Bayer Leverkusen Planlos in der Abwärtsspirale

Leverkusen · Das Alptraumszenario Relegationsplatz gewinnt zunehmend an Wahrscheinlichkeit, wenn sich Bayer 04 nicht dem Existenzkampf stellt.

 Leere Blicke, hängende Schultern: Nicht nur Kevin Volland, Ramazan Özcan, Bernd Leno, Julian Brandt, Jonathan Tah, Karim Bellarabi und Admir Mehmedi (v.l.) waren nach dem 1:4 gegen Schalke sichtlich mitgenommen.

Leere Blicke, hängende Schultern: Nicht nur Kevin Volland, Ramazan Özcan, Bernd Leno, Julian Brandt, Jonathan Tah, Karim Bellarabi und Admir Mehmedi (v.l.) waren nach dem 1:4 gegen Schalke sichtlich mitgenommen.

Foto: MISERIUS

Wie Abstiegskampf funktioniert, konnten Bayers Profis gestern Nachmittag beobachten. Der FC Augsburg zeigte gegen den ebenfalls akut bedrohten Hamburger SV ein starkes Spiel - und gewann das Kellerduell verdient 4:0. Durch den Erfolg des FCA schmilzt Bayers Vorsprung auf den Relegationsplatz, den nun der HSV inne hat, auf drei Zähler.

Was für ein hilfloses Bild gaben dagegen die Profis der Werkself am Freitagabend ab? Die 1:4-Pleite gegen den FC Schalke war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Noch nie lag Bayer 04 bereits nach 18 Minuten im eigenen Stadion 0:3 zurück, es war eine der höchsten Heimniederlagen der Klubhistorie und Trainer Tayfun Korkut gelang es auch im vierten Anlauf nicht, einen Sieg im eigenen Stadion feiern zu können. Außerdem war es nach dem 0:3 gegen Hoffenheim bereits die zweite deutliche Schlappe gegen ein blau-weißes Team im eigenen Stadion. Aber an der Farbe der Trikots wird der streckenweise desolate Auftritt wohl eher nicht gelegen haben.

Die Ursachen für die klare Niederlage liegen laut Korkut vor allem im "brutalen Spielverlauf" begründet. Bayer 04 begann stark, hatte zügig zwei gute Chancen, aber fiel nach dem frühen Gegentreffer durch Schalkes Torjäger Guido Burgstaller (6.) regelrecht auseinander. Die Werkself stellte den Betrieb ein. Nur zehn Minuten später stand es 0:3. Den Fans reichte es bereits zur Halbzeit. Ein Teil der frustrierten Anhängerschaft versammelte sich vor dem Stadion zu einer Blockade. Der Forderung nach einer Aussprache kam das Team am späten Abend nach.

"Es ist wichtig, dass wir das schnell verdauen", sagte Korkut. Wie das gelingen soll, ist eine der vielen Fragen, auf die es nach wie vor keine Antwort gibt. Immerhin hieß es bereits nach dem 1:2 in Freiburg, dass man das möglichst schnell verarbeiten müsse. Dies gelang offenkundig nicht. Die Werkself wirkte verunsichert, ideenlos und bisweilen konfus. "Die Mannschaft hat keine Erfahrung mit Abstiegskampf", betonte der Coach. "Trotzdem müssen wir uns alle der Situation stellen." Daran scheint es jedoch gewaltig zu hapern. Das liegt wohl auch an dem zu lange anhaltenden Gerede über einen vielleicht doch noch möglichen Europa-League-Platz. Als der Weg der Mannschaft längst ins untere Tabellendrittel führte, sprachen Sportchef Rudi Völler und Korkut immer noch beinahe trotzig davon, nicht nach unten schauen zu wollen. Erst nach der Bruchlandung im Breisgau schlich sich das Wort Abstiegskampf in das Vokabular der Verantwortlichen. "Es ist eine Kopfsache", stellte Völler fest und griff einmal mehr tief in die verbale Mottenkiste: "Wir dürfen jetzt nicht zusammenbrechen und müssen Flagge zeigen." Dem nachhaltig erfolglosen Coach gab der Sportchef eine "absolute" Jobgarantie bis zum Saisonende. "Uns fehlt noch ein Dreier und den müssen wir eben nächste Woche holen", sagte Völler. Nach einem klaren Plan klingt das nicht.

Gegner ist dann der FC Ingolstadt, der sich mit Abstiegskampf bestens auskennt. Mit einer "Leistung" wie gegen Schalke dürfte beim Vorletzten nichts zu holen sein.

(RP)
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