ein Ende genommen hat. Nach oben schauen sei nun verboten, konstatierte der 57-Jährige. Keine Frage: Bayer 04 hat von den Teams aus dem unteren Tabellendrittel die besten Chancen, ein Abrutschen auf den vier Punkte entfernten Relegationsplatz zu vermeiden. Dennoch steckt der in den vergangenen Jahren zum Dauerteilnehmer der Champions League avancierte Werksklub im Abstiegskampf. 36 Punkte nach 30 Spielen - das erinnert an die Saison 2002/2003, in der man nur knapp den Gang in die zweite Liga vermeiden konnte.

Dass der erkämpfte Zähler gegen die Bayern vor allem gut für den Kopf der Spieler gewesen ist, war im Breisgau kaum bis gar nicht zu sehen. Bayer 04 leistete sich eine schwache erste Halbzeit, kam dann für etwa 20 Minuten besser ins Spiel, um sich dann von engagierten Freiburgern den Schneid abkaufen zu lassen. Dass die Gastgeber die Partie gewinnen würden, lag in der ansonsten eigentlich erquickenden Schwarzwaldluft.

"Kopflos" habe die Werkself gespielt, konstatierte Kevin Volland, der den zwischenzeitlichen Ausgleich per Elfmeter erzielte und noch einer der besseren Akteure in einem ansonsten merkwürdig gehemmten Team war. "Wir sind sehr enttäuscht über das späte Gegentor", räumte Ömer Toprak ein. Weder er noch Wendell konnten verhindern, dass Pascal Stenzel kurz vor dem Schlusspfiff aus spitzem Winkel den Siegtreffer für den SCF markierte. "Wir müssen jetzt mit aller Macht alles in die letzten Spiele der Saison werfen, damit wir ein positives Ende haben." Im Fußball sei es immer ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Misserfolg. "Wir haben nicht unser Leistungsmaximum abgerufen."

Das ist eine erstaunliche Aussage des Kapitäns in Vertretung des dauerverletzten Lars Bender. Die Partie in Freiburg war für Bayer 04 von eminent wichtiger Bedeutung. Ein Erfolgserlebnis in Süddeutschland hätte das Rennen um die Europa-League-Plätze im Endspurt der Saison zur spannenden Mission der Werkself werden lassen können. Nun richtet sich der Blick nach unten - und die spannendste Frage ist, wie Interimscoach Tayfun Korkut sein Team aus dem mentalen Loch führen kann. Bayer 04 geht mit Kopfschmerzen in den anstehenden Abstiegskampf.

"Die Situation ist schwierig, aber wir werden auch dieses Spiel analysieren und verarbeiten", sagte Toprak. Am Freitag (20.30 Uhr/Live-Ticker) gebe es die nächste Chance, drei Punkte zu holen. Dann gastiert der FC Schalke in der BayArena. Sicher ist, dass sich gegen den Tabellennachbarn eine erste Halbzeit wie in Freiburg tunlichst nicht wiederholen sollte. Das weiß auch Kevin Volland. "Was wir da zusammengekickt haben, darf uns nicht passieren. Wir sind zu wenig gelaufen, haben die Zweikämpfe nicht angenommen", sagte er.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Breisgauer den Sieg mehr gewollt und mehr dafür getan haben. Das ist angesichts der brisanten Situation unterm Bayer-Kreuz kein gutes Zeichen - und ein weiterer Beleg dafür, dass das Problem der Werkself eher im Kopf als in den Beinen liegt. Es bleibt also weiter viel zu tun für Korkut, vor allem in mentaler Hinsicht.

(RP)
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