Bayer Leverkusen Schmidt ist die Rolle des Sündenbocks leid

Leverkusen · Vor dem Spiel in Dortmund nimmt der Bayer-Coach seine Spieler in die Verantwortung - und kündigt einen Wechsel des Führungsstils an. Chicharito meldet sich rechtzeitig fit für das Spiel.

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Das ist Roger Schmidt

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Foto: AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Roger Schmidt ist die Rolle des Sündenbocks leid. Vor dem Duell heute (15.30 Uhr/Live-Ticker) gegen Borussia Dortmund sagte er: "Ich finde schon, dass die einzelnen Spieler jetzt in der Pflicht sind. Wer's nicht bringt im Spiel und im Training, der kann bei Bayer Leverkusen nicht spielen." Worte, die der 49-Jährige Trainer von Bayer 04 in dieser Deutlichkeit bislang vermieden hatte. Doch einmal in Fahrt gekommen, wetterte Schmidt weiter: "Die, die zuverlässig sind, sollen sich auf ihr Spiel konzentrieren, und die anderen sollen aus dem Quark kommen. Ganz einfach."

Dass der Fußballlehrer den Druck auf seine Stars erhöht, kommt nicht unerwartet. Rudi Völler hatte nach dem enttäuschenden 0:2 der Werkself vor einer Woche gegen Mainz 05 bereits den Startschuss für Schmidts Abrechnung mit seinen Spielern gegeben. Der Sportchef sagte: "Da müssen jetzt einige in den kommenden Tagen mal in den Spiegel schauen. Immer nur abledern oder dankbar sein, wenn der Trainer attackiert wird, ist zu wenig." In Dortmund erwarte er eine entsprechende Reaktion.

Die wünscht sich sicherlich auch der seit Monaten im Kreuzfeuer der Kritik stehende Schmidt. "Wir brauchen mehr zuverlässige Spieler, die sich zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft stellen", erklärte er. Welche Spieler der Fußballlehrer damit genau meinte, ließ er offen. Ein Zeichen dafür, dass der Graben zwischen einem Teil der Mannschaft und dem Coach inzwischen offenbar sehr groß ist, ist es aber allemal.

Die Bayer-Profis müssten von ihrem Trainer erwarten, dass dieser jetzt "entsprechende Maßnahmen" ergreifen und seinen "Führungsstil anpassen" werde. Auch äußerte sich der Coach abermals zu einem eventuellen Abschied aus Leverkusen und sagte: "Ich bin Realist. Wenn Rudi Völler irgendwann der Meinung ist, dass ich nicht mehr der richtige Trainer für Bayer bin, wird er mir das auch sagen. Bei allem freundschaftlichen Verhältnis, das wir haben, hat er eine Verantwortung gegenüber dem Verein." Er spüre aber "die volle Unterstützung".

Zu Hakan Calhanoglu, dessen Berater zuletzt einen möglichen Vereinswechsel im Sommer angedeutet hatte, sagte Schmidt: "Ich würde mich freuen, weiter mit Hakan zusammenzuarbeiten." Falls es doch zum Abschied kommen sollte, dann sei das halt so, erklärte er. Dann hätte Calhanoglu aber "drei Jahre für Bayer extrem viel gegeben."

Inwiefern Schmidts Kritik an seinen Spielern tatsächlich hilft, zurück in die Erfolgsspur zu finden, wird das Team heute vor 80.000 Zuschauern - davon 5100 aus Leverkusen - beweisen müssen. Personelle Sorgen gibt es derzeit kaum: Chicharito hat seine muskulären Probleme überstanden und ist einsatzbereit. Lediglich der gesperrte Calhanoglu sowie Jonathan Tah (Faserriss) fehlen.

(sb)
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